Herne. Die Wirtschaftsförderung Herne baut gemeinsam mit der IHK und der Hochschule Bochum ein China-Kompetenz-Zentrum auf. Das sind die Ziele.
Vor wenigen Wochen unterzeichnete Herne einen Partnerschaftsvertrag mit der chinesischen Stadt Luzhou. Nun geht Herne den nächsten Schritt, um die Verbindungen ins Reich der Mitte auszubauen. Die Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft baut mit der Industrie- und Handelskammer und der Hochschule Bochum ein China-Kompetenzzentrum auf.
Vom Standort Herne aus sollen mit diesem Kompetenzzentrum für die Städte und Unternehmen des mittleren Ruhrgebiets folgende Ziele erreicht werden: Unternehmen aus der Region, die sich auf den Markt von Deutschlands größtem Handelspartner wagen, sollen dabei Hilfestellung erhalten. Der Hintergrund: Es gibt zwischen den vielen Regionen Chinas große wirtschaftliche, aber auch Mentalitätsunterschiede. Auf der anderen Seite sollen chinesische Unternehmen, die ein Auge auf das mittlere Ruhrgebiet geworfen haben, Orientierung bei einer möglichen Ansiedlung erhalten. Darüber hinaus ist eine Kooperation auf dem Gebiet der Forschung angestrebt. Hernes WFG-Chef Holger Stoye bringt den Ansatz auf diese Formel: „Türen öffnen, Hürden beseitigen.“
Es gibt schon zahlreiche Verbindungen nach China
Sollte das Land NRW einen Förderantrag genehmigen, könnten die Fäden bei Mario Lucas zusammenlaufen. Der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Hochschule Bochum ist ein ausgewiesener China-Kenner, der sowohl geografisch als auch kulturell alle Feinheiten kennt.
Für Oberbürgermeister Frank Dudda geht es darum, die Strategie der Internationalisierung voranzutreiben. Dies sei möglich, wenn man mit Partnern zusammenarbeitet. Mit diesem Netzwerk könne man sich an große Aufgaben heranwagen. Und schließlich gehe es darum, jene Arbeitsfelder, die man mit Luzhou vereinbart habe, nun auch mit Leben zu erfüllen.
Dass China bereits auf verschiedenen Wegen auch in Herne angekommen ist, erläuterte Dudda mit mehreren Beispielen. So sei der Cranger Betonpumpenhersteller Schwing bereits vor Jahren vom chinesischen Konzern XCMG übernommen worden. Und als das süddeutsche Unternehmen Mosolf jüngst verkündete, dass es Elektroautos auf dem ehemaligen Heitkamp-Gelände zusammenbaut, stellte sich heraus, dass diverse Teile aus China angeliefert werden. Und nach der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags mit Luzhou habe er vom Düsseldorfer Koordinierungsbüro der Provinz Sichuan bereits eine Liste mit Unternehmen bekommen, die sich eine Ansiedlung in Herne oder im mittleren Ruhrgebiet vorstellen können. Ein weiterer Baustein werde das deutsch-chinesische Bildungswerk sein, dass die Stadt und die Fakt AG am Freitag kommender Woche vorstellen werden.
IHK: Internationalisierung ist Pflicht, nicht Kür
Das Kompetenzzentrum helfe dabei, das Thema Internationalisierung neu zu denken, so Stefan Postert, der für die IHK den Aufbau des Zentrums begleitet. Man brauche neue Dienstleistungen. Und jedem Unternehmen - auch kleinen - müsse bewusst sein, dass es von der Internationalisierung betroffen ist. Internationalisierung sei nicht Kür, sondern Pflicht.
NRW wichtigster Investitionsstandort
Nordrhein-Westfalen ist der wichtigste Investitionsstandort für chinesische Direktinvestitionen in Deutschland. Das spiegelt sich in der Zahl der Unternehmen in NRW wider, zum Beispiel Lenovo, Huawei oder Donghua.
Der Duisburger Hafen ist mit dem Seidenstraßenprojekt in den Mittelpunkt gerückt, Herne verspricht sich mit der jungen Städtepartnerschaft, dass Züge aus China auch das Container Terminal in Wanne ansteuern.
Jürgen Bock, Präsident der Hochschule Bochum, strebt eine Kooperation mit der Hightech-Zone im Luzhou an. Dies könne neue Erkenntnisse auf den Feldern Mobilität oder Batterieentwicklung bringen. Dies sei von hohem Interesse für den Forschungsverbund Ruhr-Valley - für den die Stadtwerke eine Professur gestiftet haben.