Herne. Nach dem Eis und Schnee kritisieren viele Herner den Winterdienst. Warum das Horst Tschöke, Chef von Entsorgung Herne, nicht nachvollziehen kann.

Der Winterdienst in Herne ist gut aufgestellt. Auch das, was der Winterdienst in den vergangenen Tage geleistet hat, sei gut. Das stellt Horst Tschöke, Chef von Entsorgung Herne, klar. Gegen Wetterkapriolen wie in den vergangenen Tagen, als Eis und Schnee die Stadt lahm legten, sei Entsorgung Herne aber machtlos. In Extremwetterlagen müssten die Bürger Geduld aufbringen, bis alles geräumt sei, sagt er im Gespräch mit der WAZ. Eine Aufrüstung des Fuhrparks mit weiteren Räumfahrzeugen sei nicht der richtige Weg.

Der Vorstand von Entsorgung Herne bittet um Verständnis dafür, dass auch zum Ende der Woche noch längst nicht alle Straßen frei sind von Schnee und Eis: „Manche Situationen sind einfach nicht beherrschbar.“ Nach dem letzten harten Winter 2010 habe die städtische Tochter den Winterdienst bereits verstärkt. Zehn Räum- und Streufahrzeuge stünden jetzt im Fuhrpark, fünf Räumschilde könnten genutzt werden. Das reiche. Auch für das vergangene Wochenende sei Entsorgung Herne gerüstet gewesen: „Alles war gut organisiert.“ Aber: Ein „riesiges Problem“ sei die Wetterlage gewesen. Sie habe ein schnelles Räumen unmöglich gemacht.

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Herne: Viele Bürger haben kein Verständnis für die Lage

(Noch) nicht geräumt: ein Blick auf den Westring in Herne-Mitte am vergangenen Montag.
(Noch) nicht geräumt: ein Blick auf den Westring in Herne-Mitte am vergangenen Montag. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Denn: Durch den Eisregen sei eine dicke Eisschicht auf den Straßen entstanden, der auch die Schilde nichts anhaben konnten. Überhaupt sei der Einsatz der Schilde eher kontraproduktiv gewesen: Nicht das Eis hätten die Schilde beseitigt, sondern den Schnee auf dem Eis – übrig geblieben sei die Eisschicht auf den Straßen. Und der habe man auch mit Salz nur schwer zu Leibe rücken können: weil sie so dick gewesen sei und weil Salz bei Temperaturen ab -7 Grad Celsius abwärts kaum noch wirke.

Horst Tschöke: Vorstand der Entsorgung Herne.
Horst Tschöke: Vorstand der Entsorgung Herne. © Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Viele Bürger zeigen wenig bis kein Verständnis und sind enttäuscht bis entsetzt über den Zustand der Straßen in Herne auch Tage nach dem Schneefall. Das zeigt ein Blick in die Internetforen. Dort gibt es reichlich Kritik an Entsorgung Herne: Von „Leistung wurde nicht erbracht“ bis „Versagen auf ganzer Linie“ ist da die Rede. Das will Horst Tschöke, seit 2013 an der Spitze des Unternehmens, so nicht stehen lassen. Rund um die Uhr seien nachts bis zu 15 und tagsüber bis zu 40 Mitarbeiter unermüdlich im Einsatz gegen Eis und Schnee, sagt er. Dabei seien auch wichtige Zuwege, etwa zu Krankenhäusern, freigelegt worden. Mehr sei aber bei extremen Wetterlagen wie jetzt nicht machbar. Wenn es alle zehn Jahre solche Wetterkapriolen gebe, dann müssten die Bürger ein paar Tage warten, bis wieder alles rund laufe. Ein noch größerer Fuhrpark mit noch schweren Maschinen sei nicht die richtige Antwort: „Wir können nicht alles auf die schwerste Lage hin ausrichten.“

Als nächstes kommen die Nebenstraße an die Reihe

Die aktuelle Lage beschreibt er als „gut“. In der Streustufe 1 – also alle Hauptstraßen – sei nun bis auf punktuelle Ausnahmen alles frei. Das entspreche einer Länge von immerhin 260 Kilometern. Als nächstes komme jetzt die Streustufe 2 mit den Nebenstraßen an die Reihe. Diese sollen ab dem Wochenende beziehungsweise ab kommender Woche von Schnee und Eis befreit werden.

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Bürger bittet Tschöke, Schnee nicht auf die Straße zu werfen. Bürger müssten ihren Gehweg vor den Häusern räumen, aber so, dass Fahrzeuge, darunter auch die Müllfahrzeuge, durch die Straßen gelangen könnten. Auch wenn Entsorgung Herne keine Versäumnisse erkennt: Natürlich würden sich die Verantwortlichen nach dem Winter zusammensetzen und sich hinterfragen, so der Entsorgung-Herne-Chef. Möglich seien Korrekturen. Und auch das sei schon klar: Die städtische Tochter baue ein neues Salzlager auf dem Betriebsgelände auf, damit Salz schneller zur Verfügung stehe, wenn nötig.

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