Herne. . Vier ganz besondere Orte: Sodinger führten die WAZ an Plätze, mit denen sie viele Erinnerungen verbinden oder an denen sie sich gerne aufhalten.

Ein Stadion, ein Platz, eine Walkingstrecke, eine Schule.

Vier Sodinger präsentieren ihren ganz besonderen Ort im Stadtteil.

In die Wiege gelegt

Manuel Konopczynski. Ein Name, der verpflichtet - auch bei der Wahl eines Lieblings-Ortes in Sodingen. Der 21-Jährige ist der Enkel von Leo Konopczynski, der in den 50er Jahren im deutschen Fußball mit dem SV Sodingen für Furore sorgte. „Ich bin stolz auf meinen Großvater“, sagt der Student der Politikwissenschaften. Zehn Jahre jung war Manuel, als Leo Konopczynski 2003 verstarb. Noch zu jung, um vollends zu erfassen, welchen Stellenwert sein Opa und der SV Sodingen einst hatten. „Mein Vater und mein Onkel haben es mir später erzählt“, sagt er. Dem SV Sodingen und dem Stadion an der Hännes-Adamik-Straße ist Manuel Konopczynski auch persönlich eng verbunden. Er ist nicht nur seit seiner Geburt Vereinsmitglied, sondern spielt auch seit ewig und drei Tagen – mit zwei Unterbrechungen (Arminia Sodingen, SuS Pöppinghausen) – für den SV. Zurzeit kickt er im Mittelfeld der Sodinger U 23 in der Kreisliga C. Und auch sonst schwört Manuel Konoczynski auf Sodingen. Den Ortsteil eines Tages verlassen? Nein, das könne er sich nicht vorstellen, sagt er.

Wechselbad der Gefühle

Freud und Leid liegen auf dem Platz vor Ort im Herzen Sodingens eng beeinander - zumindest für Ulrich Klonki. „Ich habe hier sehr viel erlebt “, sagt der Sozialdemokrat, der seit Jahrzehnten so etwas wie ein Abo auf das Sodinger Direktmandat für den Rat hat. Mit Autoscooter, Raupe und Riesenrad verbindet er diesen auch Hindenburgplatz genannten Ort beispielsweise – fand auf dem noch nicht als Parkplatz genutzten Areal doch regelmäßig die Kirmes statt. Bange Stunden verbrachte der Sohn eines Bergmanns 1965 als Elfähriger „mit halb Sodingen“ auf dem Platz vor Ort. Ein Grubenbrand auf Mont-Cenis erschütterte damals den Stadtteil. „Mein Vater war nicht nach Hause gekommen“, so Ulrich Klonki. Die schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich glücklicherweise nicht: Der Vater zählte nicht zu den sechs Opfern dieses Unglücks. 1978 stand Ulrich Klonki dann wieder auf dem Platz vor Ort, als die Kumpel auf Mont-Cenis ihre letzte Schicht fuhren.

Immer wieder mittwochs ...

... schnürt Karin Czwikla die Schuhe und steuert den Akademiepark an, um dort von 18 Uhr bis 19 Uhr mit einer gemischten Nordic-Walking-Gruppe des Turnvereins Börnig-Sodingen (TBS) Runden zu drehen. „Wir finden es ganz toll hier“, sagt die 59-jährige TBS-Gruppenleiterin. Eine Begeisterung, die erst jüngst wieder von einem ortsfremden Walking-Gast geteilt worden ist. „Die Mittwochsgruppe ist offen für Seminarteilnehmer der Akademie“, berichtet Karin Czwikla.

Stolz wie Oskar

Für Schulfremde war es eine evangelische Volksschule, doch für Peter Windhäuser und seine Mitschüler war es in den 60er Jahren „die Sensation“. „Wir waren stolz wie Oskar auf unsere Schule“, erzählt der 60-Jährige. Von 1961 bis 1969 besuchte er die Volksschule an der Mont-Cenis-Straße, die später zur Gesamtschule erweitert worden ist. Eine Turnhalle, ein Lehrschwimmbecken, eine Küche – die Ausstattung sei „damals etwas ganz Besonderes“ gewesen, so der spätere Opelaner und heutige Hausmann. Ein weiteres Plus: „Unsere Lehrer waren sehr ambitioniert.“ Nur im (neuen) Fach Englisch hätten sich die Lernerfolge in Grenzen gehalten. „Ich glaube, wir haben in fünf Jahren nur zwei Bücher mit Peter Pim und Billy Ball geschafft“, lacht Windhäuser. Auch daran erinnert er sich: Für die 9. (Hauptschul-)Klasse seien evangelische und katholische Schüler zusammengefasst worden. „Zwei Welten prallten aufeinander. Die Katholen waren anders drauf, nicht so locker wie wir.“ Und noch eine Erfahrung machte er: „Es gab keinen Konkurrenzkampf, weil jeder eine Ausbildungsstelle bekommen hat.“ 1987 zog Peter Windhäuser mit Frau in eine Eigentumswohnung nach Herne-Süd, doch im Herzen ist er bis heute ein Sodinger geblieben: „Meine Bankverbindung und meinen Friseur habe ich noch immer in Sodingen.“ Und auch in der Bezirksvertretung ist er nach wie vor Stammgast.