Herne. Viele Museen setzen immer mehr auf Nachhaltigkeit. Wie Klimaschutz im Museum geht, sagt Stefanie Dowidat vom Archäologiemuseum in Herne.

Stefanie Dowidat, Ausstellungsgestalterin im Museum für Archäologie in Herne, arbeitete am Positionspapier „Initiative für mehr Nachhaltigkeit in den Museen“ mit. Der Museumsträger Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) veröffentlicht ein Interview mit seiner Mitarbeiterin Dowidat zum Thema Museen und Klimaschutz. Die WAZ gibt es gekürzt wieder.

„Pest“,„Schätze der Archäologie Vietnams“ und „Aberglaube“ sind nur einige der Ausstellungshöhepunkte, die Sie für das LWL-Archäologiemuseum in Szene gesetzt haben. War der buddhistische Tempel, den Sie 2018 nachgebaut haben, recycelbar?

Für die kommende Ausstellung „Stonehenge“ will das Archäologiemuseum in Herne überwiegend Holzmaterial nutzen: Ausstellungsgestalterin Stefanie Dowidat, hier bei einer Führung mit WAZ-Lesern.
Für die kommende Ausstellung „Stonehenge“ will das Archäologiemuseum in Herne überwiegend Holzmaterial nutzen: Ausstellungsgestalterin Stefanie Dowidat, hier bei einer Führung mit WAZ-Lesern. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Tatsächlich steht der gewaltige Tempel jetzt in den Veranstaltungsräumen von Kraftwerk Berlin. Er ist also ein gutes Beispiel dafür, wie Kreislaufwirtschaft im Kulturbereich funktionieren kann. Für die Vietnam-Ausstellung konnten wir an dieser Stelle ein starkes „Bühnenbild“ schaffen und trotzdem nachhaltig arbeiten. Klimaschutz spielt auch bei uns in der Ausstellungsplanung und -umsetzung eine immer größere Rolle.

Wie sieht Klimaschutz konkret im LWL-Archäologiemuseum aus?

Im Gespräch mit Kollegen und Kolleginnen aus allen Bereichen des Hauses - vom Kurator bis hin zur Kassenkraft - entwickeln wir Ideen, wie das Museum und auch wir klimafreundlicher arbeiten können. Die Sonderausstellung „Graben im Gestern“ zur Archäologie der Moderne 2023 ist die erste, die wir möglichst nachhaltig umzusetzen wollen. Für die kommende Ausstellung „Stonehenge“ verwenden wir überwiegend Holzmaterial als nachwachsenden Rohstoff. Darüber hinaus versuchen wir uns am Klimaschutz immer wieder auch im Kleinen: Wir recyceln jetzt schon Ausstellungsmaterialien zu Marketing-Artikeln wie Taschen oder Lampenschirme und verkaufen Exponate und Gestaltungselemente auf unserem Weihnachtsbasar.

Mit welchen Mitteln lässt sich eine Sonderausstellung möglichst klimaneutral umsetzen?

Das fängt an bei den Vergaberichtlinien zugunsten von nachhaltig produzierenden Firmen und geht über den Einsatz von Ökostrom und das Ausmachen von Energiespar-Möglichkeiten bis hin zur Vermeidung von Flügen für Exponate aufseiten der Kuratoren und Leihgeber. Mit dem Rad zur Arbeit oder der Einkauf von fair produziertem Kaffee, das sind erste Schritte, die wir alle leicht machen können.

Warum wird das alles nicht bereits flächendeckend umgesetzt?

Umweltfreundliche Materialien stellen Kuratoren häufig vor schwierige Entscheidungen: Sie entsprechen nicht immer den konservatorischen Auflagen zum Schutz der Exponate oder den Brandschutzvorgaben. Wenn Museen ihre Materialien nicht dauerhaft lagern können oder speziell angefertigtes Mobiliar aufgrund fehlender Raumkapazitäten entsorgen müssen, nützen selbst der Einsatz natürlicher Rohstoffe und der Verzicht auf schwer recycelbare Verbundstoffe oder Kunststoffe wenig. Was es braucht, ist eine sinnvolle Kreislaufwirtschaft. Eine gemeinsame, auf regionaler Ebene organisierte Weitergabe und Nutzung von Materialien, Mobiliar, Vitrinen, Beleuchtung und Medien wäre die Lösung.

Welche ökologische Verantwortung tragen Museen?

Museen werden von den Auswirkungen des Klimawandels in unterschiedlicher Intensität betroffen sein, insbesondere wenn Exponate dauerhaft klimatisiert werden müssen. Bei steigenden Außentemperaturen fallen zum Beispiel höhere Energieausgaben an. Für die künftige Praxis im Umgang mit musealen Sammlungen ist Klimaschutz deshalb auch von strategischer Bedeutung.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Zur Person

Stefanie Dowidat wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, zum virtuellen Runden Tisch „Museen und Klimaschutz“ eingeladen und arbeitete am Positionspapier „Initiative für mehr Nachhaltigkeit in den Museen“ mit, teilt der LWL mit.

Das Positionspapier „Initiative für mehr Nachhaltigkeit in den Museen“ gibt’s im Internet unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/gruetters-museen-muessen-nachhaltiger-werden-1918172