Herne. Die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne wird An-Institut der Bochumer Ruhr-Uni. Dazu kommt ein Professor, der auch Direktor der Einrichtung wird.

Die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne-Mitte soll an die Ruhr-Uni Bochum angedockt und ein An-Institut werden. Das beschloss der Rat. Damit, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) in der Sitzung, werde die „MOB“ zur Wissenschaftseinrichtung und weiter aufgewertet. Nicht zuletzt stärke dieser Schritt den Wissenschaftsstandort Herne.

Die Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek wurde 1989 von der Stadt Herne und dem Land NRW aufgebaut. Sie ging auf die 1948 durch die Stadt gegründete Bücherei des deutschen Ostens zurück. Der Bund finanziere die Einrichtung mit rund 70 Prozent, die Stadt mit 30 Prozent, informierte Stadtdirektor Hans Werner Klee die Politik. Die MOB sei heute eine öffentlich zugängliche wissenschaftliche Spezialbibliothek zum Thema „Deutsche Kultur und Geschichte im östlichen Europa“, die weiter ausgebaut werden soll – auch als Digitalisierungsschwerpunkt und Dienstleister für einen „Verbundkatalog östliches Europa“, dem über 30 weitere Einrichtungen angeschlossen seien.

Herne: MOB-Direktor tritt Ende des Jahres in den Ruhestand

Tritt in Ruhestand: Hans-Joachim Tebarth, Direktor der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne.
Tritt in Ruhestand: Hans-Joachim Tebarth, Direktor der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Das Land NRW schlug nun vor, die Martin-Opitz-Bibliothek durch die Bildung eines so genannten An-Instituts der RUB aufzuwerten. An-Institute sind rechtlich selbstständige Einrichtungen an Hochschulen, die zwar organisatorisch, personell und räumlich mit ihnen verflochten sind, aber nicht in die Hochschule integriert sind. Als An-Institut soll auch eine Professur zur deutschen Kultur und Geschichte im östlichen Europa eingerichtet werden, „um das gesamte Thema dauerhaft als Teil des gemeinsamen kulturellen Erbes zukunftssicher und -tauglich, wissenschaftlich fundiert und technisch zeitgerecht aufzubereiten und zu präsentieren“, so hieß es im Beschlussvorschlag der Stadt.

Die Anerkennung als so genanntes An-Institut der RUB würde den Standort Herne für die Bibliothek sichern und aufwerten, warb Stadtdirektor Klee für die Zustimmung der Ratsvertreterinnen und -vertreter. Die Einrichtung einer Professur garantiere dauerhaft und nachhaltig zusätzliche Mittel des Landes. Der Professor soll in Personalunion auch die Direktion der MOB übernehmen. Der aktuelle MOB-Chef Hans-Jakob Tebarth, ab 2002 stellvertretender Direktor und ab 2012 Direktor, gehe zum Ende des Jahres 2021 in den Ruhestand. Eine wissenschaftliche Bibliothekar-Stelle in Teilzeit, insbesondere zur Sicherung der Bibliotheksarbeit, werde als Kompensation für die Arbeitsanteile der Professur in Forschung und Lehre geschaffen, ebenfalls finanziert durch das Land, hieß es. Und: Ein weiterer Ausbau der Professur zu einem Forschungsinstitut sei nicht ausgeschlossen.

Stadt rechnet mit mehr Studierenden in Herne

Zusätzliche Kosten, sagte Stadtdirektor Klee im Rat, entstünden für die Stadt nicht. Sämtliche zusätzliche Personalkosten sowohl für die W 3-Professur als auch für die halbe zusätzlichen Bibliothekar-Stelle E 13 würden durch das zuständige Landesministerium übernommen. Dazu gehörten auch die Personalnebenkosten bis hin zu den Pensionsleistungen und gegebenenfalls Mieten für zusätzliche Büros. Die exakten Kosten könnten jedoch erst nach der Besetzung beider Stellen ermittelt werden. Durch den Wegfall der Sozialleistungen ist das angestrebte Modell für die Stadt Herne kostenneutral.

Bei der Abstimmung im Rat gab es 58 Ja-Stimmen, keine Nein-Stimmen und keine Enthaltung. Die Stadt rechnet damit, dass durch die MOB als An-Institut nun auch mehr Studentinnen und Studenten nach Herne kommen.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Bibliothek

Die Martin-Opitz-Bibliothek ist eine Spezialbibliothek für deutsche Kultur und Geschichte im östlichen Europa und nach Angaben der Verwaltung einer der wenigen Wissenschaftsstandorte der Stadt Herne. Namenspatron der Bibliothek ist der schlesische Barockdichter und Historiograph im Dienste des polnischen Königs Martin Opitz (1597-1639).

Hauptaufgabe der Einrichtung ist die zukunftsfähige Sicherstellung der überregionalen Literaturversorgung zur deutschen Geschichte und Kultur im östlichen Europa durch Sicherung von Beständen, Sammlung, Erschließung und Vermittlung. Laut Stadt arbeitet sie unter anderem mit Bibliotheken, Forschungsinstituten sowie den Staatsbibliotheken in Berlin und München zusammen und richte regelmäßig internationale Tagungen in Zusammenarbeit mit Partnerinstituten im östlichen Europa aus.