Steven Engler ist seit einigen Wochen neuer Eigentümer des City Centers. Im WAZ-Interview erläutert er seine Pläne zur Revitalisierung.

Das City Center ist in den vergangenen Jahren durch einige Besitzerhände gegangen. Doch das änderte nichts am Zustand. Die Zahl der Leerstände wuchs, die obere Etage ist fast gänzlich unbelegt. Dies will Steven Engler nun ändern, er ist seit einigen Wochen neuer Eigentümer. Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann erläutert er seine Pläne für das über 40 Jahre alte Einkaufszentrum, spricht aber auch über Herne als Einkaufsstandort und Innovation City.

Das City Center steht in der Immobilienbranche nicht gerade im Fokus. Wie sind Sie auf das City Center gestoßen?

Engler: Ja, es sticht nicht sofort ins Auge. Tatsache ist, dass wir mit der Engler-Gruppe seit einiger Zeit eine Reihe von Projekten in Herne haben. Das Gelände der Zeche Unser Fritz, den Güterbahnhof Horsthausen, und wir haben die Fläche an der Plutostraße gekauft, wo das THW zurzeit noch ist. Wir sind vor einiger Zeit gezielt auf das City Center angesprochen worden.

Wie war Ihre Reaktion auf dieses Angebot?

Wir haben uns das Center angeschaut und uns gefragt, ob wir das machen können und wollen.

Und wie lautete Ihre Antwort auf diese Frage?

Dass das eine Sache ist, die wir uns zutrauen, obwohl wir nur ein relativ kleines Unternehmen sind. Wir glauben, dass wir relativ schnell vernünftige Mieter gewinnen können. Und dass wir die nötigen Umbaumaßnahmen realisieren können. Außerdem: Wir sind in ganz Deutschland und Frankreich aktiv, und wenn man dann ein Projekt hat, zu dem man aus Gelsenkirchen nur zehn Minuten fährt, ist das ja auch nicht das Schlechteste. Deshalb passt das City Center gut in unser Portfolio.

Die Fassade des Centers, aber auch des Wohngebäudes soll sich kurzfristig verändern.
Die Fassade des Centers, aber auch des Wohngebäudes soll sich kurzfristig verändern. © Barbara Zabka

Kennen Sie sich denn mit Einkaufscentern aus?

Mein Vater kommt ursprünglich aus dem Bereich Einzelhandel, er baut Discounter und Vollsortimenter, das machen wir immer noch. Aber seitdem ich dabei bin, bauen wir vermehrt Logistik- und Büro-Immobilien. Doch mit einem Einkaufszentrum hatten wir uns noch nie beschäftigt. Allerdings: Wir haben quasi für jeden potenziellen Mieter schon einmal gebaut, die Kontakte sind also vorhanden. Wir müssen sehen, dass wir einen vernünftigen Mix hinkriegen. Ich könnte die freien Flächen relativ schnell vermieten, aber es muss ja auch ein Gesamtkonzept geben.

Wie könnte das aussehen?

Es bringt nichts, wenn ich nur eine Branche abdecke, ich will ja ein unterschiedliches Publikum ansprechen. Die, die Zeit mitbringen und sich vielleicht ins Eiscafé setzen, aber auch jene, die nur kurz was besorgen wollen. Aber ich will auch junge Leute ansprechen. Wir sind ja direkt an der U35, ich habe selbst in Bochum studiert.

Zum City Center gehören ja auch Wohnungen. Welche Rolle spielen die in Ihren Überlegungen?

Da können wir gleich bei den jungen Leuten bleiben. Wir haben die ersten Wohnungen renoviert und an Studenten vermietet. Das heißt, es gibt bereits Veränderungen, die man aber von draußen nicht sieht. Wir wollen, dass die Wohnungen in Zukunft einen guten Standard haben. Gerade Studenten sind bei der Wahl der Wohnungen anspruchsvoll. Und deshalb muss der Branchenmix im Center auch jungen Leuten etwas bieten. Dazu zählen etwa Freizeitangebote. Ich will die Leute auch hier halten. Da bieten sich die Flächen im ersten Obergeschoss an.

Im Jahr 2013 feierte das City Center 40-jähriges Bestehen.
Im Jahr 2013 feierte das City Center 40-jähriges Bestehen. © Barbara Zabka

Wann sind die ersten Veränderungen sichtbar?

Mir ist wichtig, dass wir früh zeigen, dass wir anders sind als andere Vermieter. Ich bin jetzt seit drei Monaten hier, mich kennen alle gewerblichen Mieter und auch einige Bewohner. Wir werden in den nächsten Wochen Teile der Fassade im Eingangsbereich erneuern, so dass jeder es sieht. Wir werden relativ früh im neuen Jahr die Wohngebäudefassade erneuern. Erstens, weil sie nicht mehr den energetischen Ansprüchen entspricht, zweitens weil es einfach nicht mehr schön aussieht.

Das City Center ist mehr als 40 Jahre alt, damals war es ein Novum. Wie zuversichtlich sind Sie, es zu revitalisieren?

Ich bin schon zuversichtlich, obwohl man sich nie hundertprozentig sicher sein kann. Seit ich hier vor Ort bin und Mietergespräche führe, denke ich, dass wir es hinkriegen können. Aber es kann immer Überraschungen geben, das ist normal bei Renovierungen. Wir wollen mit unseren Umbauten offene Flächen schaffen ohne dunkle Ecken.

Details wie die historischen Türgriffe sollen erhalten bleiben.
Details wie die historischen Türgriffe sollen erhalten bleiben. © Barbara Zabka

Schauen wir mal übers City Center hinaus auf Herne. Wie beurteilen Sie die Stadt in Hinsicht auf Kaufkraft?

Ich komme selbst aus Gelsenkirchen und kenne deshalb das zentrale Ruhrgebiet mit all seinen Problemen ziemlich gut. Ich fühle mich sehr wohl im Ruhrgebiet, finde es sehr schön und mag die Leute, aber sicher ist es etwas anderes, ob ich ein City Center in Herne oder in Düsseldorf habe. Mir ist klar, dass ich Angebote schaffen muss, die die Leute interessieren. Das sehe ich aber als positive Herausforderung.

Läuft Herne nicht Gefahr, beim Einzelhandel von den großen Nachbarstädten wie Bochum oder Essen zerrieben zu werden?

Ich glaube, dass die unterschiedlichen Städte unterschiedliches Publikum ansprechen. Wir müssen einen Weg finden, die Herner Bevölkerung auch in der Stadt zu halten. Aber es reicht natürlich nicht, wenn wir hier das City Center revitalisieren, das ehemalige Hertie-Haus ist genauso wichtig. Da gibt es gar keine Konkurrenzgedanken. Für Herne ist es unabdingbar, dass beide Pole in der Stadt funktionieren. Vielleicht braucht man sogar noch einen dritten Anlaufpunkt, damit die ganze Bahnhofstraße läuft. Am schlimmsten wäre es, wenn sich bei Hertie und hier nichts tun würde. Aber ich erlebe in den Gesprächen, dass die Resonanz auf Herne gut ist.

Das Schachfeld war in den 70er- und 80er-Jahren Anziehungspunkt im Obergeschoss. Das soll so umgestaltet werden, dass dunkle Ecken verschwinden und Freiflächen entstehen.
Das Schachfeld war in den 70er- und 80er-Jahren Anziehungspunkt im Obergeschoss. Das soll so umgestaltet werden, dass dunkle Ecken verschwinden und Freiflächen entstehen. © Barbara Zabka

Das City Center liegt mitten im Herner Projektgebiet von Innovation City. Das müsste für Sie, der sich mit Erneuerbaren Energien beschäftigt, eine gute Gelegenheit sein, sich in dieser Hinsicht zu engagieren.

Ganz genau. In der Wissenschaft kann ich alles theoretisch machen, aber hier kann ich praktisch wirken. Wir werden beispielsweise eine Wärmedämmverbundfassade anbringen, die allen energetischen Ansprüchen entspricht und werden mit Solar- und Photovoltaikpanelen auf der Fassade und auf dem Dach arbeiten. Das ist ein schöner Mehrwert.

Was halten Sie generell vom Projekt der Innovation City?

Ich leite einen Schwerpunkt zum Thema Erneuerbare Energien, deshalb stehe ich dem Ganzen sehr positiv gegenüber. Ich glaube, dass das der einzige Weg ist, den man in Zukunft gehen kann. Wenn wir mit dem City Center einen kleinen Beitrag leisten können, sind wir glücklich. Der Stadt kann ein Programm wie Innovation City nicht schaden. Es gehört zu einer modernen und attraktiven Stadt, dass man nachhaltigen Ansprüchen genügt.