Herne. Die Herner Diprotec GmbH berät mittelständische Unternehmen bei der Digitalisierung. Im Zuge der Krise ist der Beratungsbedarf rasant gestiegen.

„Die Coronakrise wird ein Treiber für die Digitalisierung werden.“ Dieser Überzeugung ist Benjamin Janssen, Geschäftsführer des Isap-Tochterunternehmens Diprotec. Viele Dinge, die in der Vergangenheit von Firmen nicht angegangen worden seien, würden nun im Eiltempo umgesetzt. Doch Diprotec hilft nicht nur mit der Beratung an der Hotline.

Zur Erinnerung: Die Isap berät seit 2018 mittelständische Unternehmen - in der Mehrzahl Maschinenbauer - in Sachen Digitalisierung. Das Herner IT-Haus gehört zu jenen Unternehmen, die das Bundeswirtschaftsministerium offiziell autorisiert hat, das Förderprogramm „go-digital“ umzusetzen. Doch Firmenchef Norbert Assen bekam in der Vergangenheit ein ums andere Mal zu hören, dass man keine Zeit habe, digitale Datenmanagementsysteme aufzubauen.

Dreimal so viele Anrufe an der Hotline wie zu normalen Zeiten

Mit der Coronakrise sind die Unternehmen gezwungen, sich mit solchen Themen und vor allem der Umsetzung von Homeoffice zu beschäftigen. Doch viele seien eben nicht vorbereiten gewesen, erzählt Jansen in einem Videointerview mit der Herner WAZ-Redaktion. Die Zahl der Anrufe an der Kundenhotline läge dreimal so hoch wie in normalen Zeiten. Und die meisten drehten sich um Probleme wie Video- oder Telefonkonferenzen oder Datenleitungen. „Homeoffice bedeutet ja nicht, dass man zu Hause nur E-Mails empfängt“, so Isap-Chef Norbert Assen.

Benjamin Janssen, Geschäftsführer der Diprotec GmbH.
Benjamin Janssen, Geschäftsführer der Diprotec GmbH. © Diprotec

Gerade wenn Unternehmen ganze Konstruktionsabteilungen ins Homeoffice schicken müssen, stellen sich eine Reihe von Fragen. Eine der vordringlichsten: Sind all die Daten, die man für die Planung einer Anlage oder Maschine benötigt, auch digital vorhanden? Denn wenn sie noch in einem Aktenordner im Büroschrank stehen, ist die Arbeit lahmgelegt. „Auf die Einrichtung solcher Datenmanagementsysteme haben wir in der Vergangenheit immer gedrängt“, so Assen.

Unternehmensdaten müssen auch im Homeoffice geschützt werden

Doch auch die Hardware müsse stimmen, so Benjamin Janssen. Denn für umfangreiche Programme, benötige man Rechner mit einer ausreichenden Kapazität. Bei dieser Ausstattung hapere es jedoch häufig - und jetzt seien die Lieferketten unterbrochen. Und es verbiete sich, den Spiele-PC der Familie für die Unternehmensaufgaben zu nutzen. Denn die Unternehmensdaten seien sehr sensibel und müssten entsprechend geschützt werden. Würden personenbezogene Daten bearbeitet, müsse auch im Homeoffice alles der Datenschutzgrundverordnung genügen. Da kann man sich vorstellen, dass man bei Diprotec alle Hände voll zu tun hat, um Firmen und deren Mitarbeiter fit fürs Homeoffice zu machen. Und das teilweise fast rund um die Uhr. Der Grund: Viele Kunden arbeiteten im Schichtbetrieb, dementsprechend lange benötigten sie technische Unterstützung.

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Voll funktionsfähige Computer für 50-Euro-Spende

In den unsicheren Zeiten will Diprotec nicht nur beraten, sondern auch helfen. Zum Beispiel Selbstständigen in einer finanziellen Ausnahmesituation oder Betrieben, die dringend Unterstützung benötigen.

Die Diprotec hat im Zuge ihrer Geschäftstätigkeit viele gebrauchte, aber voll funktionsfähige PC-Systeme, die für den Dienst im Homeoffice bestens geeignet sind. „Die möchten wir gerne dorthin geben, wo sie wirklich gebraucht werden“, so Geschäftsführer Benjamin Janssen.

Gegen eine Spende von 50 Euro, die Diprotec an die Aktion Lichtblicke weiterleiten möchten, erhalten Selbstständige oder Betriebe von Diprotec einen Arbeitsplatz. Interessenten können sich unter spendenaktion@diprotec.de melden.

In der Vergangenheit waren längst nicht alle Geschäftsleitungen Freunde der Heimarbeit, doch dies habe sich nun schlagartig geändert. Inzwischen würden in manchen Firmen mittelfristige Lösungen für dieses Thema diskutiert.

Herner NWB-Verlag war auf die Ausnahmesituation vorbereitet

Ein Unternehmen, das keine großen Probleme bei der Verlagerung der Arbeit in die heimischen vier Wände hatte, ist der NWB Verlag.

NWB-Chef Ludger Kleyboldt
NWB-Chef Ludger Kleyboldt © FUNKE Foto Services | Veronika Gregull

Der Grund: Das Unternehmen hatte zum Glück schon in der Vergangenheit verschiedene Szenarien durchgespielt, um daraus Schlüsse zu ziehen, wie die Geschäftstätigkeit aufrecht erhalten werden kann, erzählt Geschäftsführer Ludger Kleyboldt im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Ironie aus heutiger Sicht: Auf der Liste der Szenarien fand sich auch eine Epidemie. Doch diese Möglichkeit habe man für so unwahrscheinlich gehalten, dass man sich den Aufwand gespart habe, einen Ablauf durchzuspielen.

Mitarbeiter sind seit 16. März in Homeoffice

Dies habe im Nachhinein aber keine Probleme bereitet, so Kleyboldt, weil in anderen Szenarien die Situation simuliert war, was passieren muss, wenn das Verlagsgebäude an der Eschstraße nicht mehr zu betreten ist. Dies habe sich nun übertragen lassen. Deshalb befänden sich die Mitarbeiter seit dem 16. März im Homeoffice und seien angesichts der guten Vorbereitung voll arbeitsfähig. Alle Programme liefen ohne Probleme. Auch Teambesprechungen funktionierten mobil sehr gut, Seminare würden auf Webinare umgestellt. Kleyboldt rechnet damit, dass bei diesen Arbeitsformen der Anteil generell steigen wird.

„Wir fühlen uns gut gerüstet und glauben, dass wir gut durchs Jahr kommen werden“, so Kleyboldt. Was auch daran liege, dass Steuerberater - die Zielgruppe von NWB - zurzeit bei Betrieben sehr gefragt seien, um zu helfen, diese Situation zu überstehen.