Herne. Das denkmalgeschützte Hafthaus in Herne wird reanimiert. Im Gebäude sollen Mikroappartements entstehen. Und es gibt weitere Pläne.

Seit 2005 steht das Hafthaus am Bergelmanns Hof in der Herner Innenstadt leer, nun wird es zu einem neuen Leben erwachen. In dem denkmalgeschützten Gebäude sollen Mikroappartements entstehen. Und die Investoren haben weitere Pläne.

Es war offenbar ein zähes Ringen, ehe die privaten Investoren Sebastian Fesser und Florian Krutenmeyer am Freitag ihre Pläne präsentieren konnten. Im Jahr 2017 startete der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) ein Bieterverfahren, um die Immobilie loszuwerden. Die besondere Hürde dabei: Das Gebäude aus dem Jahr 1918 ist denkmalgeschützt. Am Ende setzten sich Fesser und Krutemeyer mit ihren Vorstellungen durch.

Charakter des Hauses bleibt erhalten

Sie wollen sogenannte Mikroappartements schaffen. Diese sollen zwischen etwa 20 und 40 Quadratmeter groß sein, dafür werden die Zellen zusammengelegt. Auf vier Geschossen sollen bis zu 40 Wohnungen entstehen. Die werden vollausgestattet sein, also inklusive Möblierung. Die monatliche Miete - mit allen Nebenkosten - könnte bei rund 600 Euro im Monat liegen. Die Investoren sind sich bewusst, dass dies im ersten Moment teuer klingt, aber damit liege man bei der Hälfte von dem, was man in Düsseldorf bezahlen müsse. Ihre eigene Investition beziffern sie mit sieben bis acht Millionen Euro. Bei der Umwandlung werde der Charakter des Hauses erhalten, die Pläne für den Bauantrag seien mit der Denkmalschutzbehörde vorabgestimmt.

Der marode Anbau wird weichen, an seiner Stelle könnten Appartements in Modulbauweise entstehen.
Der marode Anbau wird weichen, an seiner Stelle könnten Appartements in Modulbauweise entstehen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Darüber hinaus planen die Investoren einen Neubau. Das marode Gebilde neben dem Hafthaus wird abgerissen - es ist nicht geschützt -, dafür entstehen weitere 44 Appartements in einer Modulbauweise. Diese Module werden ökologisch und nachhaltig sein. Geht es nach den Investoren, starten die Arbeiten schon Ende des Jahres, Ende 2021 könnten in den Modulen schon die ersten Mieter empfangen werden.

Investoren sehen starken Bedarf für Kleinstwohnungen auf Zeit

Und wer könnten diese Mieter sein? Fesser und Krutemeyer denken an Studenten - die U35 zur Ruhr-Universität ist gleich um die Ecke -, aber auch an anderen Menschen, die über einen längeren Zeitraum eine Unterkunft in Herne benötigen. So gebe es bereits Kontakte zum Journalistenzentrum im Shamrockpark. Oberbürgermeister Frank Dudda ergänzte, dass ihm von der Ruhr-Uni ein starker Bedarf signalisiert worden sei.

So könnte eine Kleinstwohnung aussehen.
So könnte eine Kleinstwohnung aussehen. © Orange Architektur

Für Dudda ist das Hafthaus ein weiteres Beispiel dafür, dass wieder eine Immobilie reaktiviert wird, die Jahre lang nicht mit der angemessenen Wertschätzung für die Stadtentwicklung behandelt worden sei. Andere Beispiele sind das City-Center und die Neuen Höfe.

OB: Beitrag zur Stabilisierung der Innenstadt

Die Reaktivierung fördere die Stadtentwicklung an zentraler Stelle und sie leiste einen Beitrag, neue Kaufkraft nach Herne zu holen, und sei ein Baustein, um die Innenstadt in Zeiten des wachsenden Onlinehandels stabil zu halten. Außerdem könne sie dazu beitragen, neue Gastronomie in die Stadt zu holen, Dudda kündigte in dieser Hinsicht Neuigkeiten in der kommenden Woche an. Die Reaktivierung des Hafthauses sieht Dudda nicht als Konkurrenz für studentisches Wohnen, was am Lackmanns Hof geplant ist.

Justizzentrum platzte über Nacht

Vor zehn Jahren gab der Rat grünes Licht für den Bau eines Justizzentrums auf dem Friedrich-Ebert-Platz. Die Amtsgerichte Herne-Mitte und Wanne-Eickel sollten darin zusammengelegt werden. Dafür sollte das alte Hafthaus mit seiner neoklassizistischen Fassade abgerissen werden. 18 Architekten beteiligten sich an einem Wettbewerb, der Sieger wollte einen Neubau aus Glas und Stein errichten.

Über Nacht kam ein Jahr später das Aus: Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb fordere auf der Grundlage neuer Berechnungen eine jährliche Mehrmiete in Höhe von 1,5 Millionen Euro, begründete der damalige NRW-Justizminister Thomas Kutschaty die Absage des Justizzentrums. Damit sei es nicht mehr finanzierbar, hieß es.

Den ersten Mieter für das Hafthaus gibt es übrigens bereits: das Land. In dem Gebäude ist nach wie vor die Vorführzelle für das Amtsgericht untergebracht.

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