Herne. Nachdem H&M am 5. Dezember, zum letzten Mal seine Herner Filiale geöffnet hatte, verabschiedet sich ein weiterer Händler aus der Herner City.

Weitere schlechte Nachricht für die Herner Innenstadt: Nachdem die schwedische Textilkette H&M am Samstag, 5. Dezember, zum letzten Mal seine Filiale geöffnet hatte, verabschiedet sich nun ein weiterer Händler an zentraler Stelle vom Standort.

Die Gerüchte, die seit ein paar Tagen kursieren, haben sich bestätigt. Der Schuhhändler Reno verlässt Herne. Erste deutliche Indizien gab es am Wochenende. Das Geschäft schloss seine Pforten am Samstag bereits um 13 Uhr. Am Sonntagmorgen war bereits das große Reno-Logo über dem Eingang abmontiert, die Schaufensterdekoration war ausgeräumt und im Laden waren große Pappkartons zu sehen. Am Montagmorgen waren mehrere Mitarbeiter damit beschäftigt, die noch vorhandene Ware zu scannen und einzupacken. Eine Mitarbeiterin bestätigte, dass der Laden schließt.

Damit schließt sich das Kapitel Herne für Reno ungewöhnlich schnell. Erst im August 2019 war Reno in die Räume eingezogen, in denen zuvor eine Filiale von CCC Shoes & Bags war. Der Standort wurde geschlossen, weil sich CCC vom deutschen Markt zurückzog.

AFSU plant einen Multi-Kulti-Supermarkt

Ein Reno-Sprecher teilte mit: „Diese Filiale ist eine ehemalige Filiale der CCC Germany, die auf Reno umgewandelt wurde. Der Standort wird geschlossen, da sich die CCC Germany GmbH aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung befindet und der Mietvertrag noch unter der CCC Germany GmbH läuft.“ Und ein CCC-Sprecher ergänzt: „Selbst mit den Instrumenten der Insolvenzordnung ist ein entsprechendes Fortführungsszenario für CCC Germany leider nicht darstellbar, da die Geschäfts- und Gesprächspartner wie nie zuvor vor ganz ähnlichen Herausforderungen stehen wie wir selbst.“ Von 59 Läden bundesweit würden nur sechs erhalten.

Zu den Positivnachrichten der jüngeren Vergangenheit zählt, dass der Textilfilialist Bonita trotz eines Insolvenzverfahrens in Eigenregie die Standort in Herne und in Wanne-Eickel beibehält. Auch in den Ladenlokalen von Wäschemoden Hirsch und Gebers scheinen sich Nachfolgelösungen abzuzeichnen.

In das Ladenlokal von Edeka Driller soll ein „Multi-Kulti-Supermarkt“ einziehen.
In das Ladenlokal von Edeka Driller soll ein „Multi-Kulti-Supermarkt“ einziehen. © Tobias Bolsmann

Eine Nachfolge steht für das Ladenlokal des Supermarkts Driller an der Bebelstraße fest. Der Edeka-Markt hatte Ende September geschlossen. Nun weisen Aufkleber darauf hin, dass dort ein AFSU-Supermarkt einziehen wird. Auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion teilt die Betreiberin Serap Fidan mit, dass dort eine Art Multi-Kulti-Supermarkt entstehen soll. Fidan betreibt in Recklinghausen einen Supermarkt. Vom Herner Ladenlokal hatte Fidan aus der WAZ-Berichterstattung erfahren.

Neben deutschen Waren soll es türkische, arabische, aber auch polnische oder russische geben. Darüber hinaus soll es wieder eine Frischetheke geben, mit Fleisch und Fisch. Edeka Driller hatte die Frischetheke aus Kostengründen abgeschafft. In den kommenden Wochen soll das Geschäft komplett umgebaut werden, die Eröffnung könnte Ende Februar sein. Und: Fidan hat nicht nur das Ladenlokal gemietet, sondern auch die Tiefgarage, die seit einiger Zeit geschlossen war.

Oberbürgermeister ist zuversichtlich, dass mit neuer Kaufkraft die Innenstadt stabilisiert werden kann

Oberbürgermeister Frank Dudda sieht die Situation für den Einzelhandel als „äußerst schwierig“. Es sei schon die Frage, wie lange das einige noch durchhalten können. Dudda geht davon aus, dass das erste Vierteljahr des kommenden Jahres noch schwierig bleiben wird, doch für die Zeit danach zeigt er sich eher optimistisch. Er zeigt sich überzeugt, dass es funktionieren werde, die Innenstadt durch Kaufkraft zu stärken. Der Europagarten sei schon ausgebaucht, im Januar komme die Hochschulallianz mit 35 Wissenschaftlern, das Wohnprojekt am Hafthaus werde im kommenden Jahr starten.

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Hinzu kämen die verschiedenen Wohnprojekte am Stadtgarten oder bei Knipping-Dorn, sowie - falls Herne die Ausschreibung gewinnt - die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung. Damit kämen viele potenzielle Kunden in die Innenstadt, so dass Dudda davon ausgeht, dass der Einzelhandel nach der Pandemie wieder eine Chance in Herne haben werde. Die Frage sei aber, ob die Unternehmen die Strecke bis zur Realisierung dieser Projekte durchstehen werden. Dudda weist aber darauf hin, dass eine Einzelhandelskette ihren Beschluss zum Abschied von Herne zurückgezogen habe, nachdem man die Pläne für die Zukunft erläutert habe. Auch wenn es den einen oder anderen geben werde, der die Folgen der Pandemie nicht übersteht, so zeigt sich Dudda zuversichtlich, dass die Bahnhofstraße stabil bleiben wird.