Herne. . Bei der symbolischen Übergabe des ehemaligen RAG-Geländes an den neuen Eigentümer konkretisierte dieser seine Pläne. Was entstehen soll.

Einen Schlüssel gab es nicht, FAKT-Chef Hubert Schulte-Kemper und RAG-Chef Bernd Tönjes besiegelten am Mittwoch in der ehrwürdigen Mulvany-Villa die Übergabe der ehemaligen RAG-Hauptverwaltung an den neuen Eigentümer.

Hatte Schulte-Kemper bereits bei der Verkündung des Kaufs vor einigen Monaten erste Ideen für das rund 100 000 Quadratmeter große Gelände - das fortan Shamrockpark heißen soll - skizziert, so nutzte er die symbolische Übergabe, um einige seiner Vorstellungen ein wenig zu konkretisieren.

Schulte-Kemper, der gerne mit einem ironischen Unterton seine angebliche Bescheidenheit erwähnt, will mit dem Shamrockpark nichts weniger entwickeln als eine „Herzklappe“ für die Innovation City. Dabei bleibe die FAKT AG ihrem Grundsatz treu, historische Gebäude zu erhalten und nichts abzureißen. Heißt: Die bestehenden Bürogebäude - mit einer Gesamtfläche von rund 50 000 Quadratmetern - bleiben erhalten, rund 40 000 Quadratmeter sollen neu entstehen und mit unterschiedlichen Nutzungen gefüllt werden. Dass Schulte-Kemper den Begriff „World Trade Center“ in den Mund nahm, kommentierte Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda mit der Bemerkung, dass ihm ein „Handelszentrum Ruhr“ auch reichen würde.

Prominentes Architekturbüro

Bemerkenswert sind allerdings die vielen Richtungen, in die die FAKT denkt. So soll chinesischen Investoren eine Basis im Shamrockpark geboten werden, es soll ein Inkubator für Start-ups im Bereich der E-Mobilität entstehen, ein IT- und Serverzentrum soll Kapazitäten auf rund 1000 Quadratmetern anbieten, FAKT selbst werde ab 1. April auf rund 3000 Quadratmetern mit einem Business-Center in Herne „landen“. Relativ konkret sind offenbar Mietverhandlungen zur Mulvany-Villa und zur Caféteria. Sie könnten nach den Worten von Schulte-Kemper bereits zum 1. April voll vermietet sein. Auch ein Hotel sei denkbar.

Hubert Schulte-Kemper, RAG-Chef Bernd Tönjes und Hernes OB Frank Dudda (v.l.) schauten sich nach der Verkündung des Kaufs das Areal an.
Hubert Schulte-Kemper, RAG-Chef Bernd Tönjes und Hernes OB Frank Dudda (v.l.) schauten sich nach der Verkündung des Kaufs das Areal an.

Für die Planung hat FAKT das Büro Koschany Zimmer + Architekten aus Essen gewonnen. Das hat eine Reihe von prominenten Projekten realisiert, zum Beispiel die Aldi-Süd Hauptverwaltung in Mülheim, in China hat das Büro den Wettbewerb für ein Lenovo-Bürogebäude für sich entschieden.

Doch der neue Eigentümer richtet seinen Blick offensichtlich auf Familie und Bildung. So sollen familienfreundliche Reihenhäuser entstehen. Schulte-Kemper nannte sogar schon Wohnfläche und den Mietpreis pro Quadratmeter. Dazu passt der Gedanke einer Seniorenresidenz. Darüber hinaus bemühe man sich um eine Bildungslizenz, um mit einer Einrichtung junge Menschen näher an die Ausbildungsreife zu bringen. Selbst im kulturellen Bereich möchte Schulte-Kemper aktiv werden. Er möchte das Konzert am Europatag, das es vor vielen Jahren in Herne gab, wiederbeleben.

Für Dudda ist der Shamrockpark genau der richtige Raum, um neue Horizonte zu öffnen. Er könne dazu dienen, dass sich viele Nationen für den Standort Herne begeistern. Auch Dudda hat bereits eine konkrete Idee für eine Veranstaltung: das deutsch-türkische Wirtschaftsforum.

>> WASSERHALTUNG BLEIBT AUF PLUTO

Auch wenn die RAG mit dem größten Teil ihrer Verwaltung nach Essen umgezogen ist, so bleibt Herne der einzige Standort, an dem das Unternehmen weiter aktiv sein wird.

Auf dem Pluto-Gelände in Bickern wurde vor wenigen Wochen der Grundstein für eine neue Leitwarte gelegt, mit der die gesamte Grubenwasserhaltung - inklusive der Reviere an der Saar und Ibbenbüren - gemanagt wird.

Die Leitwarte soll nach den Worten von RAG-Chef Bernd Tönjes 2019 in Betrieb gehen und sich auch Besuchern öffnen.