Herne. Was bewegt Menschen in ihrem Stadtteil? Dieser Frage widmet sich die WAZ Herne in einer neuen Reihe. Und so verlief die Premiere in Sodingen.
Nein, Sodingen ist keine Insel der Glückseligen. Doch im Vergleich zu vielen anderen Herner Stadtteilen gehe es ihnen relativ gut - so der Tenor von Sodingern am Montagabend bei der ersten Stadtteilkonferenz der WAZ-Redaktion. Peter Achilles vom Turnverein Börnig Sodingen brachte es so auf den Punkt: „Wir können hier auf hohem Niveau klagen.“
Knapp 20 Vertreter des Stadtteils hatten WAZ-Redaktionsleiter Michael Muscheid und Redakteur Lars-Oliver Christoph in das Begegnungs- und Pflegezentrum des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) an der Jürgen-von-Manger-Straße eingeladenen, um mit ihnen im Rahmen des neuen Formats (siehe auch Kasten) zu sprechen. Über Probleme und Ärgernisse in Sodingen. Über Stärken. Über positive und negative Entwicklungen. Und natürlich auch über die WAZ-Lokalredaktion und ihre Berichterstattung.
Klage: Verkehr hat stark zugenommen
„Ich wohne sehr gerne hier und finde es supertoll in Sodingen“, sagte (nicht nur) Annette Winkelmann, Vertreterin der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul. Bei aller Zufriedenheit mit „ihrem“ Stadtteil führten Teilnehmer trotzdem einige Kritikpunkte an.
Die WAZ geht in die Stadtteile
Was bewegt die Menschen in ihren Ortsteilen? Was läuft gut? Wo gibt es Handlungsbedarf? Diesen und weiteren Fragen will die Lokalredaktion in der neuen Reihe „WAZ-Stadtteilkonferenz“ mit Akteuren aus dem jeweiligen Beritt nachgehen und neue Probleme natürlich auch für die Berichterstattung aufgreifen.
Nach dem Auftakt in Sodingen wird die WAZ die (nicht öffentlichen) Vor-Ort-Veranstaltungen mit Vertretern aus wichtigen gesellschaftlichen Bereichen im nächsten Jahr in unregelmäßigen Abständen auch in allen anderen Stadtteilen durchführen.
So beklagte beispielsweise Ernst Schilla, SPD-Fraktions-Chef in der Bezirksvertretung, dass der Verkehr in Sodingen stark zugenommen habe. Insbesondere die Bedingungen für Radfahrer müssten verbessert werden - vor allem auf der Kirchstraße. Handlungsbedarf sahen Schilla und sein parteiloser Bezirkskollege Werner Hagedorn auch für die Parkplatzsituation rund um die Akademie: „Es gibt viel Park-Such-Verkehr“, so der Ex-Grüne Hagedorn.
Lärm und Dreck rund um die Akademie
Die CDU-Bezirksverordnete Angelika Groß und weitere Sodinger führten ein weiteres Problem an: Dreck und vor allem Lärm im Umfeld der Fortbildungs-Akademie, verursacht vor allem durch Jugendliche, die sich dort insbesondere im Sommer aufhielten. Akademie-Anwohnerin Annette Winkelmann hielt dagegen: „Ich freue mich, wenn am Akademie-Berg was los ist.“ Die Hinterlassenschaften von Hunden seien hier das größere Probleme.
Auch Rainer Deutsch, einer von zwei Bezirkspolizisten im Bezirk Sodingen, stellte dem Stadteil ein recht gutes Zeugnis aus. „Die Akademie als Leuchtturm hat sich positiv ausgewirkt“, sagte der Holthauser. Zwar gebe es rund um die Einrichtung „das eine oder andere Problem“. Doch seit die Akademie einen neuen Wachmann eingestellt habe, erhalte er positive Rückmeldungen.
Uwe Hillen, Leiter der Polizeiwache Herne und einst Kicker beim SV Sodingen, stellte fest: „Sodingen ist unauffällig, was Kriminalität angeht.“ Die eine oder andere „problematische Ecke“ beeinflusse das subjektive Sicherheitsempfinden vor allem älterer Menschen aber sehr wohl, sagte Bezirksbürgermeister Mathias Grunert unter Berufung auf seine regelmäßigen Bürgersprechstunden.
Mahnung: Problemhäuser im Auge behalten
Stichwort Schrottimmobilien: „Die haben wir in Sodingen derzeit nicht“, sagte SPD-Ratsherr Ulrich Klonki. Doch es gebe einige Häuser, die man im Auge behalten müsse - „sonst haben wir hier in vier, fünf Jahren Schrottimmobilien“. Benannt wurden in der Stadtteilkonferenz Häuser an der Gerther Straße und Im Braunskamp.
Klonki, auch Vorsitzender des Ausschusses für Kinder-Jugend-Familie in Herne, kündigte an, dass in Zukunft auch in Sodingen nach dem Vorbild Hölkeskampring eine Art Zentrum für Jugendliche und Angebote der Jugendhilfe entstehen werde - „im Umfeld der Max-Wiethoff-Schule“. Ute Leipski, Leiterin dieser Grundschule, freute sich, dass bei ihr in Kürze der Offene Ganztag ausgebaut wird.
Kritik an Fehlern und Eigenanzeigen
Nächtliche Probleme mit Vandalismus und Müll auf dem Schulhof hätten sich durch den Bau eines Zauns etwas verbessert, so Leipski. Positives hatte auch Jürgen Hattendorf von der Akademie Mont-Cenis zu berichten: „10.000 Menschen kommen im Jahr zu uns nach Sodingen. Sie sind sehr zufrieden“, sagte der Börniger. Und gute Noten erhielt von mehreren Teilnehmern auch der Einzelhandelsstandort Sodingen.
Und was sagten die Sodinger zur Berichterstattung der WAZ? Neben vereinzeltem Lob wurden mehrere Kritikpunkte angeführt. „Zu viele Rechtschreibfehler“ und „zu viele Eigenanzeigen“ wurden beklagt. Und die beiden Vertreter des Fußballs - Dirk Bosel vom SC Constantin und Gerd Berger vom SV Sodingen - monierten, dass der Lokalsport zwei Vereinen zu viel Plätze einräume: Aus Sicht von Bosel gilt dies für den Oberligisten Westfalia Herne, nach Empfinden von Berger werde zu häufig über den Herner EV berichtet.
Nach 90 lebhaften Minuten erfolgte im ASB-Zentrum der Abpfiff für die erste WAZ-Stadtteilkonferenz. Fortsetzung folgt im nächsten Jahr: Röhlinghausen heißt die nächste Station.