2016 wurde das Konzept der Innovation City auf weitere Städte ausgeweitet. In Herne fand die Abschlussveranstaltung der Analysephase statt.

Herne. Bottrop war die Blaupause für Innovation City - das Ziel, den Kohlendioxid-Ausstoß in einem Gebiet oder einem Quartier um 50 Prozent zu verringern. 2016 wurde dieses Konzept auf 17 weitere Städte ausgerollt, darunter Herne. Am Montag hatte die Stadt die Gastgeberrolle für die Abschlussveranstaltung im Kulturzentrum. Sogar eine Bundesministerin folgte der Einladung.

Oberbürgermeister Frank Dudda nutzte sprichwörtlich die Bühne des Kuz dazu, um noch einmal den Ansatz von Innovation City in der Herner Innenstadt zu erläutern. Den Anstoß, sich um die Teilnahme zu bewerben, sei das Gefühl gewesen, dass Herne in einer Sackgasse gesteckt habe, eine Perspektive gefehlt habe. Gemeinsam mit den Themen Energie, Elektromobilität und dem Sitz des Forschungsverbunds Ruhr Valley habe Innovation City einen Beitrag dazu leisten können, einen Mentalitätswechsel zu erzeugen. Nun kämpfe man für Klima- und Ressourcenschutz und für neue Mobilität. Dudda wies auch darauf hin. dass es kein Werbegag gewesen sei, die E-Scooter als erste deutsche Stadt im normalen Verkehr fahren zu lassen, sondern dass es um neue Formen von Mobilität gehe. Der OB kündigte an, dass er in zwei Wochen ein weiteres Ergebnis der Herner Bemühungen verkünden könne, das niemand der Stadt zugetraut habe. Nach Informationen der WAZ ist auch hier Elektromobilität das zentrale Thema. Herne komme beim Wandel voran, er sei vom Innovation-City-Konzept überzeugt, so Dudda.

Professor Hannes Taubenböck erläuterte den Gästen den globalen Wandel im Zeitalter des Menschen.
Professor Hannes Taubenböck erläuterte den Gästen den globalen Wandel im Zeitalter des Menschen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Städte als Brenngläser für Umweltprobleme

Zuvor hatte Prof. Hannes Taubenböck vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in seinem Vortrag in beeindrucken Aufnahmen aus dem All den globalen Wandel veranschaulicht - und dabei offenbart, dass die urbanen Räume seit den 70er-Jahren um ein Vielfaches gewachsen sind. Taubenböck: „Wir müssen zusammenarbeiten, lokale Lösungen werden uns nicht voranbringen.“ Ökologie und Ökonomie müssten in Einklang gebracht werden, denn: In den Städten werde ein Großteil des Bruttosozialprodukts erwirtschaftet, aber eben auch die meisten Klimagase ausgestoßen. Er blicke optimistisch in die Zukunft und glaube, dass die Klimakrise in den Griff zu bekommen sei.

Demonstranten übergeben offenen Brief

Die Teilnehmer der Veranstaltung wurden vor dem Kulturzentrum von einer Hand voll Demonstranten von verschiedenen Bürgerinitiativen empfangen. „Die Herrschaften feiern, aber die Probleme liegen ganz woanders“, sagte Heinz-Peter Jäkel, Sprecher der Bürgerinitiative „Uns stinkts“. Gerade in den Städten Herne, Gelsenkirchen und Bottrop gebe es eine Reihe von Umweltproblemen.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze bekam einen offenen Brief überreicht, in dem die Verfasser darauf aufmerksam machen, dass Herne in der Krebsstatistik einen Spitzenplatz einnehme. Auf kleinem Raum gebe es überdurchschnittlich viele Betriebe der Abfallwirtschaft, der fossilen Energieerzeugung und der Chemieindustrie und Logistik.

Deshalb müsse Klimaschutz von unten kommen, die Städte spielten eine wichtige Rolle, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Städte seien quasi Brenngläser für Umweltprobleme. Der Bund wolle helfen, Städte lebenswerter zu machen, doch Schulze gab auch zu, dass man beim Verkehr und der Gebäudesanierung in Deutschland zu langsam vorankomme.