Herne. Die Realisierung des Europagartens nimmt Fahrt auf. Ab 6. März weicht das alte Gebäude, später entsteht ein innovativer und nachhaltiger Neubau.

Wer sich diesen Termin in seinen Kalender eintragen will: Am Freitag, 6. März, rückt der Abbruchbagger an und wird das ehemalige Adler-Gebäude in den folgenden Wochen dem Erdboden gleich machen und Platz für einen Neubau schaffen. Gestern überreichten die Investoren Oberbürgermeister Frank Dudda symbolisch den Bauantrag und erläuterten weitere Details zu den Plänen.

Kita-Außenbereich liegt auf dem Dach des Lebensmittelmarktes

Die Rahmendaten des Projekts hatten die Investor Steven und Gernot Engler bereits im vergangenen Sommer vorgestellt. In den Europagarten, so der Titel des Projekts, wird im Erdgeschoss ein Lebensmittelhändler einziehen, einen Namen nennt Engler nach wie vor nicht. Außerdem gibt es Platz für Praxen und Büros - und für eine Kindertagesstätte. Diese wird inklusiv sein und von der Lebenshilfe betrieben werden. Die Räume der Kita werden in der ersten Etage untergebracht sein - und dennoch die vorgeschrieben Größe des Außenbereichs mit rund 800 Quadratmetern erreichen. Die Auflösung: Der - begrünte - Außenbereich liegt auf dem Dach des Lebensmittelmarktes. Nicht zuletzt werden die Investoren ihren Firmensitz von Gelsenkirchen nach Herne verlegen und selbst in die obere Etage einziehen.

Klimafreundliches Energiekonzept

Der Entwurf stammt vom Kölner Architekten Michael Mayer, der sich in einem Wettbewerb durchgesetzt hatte. Für Steven Engler ist der Europagarten ein sehr zeitgemäßer Entwurf, der dem Ziel, bei der Stadtentwicklung dem Klimawandel auch mit Immobilien entgegen zu wirken, zu hundert Prozent gerecht werde. Dazu trägt Geothermie für das Heizen bei, Strom wird durch eine Photovoltaikanlage gewonnen. Außerdem bringe das Gebäude Grün in die Stadt. Interessant in diesem Zusammenhang: Das LWL-Museum für Archäologie plane eine Neugestaltung seiner Außenflächen, die unmittelbar an den Europagarten grenzen. Man sei in Gesprächen mit dem Museum, um die Vorstellungen zu verknüpfen, kündigte Architekt Michael Mayer an. Er hofft, dass sich die grünen Inseln miteinander vernetzen lassen.

OB Frank Dudda, Steven Engler und und Gernot Engler sowie Antonio Blanquez, Vorstandsvorsitzender der Herner Sparkasse (v.l.), bei der symbolischen Übergabe des Bauantrags.
OB Frank Dudda, Steven Engler und und Gernot Engler sowie Antonio Blanquez, Vorstandsvorsitzender der Herner Sparkasse (v.l.), bei der symbolischen Übergabe des Bauantrags. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Blick auf den Europlatz wird wieder freigegeben

Für Mayer war es bei seinem Entwurf besonders wichtig, das neue Gebäude zurückzunehmen, um so den Blick auf den Europaplatz freizugeben. Der Europagarten werde die Aufenthaltsqualität erhöhen. Das Adler-Gebäude hatte mit seinem Erker diesen Blick versperrt.

City-Center hat 2019 mehr Strom produziert als verbraucht

Die Renovierung des City-Centers, das ebenfalls Engler gehört, geht auf die Zielgerade. Die Arbeiten im Innern sollen bis Ende März/Anfang April abgeschlossen sein, die Ladenlokale sind bereits alle vermietet.

Steven Engler betont, dass es gelungen sei, dass City-Center nicht nur zu sanieren, sondern auch ökologisch umzubauen. Im vergangenen Jahr sei mit der Photovoltaikanlage mehr Strom produziert worden als verbraucht worden sei. „Und das bei einem Gebäude aus dem Jahr 1972“, so Engler.

Bei der Finanzierung - die Kosten bezifferte Engeler im vergangenen Jahr auf 16 bis 20 Millionen Euro - ist die Sparkasse Herne Partner. Für Vorstands-Chef Antonio Blanquez ist der Europagarten eine „Herzensangelegenheit“ - passe aber auch in die Sparkassen-Strategie: Die Bundesaufsicht für Kreditinstitute lege immer stärkeren Wert darauf, dass die Sparkassen nachhaltige Projekte fördern.

OB: Architektur verändert Image und Wahrnehmung einer Stadt

Für Oberbürgermeister Frank Dudda ist das Projekt ein weiteres Beispiel dafür, wie eine Stadt ihr Image und ihre Wahrnehmung verändern könne - nämlich im Wesentlichen durch Architektur. In dieser Hinsicht habe es mit dem K111, den Neuen Höfen und dem renovierten City Center bereits drei Paukenschläge entlang der Bahnhofstraße gegeben. Der Europagarten bedeute einen weiteren Quantensprung und werde dazu beitragen, dass diese Entwicklung bis in die Bochumer Straße ausstrahle. Und Dudda kündigte an, dass der Europaplatz so grün werde wie nie zuvor.

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Der Abbruch wird etwa fünf Monate dauern, sollte dann die Baugenehmigung vorliegen, beginnt sofort der Neubau. Dafür veranschlagt Steven Engler etwa 18 Monate.