Herne. Herne soll grüner werden: Mit einem bunten Strauß an Projekten und Initiativen wollen Politik und Stadt den Klimaschutz fördern. Darum geht es.
Herne startet eine Offensive für den Klima- und Artenschutz: Dächer, Fassaden, Garagen, öffentliche Gebäude, Mittelstreifen – alles soll grüner werden. Um gleich vier aktuelle Projekte und Initiativen ging es am Mittwoch im Umweltausschuss.
Gründächer für Herne
Kampf den Hitzeinseln! Ein neues Programm soll Gebäudeeigentümer in Herne zum Bau von Gründächern animieren und damit einen ganz konkreten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. „Durch Gründächer werden Biotope und Verdunstungsflächen geschaffen, um den stetigen Flächenverbrauch teilweise auszugleichen“, erklärt die Stadt. Dachbegrünungen möglichst in Vierteln mit hoher Hitzebelastung sollen zur Bindung von CO2 und Feinstaub sowie zu einer Verbesserung des Lokalklimas durch weniger starke Erwärmung der Dächer im Sommer führen.
Finanzieren will die Stadt dies über ein Förderprogramm des Landes: „Wir warten derzeit auf die Zustimmung“, so Daniel Wirbals, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung. Zusätzliche finanzielle Mittel für diese Aufgabe erhofft sich die Stadt von der Emschergenossenschaft.
100 grüne Garagen
Mehrere Nummern kleiner fällt das Projekt „100 Grüne Garagen“ aus. „Hier liegt der Schwerpunkt auf dem Artenschutz“, sagt Gudrun Kaltenborn von Stadtgrün. Auch kleine Flächen wie Garagen könnten dabei etwas bewirken und zum Erhalt der Tierwelt beitragen. Klimawandel, Einsatz von Pestiziden und die Zerstörung von Lebensräumen trügen dazu bei, dass viele Insektenarten vom Aussterben bedroht seien. Mit blühenden Garagendächern sollen Hernerinnen und Herner ein Nahrungsangebot für Wildbienen und andere Arten schaffen.
Grüne Wartehäuschen
Im Jahr 2020 haben die Stadt und die HCR in einem Pilotprojekt drei Wartehäuschen mit begrüntem Dach errichtet. Und zwar: an den Haltestellen „Am Rottfeld“ und „Am Mühlenbach“ (beide Wanne) sowie „Hiberniaschule“ (Holsterhausen).
Weitere begrünte Fahrgastunterstände seien aktuell nicht geplant, so die Stadt auf Anfrage von Ulrich Nierhoff (FDP) im Umweltausschuss. Zunächst werde eine Bewertung von Mehraufwand und -kosten „im Verhältnis zum Nutzen“ vorgenommen.
Die einmaligen Kosten für die Errichtung eines Wartehäuschens mit Gründach liegen derzeit bei rund 9.000 Euro, so die Stadt. Zusätzlich fielen laufende Kosten für die Grünpflege an. Das Standardmodell koste rund 6.000 Euro.
Insgesamt 100 Garagenbesitzer sollen von der Stadt einmalig mit jeweils 100 Euro gefördert werden und damit einen Anreiz erhalten, die etwa fünf- bis zehnmal so teure Begrünung anzugehen. Die Vergabe ist an Bedingungen geknüpft, soll aber möglichst unbürokratisch erfolgen.
Dach- und Fassadenbegrünung städtischer Gebäude
Nicht nur Bürger, sondern auch die Stadt soll einen größeren Beitrag im Kampf gegen den Klimaschutz und das Artensterben leisten, finden SPD und CDU. Auf Antrag von Rot-Schwarz fordert der Umweltausschuss die Verwaltung einstimmig dazu auf, alle öffentlichen Gebäude der Stadt und ihrer Töchter auf die Möglichkeit einer Dach- und Fassadenbegrünung zu prüfen.
Es wäre ein gutes Signal an die Bevölkerung, wenn die Stadt hier vorangehen würde, so Barbara Merten (CDU). Wenn man beispielsweise Dach und auch Fassade des Kulturzentrums begrünen könnte, „wäre das ein absolutes Highlight“. Klaudia Scholz (Linke) hat derweil den 2020 fertiggestellten Zentralen Betriebshof der Stadt im Blick. Sie habe sich sehr gewundert habe, dass dort eine Begrünung keine Rolle gespielt habe.
Begrünung von Mittelstreifen
Bereits im März hat die CDU die Verwaltung dazu aufgefordert, eine Begrünung aller Mittelstreifen zu prüfen und darüber nachzudenken, ob die bereits vorhandenen Rasenflächen durch Wildblumenmischungen ergänzt werden könnten. Die Stadt stellt dieses Thema in einen größeren Zusammenhang und verbindet es mit der geplanten Aufwertung des Straßenbegleitgrüns nach ökologischen Gesichtspunkten und konkret der Aktion „Herne blüht auf“.
Im Jahr 2020 seien Blühstreifen u.a. im Mittelstreifen Sodinger Straße und im Bereich Hölkeskampring/Westring angelegt worden, so Stadtgrün-Mitarbeiterin Gudrun Kaltenborn. Dabei handele es sich um Versuchsstreifen aus verschiedenem regionalem Saatgut, das nach dem sehr trockenen und heißen Sommer nur teilweise und verzögert gekeimt sei. Nach einer Dokumentation und Auswertung will die Verwaltung unter Berücksichtigung der (relativ hohen) Kosten und des Pflegeaufwands über die Ausweitung des Projekts nachdenken. Möglicherweise würden hier in den nächsten Jahre neue Förderprogramme aufgelegt.
Zur kurzfristigen Aufwertung von städtischen Flächen will die Verwaltung auch in diesem Jahr wieder die schon bekannten und bei der Bevölkerung sehr beliebten einjährigen Blühmischungen anlegen. Die Aussaat erfolge noch im Mai, so Kaltenborn.