herne. . Aus finanziellen Gründen hat Edeka Bebelstraße die Frischetheke abgebaut. Fleisch, Wurst und Käse gibt es nur abgepackt. Das löst Proteste aus.
Edeka Rhein-Ruhr erprobt in Herne-Mitte ein neues Modell für Lebensmittelmärkte in Innenstadtlagen. „Neu“ heißt: Die Bedienung an der Frischetheke gehört der Vergangenheit an, Fleisch, Wurst und Käse gibt es im „City-Konzept“ nur noch abgepackt zur Selbstbedienung. Insbesondere älteren Kunden schmeckt dies überhaupt nicht.
Auf finanzielle Gründe führt Nadine Driller vom Edeka-Markt Driller an der Bebelstraße die Umstellung zurück. „Mit der Frischetheke haben wir im Monat bis zu 10 000 Euro minus gemacht“, sagt die Geschäftsführerin. Gemessen am Aufwand für eine Frischetheke sei die Nachfrage an diesem Standort einfach zu gering gewesen.
Edeka fährt „City-Konzept“ in Innenstadtlagen
Das „City-Konzept“, das Edeka Rhein-Ruhr ab 2019 ausschließlich in Innenstadtlagen wie in Herne-Mitte fahren wolle, ziele auf Kunden, die froh seien, sich nicht erst an der Theke anstellen zu müssen. Neu sei auch die „Heiße Theke“ mit frisch zubereiteten Speisen.
„Vor allem älteren Stammkunden können wir das nur schwer vermitteln“, räumt Nadine Driller ein. Diese hätten an der Frischetheke auch soziale Kontakte gesucht. Es habe schon wütende Reaktionen gegeben. Positive und negative Stimmen hielten sich aber in etwa die Waage.
150 Gramm Mett gibt es nicht mehr
Für Edeka-Kundin Waltraud Manfrass gibt es keine zwei Meinungen: Sie ist entsetzt. „Ich wollte 150 Gramm Mett an der Frischetheke kaufen. Das geht aber auf einmal nicht mehr“, sagt die 80-Jährige. Das sei richtig, so Driller. Anders als Fleisch gebe es Käse und Wurst in Scheiben abgepackt aber nach wie vor in kleineren Mengen.
An Manfrass’ Ablehnung ändert dies nichts. Sie habe auch große Probleme, die kleine Aufschrift auf den Verpackungen zu lesen. Wenn Edeka die Reform nicht zurücknehme, werde sie künftig Supermärkte mit Frischetheke ansteuern, sagt sie. Rewe an der Siepenstraße und Toom (jetzt Rewe) an der Bahnhofstraße kämen für sie in Frage – selbst wenn der Fußweg für sie länger wäre. Andere Kunden, die sie gesprochen habe, teilten diese Haltung.
Kundin macht auch Umweltaspekte geltend
Auch Umweltaspekte führt die Seniorin an. Durch das Abpacken von Käse, Wurst und Fleisch falle deutlich mehr Verpackungsmüllan. Hier widerspricht Nadine Driller. Fleisch sei beispielsweise in Folien angeliefert und an der Frischetheke dann ja erneut verpackt worden.
Für ihren zweiten Herner Markt an der Edmund-Weber-Straße in Röhlinghausen komme das City-Konzept nicht in Frage, betont die Geschäftsführerin. Hier rechne sich die Frischetheke, weil es eine ganz andere Kundenstruktur gebe.
Bürger kritisiert das Sterben der Fleischereien
„Erst sterben in der City die Fleischereien aus – und nun schließt der einzige Supermarkt seine Frischetheke“, schreibt ein WAZ-Leser der Redaktion. Das Edeka-Personal habe ihm geraten, beim Kauf von drei Bratwürsten zwei einzufrieren. „Armes Herne. Wo sind wir gelandet?“, fragt der Bürger.
Ganz ohne Fleischerei ist Herne-Mitte allerdings nicht. Nach dem kürzlichen Aus der Metzgerei Holz an der Bebelstraße gibt es in der (erweiterten) Innenstadt mit Schuster an der Mont-Cenis-Straße 39 noch eine klassische Metzgerei. Und beim türkischen Metzger an der Bebelstraße kaufen Kunden vieler Nationalitäten ein.