Herne. Die Ausstellung setzt den berühmten Steinkreis in Südengland in Beziehung zur vom Bergbau geprägten Landschaft des Ruhrgebiets.
Wie in allen Kultureinrichtungen ist im Herner LWL-Museum für Archäologie der Blick in die Zukunft getrübt. Ob die nächste große Sonderausstellung "Stonehenge" tatsächlich im September 2021 eröffnet werden kann, sei noch nicht abzusehen, sagt Museumsleiterin Doreen Mölders. "Wir haben noch keinen konkreten Eröffnungstermin im Auge." Trotzdem: Die Vorbereitungen laufen, und ab April soll der Aufbau starten.
Landschaften in Beziehung gesetzt
Was ist die Idee? Der berühmte Steinkreis in Südengland sei "ein Beispiel für die Fortschrittlichkeit vorgeschichtlicher Bau- und Ingenieurskunst und ihr monumentaler Höhepunkt", teilt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe in seinem Jahresausblick mit. Stonehenge wird dargestellt als Teil einer rituellen Landschaft mit jahrtausendealter Geschichte von der mittleren Steinzeit bis zur Bronzezeit. Diese Geschichte werde in Herne mit der westfälischen Landschaft gestern und heute – Stichwort Bergbau – in Beziehung gesetzt.
Spektakulärer Blickfang ist dabei eine acht Meter hohe Nachbildung des inneren Steinkreises in der zwölf Meter hohen Halle. Der äußere Steinkreis ist als Projektion zu sehen. Gestaltet wird das Ensemble in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Ludwig-Boltzmann-Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro). Das besondere Erlebnis sei die sich nach Tageszeit wandelnde Lichtstimmung, erklärt Doreen Mölders. "Sonnenaufgang und und Sonnenuntergang werden simuliert" – orientiert an den echten Zeitverhältnissen. Das heißt: "Die Besucherinnen und Besucher nehmen die Ausstellung abends anders wahr als vormittags und im Winter anders als im Sommer." Ein Konzept, das die Museumsleiterin überzeugt hat.
Die Zahl der Leihgaben hält sich dieses Mal in Grenzen. Bei der "Pest!"-Ausstellung seien es über 70 Leihgeber gewesen, jetzt nicht einmal zehn. Vor allem mit Museen in England stehe man in Kontakt, die LWL-Archäologie in Münster trage etwas zum westfälischen Teil der Ausstellung bei.
Zufrieden mit den Online-Führungen
Während also die Museumsverantwortlichen in Zoom-Konferenzen die neue Sonderausstellung planen, geht in Herne bei Schließung des Museums zumindest der digitale Betrieb weiter. "Die Online-Führungen laufen gut", freut sich Doreen Mölders. Im Dezember habe es 15 Buchungen gegeben, im Januar bisher zehn. Für 45 Euro pro Führung kann sich eine Gruppe oder Familie individuell durch die Dauerausstellung führen lassen. Schwerpunkte sind die Steinzeit und die Römerzeit. Zwei "echte" Mitarbeitende bewegen sich mit Videokameras durch die Ausstellung und können auf die Wünsche der Besucher reagieren, nah rangehen oder mal die Perspektive wechseln zum Beispiel.
Die Devise "Pay what you want" habe bisher dazu geführt, dass alle den regulären Preis gezahlt hätten, auch wenn die Technik noch nicht 100-prozentig zuverlässig funktioniere. Doreen Mölders möchte das Format auf jeden Fall beibehalten, auch wenn Museumsbesuche wieder möglich sind. "So können wir unsere Reichweite erhöhen." Das Goetheinstitut und sogar eine Gruppe aus der Ukraine hätten das Angebot schon wahrgenommen.
Während die Sonderausstellung entsteht, wird auch die Dauerausstellung "aufgefrischt". "Einige Inhalte sind veraltetet", erklärt die Archäologin. Sie müssten dem Forschungsstand angepasst werden. Und dann steht ja auch 2023 die nächste Sonderausstellung an, zur Archäologie der Moderne und Zeitgeschichte.