Herne. . Das LWL-Museum für Archäologie öffnete seine Pforten für WAZ-Leserinnen und -Leser. Volontär Markus Coesfeld führte sie hinter die Kulissen.
Knapp drei Monate sind es noch und dieses Mal soll es klappen: Am 7. Oktober wird eröffnet. Fast zehn Jahre haben die Vorbereitungen für die „Schätze Vietnams“ gedauert. Endspurt also für das Team des Herner LWL-Museums für Archäologie. Einer der Mitarbeiter ist Markus Coesfeld, wissenschaftlicher Volontär in der Museumspädagogik. Mit ihm arbeitete sich eine Gruppe von WAZ-Leserinnen und -Lesern vom vierten Stock durch Büros und Werkstätten herunter bis in die Sonderausstellungshalle.
Rundgang durch die Etagen
Warm ist es an diesem Donnerstagnachmittag bei Sandra Maus im Büro im 4. Stock, das sie mit drei Kollegen teilt. Mediävistin ist sie eigentlich und eingestellt für die Pest-Ausstellung 2019, aber jetzt „mit voller Hingabe“ in die Vietnam-Schau eingebunden.
„Viele Exponate werden das erste Mal außerhalb Vietnams gezeigt“, macht sie die Bedeutung der Ausstellung deutlich. Momentan hat Sandra Maus mit Texten für die Printmedien und die Werbekampagnen zu tun. Das Nationalmuseum in Hanoi und sieben Provinzmusen stellen wertvolle Stücke zur Verfügung, sagt sie. Im September werden die Exponate erwartet.
Gezeigt werden aber nicht nur archäologische Highlights, auch die neuere Geschichte inklusive Vietnamkrieg soll in einem „Epilog“ behandelt werden. Für Verzögerungen habe u.a. die Höflichkeit der Asiaten gesorgt, erzählt Sandra Maus lachend. „Man sagt dort nicht, wenn etwas nicht passt.“ Zudem seien die Verhandlungen über Leihverträge unglaublich langwierig gewesen.
Weiter geht es durch das Büro des Museumsleiters Josef Mühlenbrock - er ist gerade nicht im Haus - auf die Terrasse, über die der Wind fegt. Ein Blick auf die Solardächer der Museumshallen, und die Gruppe steigt weiter treppab, in die Gestaltungswerkstatt von Stefanie Dowidat. Auch sie ist ausgeflogen, hat aber ein paar Skizzen und Pläne zur Vietnam-Ausstellung liegen lassen. Ein Tempelvorbau ist zu erkennen, der zwar nicht rekonstruiert werde,, aber in irgendeiner Weise schon im Zentrum der Ausstellung stehen soll, weiß Markus Coesfeld.
„Irrtümer und Fälschungen“
In einem kleinen Büro eine Etage tiefer sitzt Tobias Esch. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter seit Anfang Juli, was mit der Vietnam-Ausstellung ausnahmsweise nichts zu tun hat. „Irrtümer und Fälschungen“ in der Archäologie sind Thema der Ausstellung, die er konzipiert und die Anfang 2018 eröffnet wird. Mit ein paar Beispielen gibt Esch den Besuchern einen kleinen Vorgeschmack. Gelächter, als er auf dem Bildschirm zeigt, dass die „Bügelkrone“ aus dem Fürstengrab in Wirklichkeit ein Eimer ist, und wie in Herten ein Haufen Feuersteine eine Stadt ins Grübeln bringt.
Vorbei am Vortragssaal im 1. Stock erreicht die Gruppe das Parterre, wo Markus Coesfeld sie in ein Lager führt, in dem Rollrasen und Scheinwerfer ordentlich verstaut sind. Wo kürzlich noch das „Wilde Westfalen“ zu bestaunen war, sind jetzt Vitrinen zwischengelagert. Ein Rolltor erlaubt einen Blick auf die Anlieferungsrampe: Sie kann sogar beheizt werden. Die Gruppe ist jetzt im Reich der Handwerker. Zwei Besucherinnen staunen über dessen Größe und Ausstattung inklusive der neuen Säge für vier Meter hohe Bretter. Schreiner, Tischler und Modellbauer arbeiten hier.
Endstation Museumspädagogik
Noch schnell durch das Depot und dann endlich in die Halle: Hier also werden Vietnams Schätze präsentiert, auf die außer Rigipswänden noch nichts hindeutet – alles noch im Aufbau. „Ich kann nicht schließen, ohne ihnen meinen Kernbereich zu zeigen“, beendet der Volontär nach 100 Minuten seine unterhaltsame Führung: der Raum der Museumspädagogen, in dem Bogen gebaut oder Schachfiguren gegossen werden. Ermattet sinken die Besucher auf die Stühle, blicken hinaus, wo die letzten Sonnenstrahlen den grünen Innenhof bescheinen.
„Schätze der Archäologie Vietnams“ ist im LWL-Museum für Archäologie am Europaplatz 1 vom 7. Oktober 2016 bis 26. Februar 2017 zu sehen.
Die Ausstellung zeigt spektakuläre Funde von der Steinzeit bis zur Gegenwart wie prunkvolle Zepter aus Stein, kostbare Fabelwesen aus Terrakotta, riesige Trommeln aus Bronze.
www.vietnam-ausstellung.de