Herne. . Als „Bücherei des deutschen Ostens“ 1949 gegründet, wurde die Herner Spezialbibliothek 40 Jahre später zur Martin-Opitz-Bibliothek. Heute feiert sie ihren 25. Geburtstag. 300 000 Medien sind über Fernleihe Nutzern in Nah und Fern zugänglich.
Es ist still im Lesesaal der Martin-Opitz-Bibliothek an diesem frühen Nachmittag. Zwei Besucher studieren geräuschlos in alten Büchern, ein älterer Mann sitzt vor dem Mikrofiche-Gerät. Um sie herum: Regale. Mit Adelslexika und Trauregistern aus Kirchenbüchern, mit Nachschlagewerken zu altpreußischen Ortsnamen und sudetendeutschen Familiennamen, mit Biografien, Enzyklopädien und Adressbüchern, aus Königsberg, Kattowitz, Jauer... Sogar weiße Handschuhe liegen bereit.
Es ist ein spezielles Publikum, das sich in der Bibliothek zu Hause fühlt, die der Großteil der Herner noch nicht von innen gesehen haben dürfte. Menschen, die nach ihren Wurzeln suchen, die im heutigen Osteuropa liegen, aber auch zunehmend Wissenschaftler. Mit wenigen Dutzend Büchern als „Bücherei des deutschen Ostens“ 1949 gestartet, verfügt die von Stadt und Bund finanzierte Martin-Opitz-Bibliothek als Nachfolgerin heute über 300 000 Medieneinheiten. Hier die wichtigsten Fakten.
Wie entstand die Bibliothek?
Angesichts der im Ruhrgebiet stark vertretenen Zuwanderer aus dem Osten (Flüchtlinge, Aussiedler, Arbeitsmigranten) versteht sich die Bibliothek als „Kulturbrücke zwischen Ost und West“. Sie will Vorbehalte abbauen, informieren und integrieren.
Was wird gesammelt?
Die Bibliothek sammelt Geschichte, Literatur und Soziologie aus dem (heutigen) Polen, Litauen, Lettland, Estland, Russland, GUS-Staaten (v.a. Ukraine und Moldawien), Tschechische und Slowakische Republik, Ungarn, Rumänien, Serbien, Kroatien, Slowenien.
Wer nutzt die Bibliothek?
Etwa 3000 Benutzer mit 16 000 Ausleihen wurden im letzten Jahr gezählt (ohne Lesesaal). 2014 verzeichnete die MOB erstmals über 100 000 Internetbesuche.
Wer war Martin Opitz?
Der „Vater der deutschen Dichtung“ wurde 1597 in Bunzlau geboren und starb 1639 in Danzig. Geschichte und Literatur bestimmten sein Leben. Seine Lebensbahn umreißt, geografisch gesehen, einen Großteil des Sammelgebiets.
Was bietet die MOB vor Ort?
Der Lesesaal mit seiner Handbibliothek ist montags bis donnerstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Gewünschte Bücher werden umgehend herausgegeben.
Wie nutzen Auswärtige sie?
Über Fernleihe können sie die Bücher der MOB bestellen. Über eBooks on Demand können Nutzer Bücher aus dem Altbestand gegen Entgelt digitalisieren lassen.
Der 25. Geburtstag der Martin Opitz Bibliothek und der 65. der Bücherei des Deutschen Ostens wird heute um 18 Uhr mit einem Festakt im Vortragssaal begangen.