Essen. . Das Hamburger Unternehmen wird ein Hotel für die Novum-Gruppe und ein weiteres Bürogebäude errichten. Der Bau soll Ende 2017 stehen.

Die Gedanken waren einst hochfliegend: An der Ecke Kruppstraße/Friedrichstraße, dort wo einst das Finanzamt Ost stand, sollte ein Hochhaus mit über 30 Stockwerken entstehen. Der Glas-Bürobau, den das Essener Architekten-Büro KZA Koschany + Zimmer für die der Europa-Center AG entworfen hatte, war klar in der Form und kühn in der Höhe. Nun, die Zeiten, in denen in Essen in großen Dimensionen gedacht wurde, sind vorbei. Und auch beim Projekt Europa-Center werden längst kleinere Brötchen gebacken.

Aber immerhin: Die Brachfläche nahe der Auffahrt zur A 40 wird Ende 2017 Geschichte sein. Gestern verkündete das Hamburger Immobilienunternehmen, dass es den dritten und somit letzten Bauabschnitt in Angriff nehmen wird. Für 60 Millionen Euro entsteht ein weiteres Bürohaus inklusive eines neuen Hotels. Zumindest hier wiederholt sich Geschichte, denn der neue Bürokomplex trägt erneut die Handschrift von KZA.

Voraussetzung für den Neubau aber war, dass die Europa-Center AG einen Betreiber für das Hotel gefunden hat: Die Novum-Group aus Hamburg wird die Herberge mieten und dort ein Novum Style Hotel mit 145 Zimmern einrichten. Die familiengeführte Hotelkette legte in jüngster Vergangenheit ein rasantes Wachstum hin, verfügt mittlerweile über 57 Hotels an 14 Standorten und hat nun auch Essen entdeckt. „Essen ist eine lebendige Wirtschafts- und Kulturmetropole und daher für Geschäftsreisende und Städtetouristen gleichermaßen interessant“, so David Etmenan, geschäftsführender Gesellschafter. Die Hoteliers machten in Essen erst kürzlich Schlagzeilen, weil sie sich auch für den Handelshof interessieren. Hotelexperten schließen nicht aus, dass die Eröffnung eines zweiten Hotels in Essen ein strategischer Schritt der Novum-Group sein könnte.

Nachfrage nach modernen Büros

Das Novum-Hotel ist eines von mehreren neuen Hotelprojekten in Innenstadtnähe. In den nächsten zwei, drei Jahren kommen in Essen knapp 1000 neue Hotelbetten hinzu. Alle im günstigeren Preissegment. Während Studien sagen, dass der Essen Markt noch einige neue Betten gut gebrauchen kann, sieht dies Christiane Behnke skeptischer: Die Essener Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga befürchtet gar einen Verdrängungswettbewerb mit Dumpingpreisen, den vor allem die kleinen Familienbetriebe zum Opfer fallen könnten. „Gerade im Billigsegment sehe ich in Essen keinen Bedarf mehr“, meinte Christiane Behnke.

Der Zuwachs an Büroflächen wird dagegen weniger kritisch gesehen, im Gegenteil. In Essen mangelt es an freien Büroflächen, die gut ausgestattet sind. Die Europa-Center AG gehört zu den wenigen Investoren, die auf Vorrat bauen – also ohne hohe Vorvermietungsquote. Wirtschaftsförderer Dietmar Düdden ist überzeugt, dass die 16 100 Quadratmeter, die im dritten Abschnitt hinzukommen, schnell vermietet sein werden: Wir brauchen solche modernen und großen Flächen, damit wir Unternehmen in Essen halten und neue Firmen ansiedeln können.“ Erfahrungsgemäß würden Flächen in zentraler Innenstadtlage recht zügig vermietet. Erste Interessenten soll es schon geben.