Herne. . Die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne schlägt ein neues Kapitel auf. Sie hat Rollregale angeschafft, um Platz für weitere Bücher zu schaffen.
- Jedes Jahr erhält die bundesweit renommierte Bibliothek bis zu 12 000 neue Bücher
- Da die Außenstelle an der Stöckstraße aufgegeben wurde, bestand Handlungsbedarf
- Vor dem Einbau der Regale mussten Statiker erst prüfen, ob das Gebäude das Gewicht trägt
Geschenke bereiten eigentlich Freude. Und eigentlich ist das bei Bernhard Kwoka auch nicht anders. Doch seit geraumer Zeit weiß er nicht mehr, wo er all die Präsente lassen soll. Der Bibliothekar der Martin-Opitz-Bibliothek erhält nämlich Bücher in rauen Mengen, pro Jahr sind es 10- bis 12 000 Exemplare. „Überall lösen sich Vereine und Einrichtungen auf, die nach dem Zweiten Weltkrieg Vertriebene aus dem Osten im Westen gegründet haben“, erläutert Kwoka. Da das Haus am Berliner Platz im gesamten Bundesgebiet als erste Adresse für Literatur zur Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Europa gilt, landen hier nun die verbleibenden Bücherbestände. Konnte man früher noch die Bände in den eigenen Räumlichkeiten gut und gerne unterbringen, sind die Kapazitäten spätestens seit 2016 absolut ausgeschöpft. Zudem musste die Außenstelle an der Stöckstraße geräumt werden und ist jetzt provisorisch in der Görresschule untergebracht.
Bund und Stadt teilen sich die Investition
Nun standen die Verantwortlichen für die Bibliothek mit Direktor Hans-Jakob Tebarth an der Spitze vor der kniffligen Frage, wie sie allen Büchern, insgesamt handelt es sich um die stattliche Anzahl von 335 000, eine Heimat bieten könnten. Über die Idee, die Flächen auf den drei Etagen zu erweitern, brauchte man nicht lange nachzudenken. Die Umsetzung kam aufgrund der Gegebenheiten und angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen nicht in Betracht. Gesucht war also eine Möglichkeit, bei der die Einrichtung mit dem vorhandenen baulichen Bestand auskommt. Die Lösung besteht nun in Rollregalen, von denen die ersten bereits angeschafft wurden. „Dank dieser Kompaktmagazine haben wir eine Platzreserve für die nächsten fünf Jahre“, sagt Kwoka und blickt dabei in die Zukunft.
Bevor die Bibliothek die neue Technik bestellte, mussten die Statiker ihre Hausaufgaben in dem Gebäude am Berliner Platz erledigen. „Diese große Mengen an Büchern haben auch ein enormes Gewicht“, erklärt der Bibliotheksleiter. „Da galt es schon zu prüfen, ob der Bau die zusätzliche Belastung auch wirklich aushält“. Damit die neuen Regale aufgestellt werden können, hieß es zudem, den gesamten Fußboden zu erneuern.
Die gesamten Investitionskosten liegen bei rund 200 000 Euro. Zwei Drittel der Summe kommen vom Bund, der Bundestag hatte im vergangenen Herbst die Gelder bewilligt, ein Drittel übernimmt die Stadt Herne. Diese Aufteilung von Kosten gilt im Übrigen auch für die gesamte Finanzierung der Einrichtung.
Auch die Heimatstube Jauer schließt
Zu den Beständen der Bibliothek, die bereits seit 1949 besteht, gehören literarische Werke von namhaften, aber auch weniger bekannten Autoren. „Unser erklärtes Ziel besteht darin, Arbeiten von Schriftstellern zu sammeln, die zwar weniger Berühmtheit erlangt haben, aber durchaus lesenswert sind“, erklärt der Leiter. Allerdings finden sich in der Bibliothek auch die Bücher des vor zwei Jahren verstorbenen Literaturnobelpreisträgers Günter Grass, der in Danzig geboren wurde, oder Bände von Siegfried Lenz, der aus Ostpreußen stammte, sowie die Werke von Arno Surminski, der ebenfalls in Ostpreußen das Licht der Welt erblickte.
Aufnehmen wird die Bücherei in Kürze Bände, die derzeit noch an anderer Stelle in Herne aufbewahrt werden, genauer gesagt in der Heimatstube Jauer. Sie teilt das Los mit vielen anderen schlesischen Heimatvereinen, deren Mitgliederzahlen so enorm sinken, dass sie ihre Arbeit einstellen. Daher werden die Bücher von der Gräffstraße bald zum Berliner Platz wechseln.
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Die Bibliothek ist nach Martin Opitz benannt, einem renommierten Dichter aus Schlesien. In Herne wurde die Bücherei kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, weil sich dafür aus dem Osten geflüchtete Menschen stark machten.
Die Einrichtung erhält scharenweise Buchgeschenke, kauft aber auch selbst Literatur ein, zum Beispiele in Antiquariaten. Die Bücherei, die auch über einen Lesesaal verfügt, hat montags bis donnerstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet