Herne. Westfalia-Kapitän Maurice Temme und sein Team warten auf Gehälter. Vor dem Oberliga-Spiel in Erndtebrück zeigen sie noch großen Zusammenhalt.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Zwei Tage vor dem Spiel des SC Westfalia Herne (Sonntag, 14.30 Uhr) beim TuS Erndtebrück ergreift der Kapitän Maurice Temme das Wort.
Seit Wochen, wie berichtet, warten die Oberliga-Fußballer des SC Westfalia Herne nun schon auf ihre Gehälter – und die nächste Lücke sieht Maurice Temme schon kommen.
„In der nächsten Woche, am Freitag, den 15., fehlt uns dann schon das dritte Gehalt.“ Den Erklärungen des Vorsitzenden Uwe Heinecke, die Gehälter sollen in Kürze ausgezahlt werden hält Temme ganz einfach entgegen: Das hätten die Spieler nun schon öfter gehört. Aber: „Das Geld kommt ja nicht.“
„Lange genug ausgehalten“
Der Kapitän erklärt, er spreche für die gesamte Mannschaft: „Wir haben es jetzt lange genug ausgehalten. Das schaffen wir aber auch nur, weil wir so einen guten Zusammenhalt haben.“
Ob sich die aktuelle Situation auch im Auftritt des Teams zuletzt beim 0:3 gegen den RSV Meinerzhagen bemerkbar gemacht habe? Maurice Temme beantwortet diese Frage ganz allgemein: „In den vergangenen Wochen haben wir manchmal nur zwei- bis dreimal trainiert. Es sind auch nicht immer alle da, manchen fehlt das Fahrgeld.“
Auf dem Platz widergespiegelt
Und es gebe auch Abende wie den neulich, da hätten sie gerade mal eine halbe Stunde lang trainiert, weil sie mal wieder eine Sitzung über das leidige Thema gehabt haben: „Es ist klar, dass sich so etwas dann auch auf dem Platz widerspiegelt.“
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Christian Knappmann, der Trainer schließt sich dem an, wenn er vor dem Auswärtsspiel in Erndtebrück sagt: „Über Taktik und Aufstellung muss ich mir im Moment keine Gedanken machen. Es spielen die, die die momentane Situation am besten ausblenden können. Davon hängt im Moment alles ab. Im Moment kann ich keine Verantwortung für irgendwelche Ergebnisse übernehmen.“
Der Trainer hat Verständnis für seine Spieler. Seine jüngsten Trainingseindrücke fasst er so zusammen. „Einige Male hat das ausgesehen wie bei Hobbyfußball in den Rheinwiesen“, sagt der gebürtige Düsseldorfer: „Aber das kann ich ihnen nicht verdenken.“
Vereinswechsel für manche ein Thema
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Als Spieler hat Knappmann oft den Verein gewechselt, sagt jetzt als Trainer: „Wenn ich selbst noch Spieler wäre: ich wäre längst weg. Dass das bei meinen Spielern jetzt noch nicht der Fall ist, davor habe ich den größten Respekt.“
Gleichwohl sei für manche im Team ein Vereinswechsel schon ein Thema, bestätigt der Coach.
Der Trainer selbst sieht fürs Finanzielle nur diese Möglichkeit: „Wir müssen aufhören, ständig Löcher zu stopfen und dauerhaft von den Altlasten runterkommen.“
Freiwilliges Training: „Wir sind da“
Knappmann stellte Freitag in der Vorstandsrunde eine Sanierungsmöglichkeit vor, für die er sich auch als Trainer anbieten würde: mit Trainern und Mannschaft die zusammen für einen „deutlich unter fünfstelligen Betrag pro Monat“, so Knappmann, spielen würden. Womöglich um den Klassenerhalt. Sein Vorschlag sei gut angekommen, berichtet Knappmann.
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Ein in dieser Woche geäußertes Vorhaben, nämlich dass einer seiner Freunde als Gönner das Gehalt am 15. November übernehmen sollte, lehnte die Mannschaft ab: „Das rechne ich den Jungs hoch an“, so Christian Knappmann– auch dies hätte ja nur bedeutet, mal eben ein Loch zu stopfen.
Den Spielern bleibt jetzt erst einmal nur, noch weiter zu warten. Auf Zusammenhalt setzen sie aber weiterhin. Für den Freitagabend hat Christian Knappmann ein freiwilliges Training angeboten. Sie alle, erzählt Hernes Trainer, hätten gesagt: wir sind da.
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