Herne. Herne wird Fahrzeug-Produktionsstandort. Die Firma Tropos Motors Europe baut auf dem Heitkamp-Gelände Nutzfahrzeuge. Die Firma hat große Ziele.
Oberbürgermeister Frank Dudda hatte es bei der Diskussion mit Bürgern bereist angedeutet, und wer die Online-Stellenportale verfolgt, konnte sich längst eine Vorstellung machen. Am Dienstag kam die Bestätigung: Das Unternehmen Tropos Motors Europe, wird auf dem ehemaligen Heitkamp-Gelände in Wanne-Süd Nutzfahrzeuge mit Elektromotor produzieren.
Die Umbauarbeiten in der Halle des früheren Bauunternehmens haben bereits begonnen, ebenso die Rekrutierung der Mitarbeiter. Sprichwörtlich durchstarten will das Unternehmen im Frühjahr 2020. Das Modell heißt „Able“ und soll in zwei Varianten hergestellt und angeboten werden. Gedacht ist das Fahrzeug für den innerstädtischen Lieferverkehr.
Das Projekt hat eine längere Vorgeschichte. Die Basis wurde einst vom österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna entwickelt, schaffte aber nicht den Durchbruch. So kam es zum amerikanischen Unternehmen Tropos Motors. Die Mosolf-Gruppe aus Kirchheim-Teck in der Region Stuttgart, nach eigenen Angaben einer der führenden Systemdienstleister der Autoindustrie in Europa, sicherte sich den Vertriebs- und Produktionsvertrag für Europa.
Unternehmens-Chef Jörg Mosolf hält den Lieferverkehr bei der Umweltthematik ebenso wichtig wie den Personenverkehr, deshalb beschäftige man sich mit diesem Projekt. „Das Produkt existiert bereits, soll aber weiterentwickelt werden“, sagte Mosolf bei der Vorstellung der Pläne. Dafür habe man ein Umfeld gesucht, das sich bereits mit der Elektromobilität beschäftigt. Diesen haben man in Herne, aber auch im Ruhrgebiet mit seinen Hochschulen gefunden. Das Ruhrgebiet habe ja in den vergangenen Jahren Autoproduktion verloren, so Mosolf, mit Tropos kehre sie wieder zurück. Man werde daran noch viel Freude haben.
Heitkamp-Gelände ist komplett vermietet
Gregory Hancke, stellvertretender Mosolf-Vorstandsvorsitzender, erläuterte einige Rahmendaten. Im ersten Schritt würden etwa 15 Arbeitsplätze entstehen. Die Suche laufe sehr gut. Das Ruhrgebiet habe auf Grund seiner Autovergangenheit viele qualifizierte und motivierte Leute und vor dem Hintergrund der Hochschullandschaft auch Ingenieure. In den kommenden drei Jahren könne die Zahl auf etwa 100 steigen. Auch Forschung und Entwicklung sollen in Wanne-Süd angesiedelt werden. Auf Dauer sollen pro Jahr rund 3000 Fahrzeuge gebaut werden - für ganz Europa, wie Mosolf betonte. Dazu passt der angepeilte Umsatz von rund 100 Millionen Euro in den kommenden Jahren. Mosolf: „Wir wollen einen Beitrag leisten, damit andere sich noch mehr bei alternativen Antrieben bemühen. Wir sind quasi zum Erfolg verpflichtet.“
Auch interessant
Kein Wunder, dass der OB angesichts des Ziels, von Herne aus nach Europa zu rollen, von der Ansiedlung schwärmt. Von so einer Ansiedlung habe man vor einigen Jahren nicht einmal träumen können. Mit der Produktion beginne ein großes Abenteuer. Das neue Produkt passe zur neuen Ausrichtung der Stadt.
Dass sich die Mosolf-Gruppe für das Heitkamp-Areal entschieden hat, ist auch ein Erfolg für die Höckmann-Immobilien GmbH. Sie hatte das Grundstück im vergangenen Juli übernommen und wollte es eigentlich in drei Jahren entwickeln. Nach nur einem Jahr ist dieses Ziel erreicht, so Stephan Höckmann. Man habe innerhalb kürzester Zeit die Voraussetzungen für die Tropos-Ansiedlung geschaffen.
Bei der Weiterentwicklung des „Able“ wird die Hochschule Bochum zur Seite stehen. Dort beschäftige man sich seit Jahren mit dem Thema Elektromobilität und könne bei technischen Fragen helfen, so Prof. Friedbert Pautzke.