Wattenscheid/Bochum. . Der Umweltausschuss stimmt dem Grundsatzbeschluss „Grüne Dächer für Bochum“ mit klarer Mehrheit zu. Förderprogramm soll Eigentümer unterstützen.

Aktiv die Luftqualität verbessern, Hitzeinseln entschärfen: Mit bepflanzten Dächern im Stadtgebiet – vor allem in den Zentren – soll langfristig und lokal auf den globalen Klimawandel reagiert werden. Der Grundsatzbeschluss „Grüne Dächer für Bochum“ samt Änderungsantrag der Ratsfraktionen der SPD, CDU und Grünen wurde Donnerstagnachmittag (24.) im Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung bestätigt – mit sehr deutlicher Mehrheit. Die neue Formulierung schließt ausdrücklich und „vorrangig“ alle Citys ein: Bochum, Wattenscheid und die der Stadtteilzentren. Dort sind Bevölkerungsdichte und Hitzebelastungen besonders hoch.

Auf lokalpolitischer Ebene setzten sich Deborah Steffens (SPD), Karl-Heinz Christoph (CDU) und Oliver Buschmann (Die Grünen) gemeinsam an einen Tisch und arbeiteten den beschlossenen Änderungsantrag zur Verwaltungsvorlage aus. Diese beinhaltet, dass „bei der Aufstellung aller neuen Bebauungspläne“ in Bereichen mit hoher Hitzebelastung „verstärkt planungsrechtliche Möglichkeiten zur Festsetzung von Dachbegrünung“ bei bestimmten Dachtypen zum Einsatz kommen.

Bepflanzung hat hohen Stellenwert

Steffens zum Grundsatzbeschluss: „Studien bestätigen, dass die biologisch sinnvolle Bepflanzung von Dächern für das innerstädtische Klima einen hohen Stellenwert hat. Wichtig ist uns, dass der Antrag nichts auferlegt und Eigentümer nicht verpflichtet, ihre Dächer zu begrünen.“ Vielmehr stehe der Aspekt des „Anreizes und des Erkennens“ im Vordergrund: „Wir möchten nichts von oben herab diktieren.“ Bei städtischen Bauprojekten sieht es der Antrag vor, „Dachbegrünung – soweit möglich – verpflichtend umzusetzen“.

Christoph fährt fort: „Eigentümer müssen besser informiert werden, welche Fördermöglichkeiten es gibt.“ Ebenfalls soll ein neues Förderprogramm erarbeitet werden – ähnlich des Fassadenprogramms der „Sozialen Stadt“, um auch finanzielle Vorteile für eine langfristige Verbesserung des lokalen Klimas zu schaffen.

Grüne Dächer senken Betriebskosten

Die Verwaltung und Christoph weisen zudem auf geringere Kosten hin, rechnet man diese auf die gesamte Nutzungsdauer hoch. Zwar sei ein bepflanztes Dach zunächst teurer in der Herstellung als ein normales Flachdach. Das bepflanzte habe jedoch eine höhere Lebensdauer, durch niedrigere Regenwassergebühren können „Betriebskosten reduziert werden“.

Der Hochsommer 2018 hat deutlich gezeigt, wie stark bebaute und bewohnte Gebiete durch Hitze betroffen sind. Solche Flächen sind in einer „Handlungskarte Klimaanpassung“ aufgeführt. Die Gefährdungspotenziale der Belastungen sind eingeteilt in die Typen A (durchschnittliche Bevölkerungsdichte), B (hohe Dichte) und C (sehr hohe Dichte). In den Fokus rücken die Typen B und C – etwa WAT-Innenstadt, aber auch Gebiete in anderen Ortsteilen.

Umweltamt informiert über Funktionsweise

Bereits in der Ausschusssitzung im November regte die Fraktion FDP und Die Stadtgestalter an, einen exemplarischen Dachpark in Bochum zu errichten. So könne man Bürgern die Nutzen einer Begrünung näherbringen.

Das Umwelt- und Grünflächenamt informiert, welche Pflanzenarten bei der Dachbegrünung besonders sinnvoll sind. Zudem wird erklärt, wie der „Schichtenaufbau“ funktioniert. Informationen gibt es auf der Homepage der Stadt. Dort wird auch ein PDF-Dokument zum Download bereitgestellt.

Flachdächer sind geeignet

In Frage kommen besonders Flachdächer auf Wohn- und Gartenhäusern, Garagen und Carports. Oliver Buschmann: „In Fußgängerzonen ist wenig Raum für andere Arten der Begrünung. Es bleiben nur Fassaden und vor allem Dächer, über die viel erreichbar wäre.“ Natürlich auch auf gewerblichen und öffentlichen Gebäuden.

>>>>>>Pflanzen filtern Schadstoffe und Staub

Neben Abkühlung können bepflanzte Dächer auch Abhilfe bei Extremniederschlägen schaffen. Regen wird gespeichert und verdunstet, Kanäle werden entlastet. Zudem filtert geeigneter Bewuchs Staub und Schadstoffe aus der Luft. Insekten – z.B. Schmetterlinge und Bienen – sowie Vögel können von den zusätzlichen Grünflächen in der Höhe profitieren.

Stadtsprecher Peter van Dyk informiert: „Es gibt bereits einzelne begrünte Dächer in Wattenscheid. Beispielsweise wurde ein Teil des Dachs einer Großbäckerei im Gewerbegebiet Zeche Holland mit einer Dachbegrünung errichtet.“ Eine konkrete Bestandsaufnahme wurde bislang nicht durchgeführt.

Baubürgerbüro informiert Eigentümer

„Das Bauordnungsamt ist federführend bei der Beratung, ob die Begrünung eines Flachdachs bauordnungs- und bauplanungsrechtlich zulässig ist“, so van Dyk weiter. Eigentümer können sich an das Baubürgerbüro wenden. Vor allem bei Neubauten und Sanierungen sollen Dachbegrünungen ein wichtiger Faktor werden.

Neben der Minderung der Abwassergebühren gibt es bislang „von Seiten der Stadt Bochum keine finanzielle Förderung für den Bau von Gründächern“. Ein weiterer wichtiger Faktor, warum ein gefordertes Förderprogramm essenziell für die Umsetzung wäre.

„Man muss am Ball bleiben“

Karl-Heinz Christoph schließt: „Man kann den Klimawandel nicht leugnen und muss am Ball bleiben. Auch wenn es zunächst kleine Schritte sind – am Ende wird ein großes Ganzes daraus.“