Herne. Die Herner Innenstadt verliert zum Monatsende den letzten Supermarkt: Edeka Driller an der Bebelstraße wird zum 30. September schließen.

Die Herner Innenstadt verliert zum Monatsende den letzten Supermarkt: Edeka Driller an der Bebelstraße wird zum 30. September schließen. Das hat Edeka Rhein-Ruhr auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion bestätigt.

Das nahende Ende wird beim Betreten des Geschäfts offensichtlich. Seit einigen Tagen wird keine Ware mehr nachgefüllt, die Regale leeren sich deutlich. Eine Tiefkühltruhe ist bereits komplett abgedeckt, manche Regale sind verschwunden, die Freiflächen im Ladenlokal werden größer.

Als Grund für die Schließung - auch die integrierte Malzer-Filiale wird zum 30. September schließen - nennt Edeka Rhein-Ruhr die gesunkene Kundenfrequenz. Was mit den Mitarbeitern geschieht, dazu machte Edeka keine Angaben. Über die Gründe dieser gesunkenen Kundenfrequenz lässt sich nur mutmaßen. Ein Problem könnte die Lage sein: Zwar gibt es direkt auf der anderen Straßenseite das Parkhaus der Neuen Höfe, doch es gibt eben keinen Parkplatz, wo man den Einkauf direkt in den Kofferraum packen kann. Die Tiefgarage ist gesperrt. Auch die wenig einladende Situation in den Abendstunden könnte ein Grund sein, warum Kunden Edeka an der Bebelstraße gemieden haben. Nur wenige Meter weiter gibt es offenbar ein Problem mit Drogenhandel.

Auch der Vermieter wurde von der Schließung überrascht

Dennoch überrascht der Zeitpunkt der Schließung. In wenigen Tagen wird das Unternehmen Fläkt seine Räume in den Neuen Höfen beziehen, rund 200 potenzielle Kunden kommen also in die Innenstadt. Hinzu kommen möglicherweise weitere, die beim Büroanbieter Regus Flächen mieten. Auch der Vermieter ist offenbar von der Schließung überrascht worden. Die DIAG in Dortmund teilte auf Anfrage mit, dass man erst vor wenigen Tagen von Edeka informiert worden sei. Demzufolge gibt es auch noch keinerlei Aktivitäten Richtung Neuvermietung.

Denise Reck (l.) und Nadine Driller zeigen abgepackte Fleischwaren, nachdem die Frischetheke abgeschafft wurde.
Denise Reck (l.) und Nadine Driller zeigen abgepackte Fleischwaren, nachdem die Frischetheke abgeschafft wurde. © FUNKE Foto Services | Archivbild: Klaus Pollkläsener

Die Schließung bedeutet offenbar nicht, dass Edeka nicht mehr an den Standort Herne-City glaubt. Auf die WAZ-Anfrage heißt auch: „Edeka Rhein-Ruhr ist nach wie vor an der Herner City bzw. an Herne-Mitte interessiert, sofern sich ein zukunftsorientierter Ansatz findet.“ Aus dieser Aussage kann man zweierlei herauslesen: Einen Umzug in die Neuen Höfe - wie manche Herner früher vermutet haben - wird es nicht geben. Dazu sind die verbliebenen Flächen zu klein. Auch für den Einzug in den Neubau des Europagartens am City-Center kommt Edeka anscheinend nicht in Frage. Investor Steven Engler hatte auf WAZ-Nachfrage vor einiger Zeit zwar eingegrenzt, dass der Mieter aus dem Kreis von Edeka, Rewe, Lidl und Aldi komme. Doch vordergründig macht es für Edeka wenig Sinn, für die nächsten zwei Jahre aus der City zu verschwinden.

Nur noch Discounter im unmittelbaren Umfeld der Fußgängerzone

Mit der bevorstehenden Schließung von Edeka Driller gibt es im unmittelbaren Umfeld der Fußgängerzone für die Lebensmittelversorgung nur noch Discounter: eine Netto-Filiale an der Von-der-Heydt-Straße, eine Penny-Filiale, die über eine Passage von der Bahnhofstraße aus erreichbar ist, eine weitere Penny-Filiale an der Bochumer Straße sowie eine Lidl-Filiale an der Sodinger Straße. Innenstadtnahe Supermärkte gibt es an der Siepenstraße (Rewe Kenkmann) und an der Bahnhofstraße/Roonstraße (Toom/Rewe).

Ende Mai 2015 hatte Rewe das City-Center verlassen, auch Rewe machte damals den rückläufigen Kundenstrom dafür verantwortlich. Auch Edeka Driller hatte bereits ein zentrales Merkmal eines Lebensmittel-Supermarktes eingebüßt. Im Sommer 2018 wurde die Frischetheke abgebaut, Fleisch, Wurst und Käse gibt es seitdem nur noch abgepackt in der Selbstbedienung. Nadine Driller hatte diesen Schritt seinerzeit damit begründet, dass die Frischetheke pro Monat ein Minus von bis zu 10.000 Euro verursacht habe.

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