Herne. Was lange feststand ist nun offiziell: Die Martin-Opitz-Bibliothek wird An-Institut der RUB. Was das konkret heißt und was sich außerdem ändert.
Über 360.000 Bücher, Bände und Schriften, die die Geschichte des östlichen Europas dokumentieren, sind in der Martin-Opitz-Bibliothek (MOB) in Herne zu Hause. Jahr für Jahr werden es mehr, viele von ihnen zusätzlich in digitaler Form. Nun rückt der Standort am Berliner Platz noch ein ganzes Stück weiter in den universitären Lehr- und Forschungsbetrieb: Zusätzlich zu der Anerkennung als An-Institut der Ruhr-Uni Bochum(wir berichteten), soll eine Professur zur deutschen Kultur und Geschichte im östlichen Europa eingerichtet werden.
Mit der Professur soll fortan die Direktion der MOB einhergehen, ein Novum. Noch steht nicht fest, wer das Erbe des langjährigen Direktors Hans-Jakob Tebarth, der zum Jahreswechsel in den Ruhestand geht, antritt. „Die Stelle soll zum Wintersemester 2022/2023 besetzt werden“, erklärt Prof. Markus Kolle, Dekan der Fakultät für Geschichtswissenschaften an der Ruhr-Uni Bochum (RUB). Bevor die Stelle ausgeschrieben und über die Nachfolge entschieden werden kann, muss noch die eine oder andere bürokratische Hürde genommen werden: Die Finanzierungsvereinbarung muss vom Bund unterschrieben und der Kooperationsvertrag mit der RUB endgültig abgeschlossen werden.
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Zusammenarbeit mit Ruhr-Uni Bochum ist zukunftsweisend
Bereits seit 2019 laufen die Verhandlungen zwischen der MOB und der Ruhr-Uni mit dem Bestreben, die beiden Standorte näher aneinander zu binden. Was mit der Anerkennung als An-Institut bereits erfolgt ist, wird nun durch die neue Professur gefestigt. Tebarth, noch der Direktor der MOB, sieht die Entwicklung als einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung: „Wir sind sehr früh in die Digitalisierung eingestiegen, 2002. Die Zusammenarbeit mit der Ruhr-Uni wird uns dabei helfen, noch stärker im Bereich der Digital Hummanities zu arbeiten.“
Digital Hummanities, also digitale Geisteswissenschaften, sind eine Schnittstelle zwischen Geisteswissenschaften und Informatik „Ein immer wichtigerer Bestandteil in der wissenschaftlichen Forschung“, erklärt Kolle von der RUB. Durch die Anbindung an die Bochumer Universität wolle man auch mehr Studierende und Forschende nach Herne holen. „Wir sehen die Martin-Opitz-Bibliothek als einen Ankerpunkt“, erklärt Kämmerer und Stiftungsratsvorsitzender Hans Werner Klee. „Die Campus-Linie U35 hat schließlich zwei Enden und wir wollen auch in Herne Hochschuleinrichtungen etablieren.“
Land NRW finanziert zusätzliche Stelle
Neben dem Zwei-in-Eins-Posten aus Professur und Direktion soll es zudem eine halbe wissenschaftliche Stelle geben, finanziert vom Land. „Wenn alles gut geht, startet die Verstärkung zum neuen Jahr“, sagt Stadtrat Frank Burbulla, Vorstandsvorsitzender der MOB-Stiftung. Diese Verstärkung sei ein wichtiges Signal, denn die Aufgaben einer Uni-Professur beliefen sich lange nicht nur auf das Unterrichten, wie Prof. Markus Kolle aus Erfahrung schildert: „Man ist immer mehr auch Manager für seine Mitarbeiter, aber auch, um Projekte einzuwerben“, erklärt der Historiker und ergänzt: „Der Wissenstransfer an die Öffentlichkeit wird immer wichtiger, das reine Lehren ist nur ein kleiner Teil der Arbeit.“ Der MOB-Direktor Tebarth schmunzelt bestätigend. „Noch bin ich fünf Wochen hier, mal schauen.“
>>> Die MOB als An-Institut
- An-Institute sind rechtlich, organisatorisch und wirtschaftlich eigenständige wissenschaftliche Einrichtungen, die als RUB-Einrichtungen anerkannt sind und mit der Universität zusammenarbeiten. Der Schwerpunkt des Instituts: die deutsche Kultur und Geschichte im östlichen Europa seit dem Mittelalter.
- Die MOB ist Gründungsmitglied des von der RUB initiierten Osteuropa-Collegs NRW und arbeitet regelmäßig mit zahlreichen RUB-Fakultäten und internationalen Institutionen zusammen.