Herne. . Das Gelände des Bergbaukonzerns RAG soll sich zu einer Stadt in der Stadt wandeln. Am Donnerstag stellte der Investor umfangreiche Pläne vor.

  • Fakt AG will die Bestandsimmobilien an Unternehmen vermieten, aber auch Wohnhäuser bauen
  • Das gesamte Areal umfasst rund 100 000 Quadratmeter Fläche und 55 000 Quadratmeter Bürofläche
  • RAG-Chef Bernd Tönjes betont, dass Herne ein wichtiger Standort für das Unternehmen bleibe

Die Essener Fakt AG hat das Areal der RAG am Shamrockring gekauft und will in den kommenden Jahren Unternehmen ansiedeln, aber auch neuen Wohnraum schaffen. Hubert Schulte-Kemper, Vorsitzender der Fakt AG, RAG-Vorstandsvorsitzender Bernd Tönjes und Oberbürgermeister Frank Dudda stellten die Pläne am Donnerstag in der historischen Mulvany-Villa vor.

Der RAG-Campus hatte der Stadt in der Vergangenheit reichlich Kopfschmerzen bereitet. Die Idee, dort ein Technisches Rathaus einzurichten, scheiterte an den Preisvorstellungen des Eigentümers, der einen Teil des Geländes von der RAG gekauft hatte. Die Fakt AG hat diverse Probleme innerhalb kurzer Zeit aus dem Weg geräumt, um das Areal, das bereits teilweise leer steht, mit neuem Leben zu füllen.

Hat große Pläne für das RAG-Gelände: Hubert Schulte-Kemper.
Hat große Pläne für das RAG-Gelände: Hubert Schulte-Kemper. © Ralf Rottmann

Die Aufgabe ist sprichwörtlich riesig, denn das komplette Areal umfasst rund 100 000 Quadratmeter und erstreckt sich über beide Seiten der Brunnenstraße. Schulte-Kemper will in den Bestandsgebäuden Unternehmen ansiedeln, auch ein Konferenzzentrum schwebt ihm vor. Auf einem Teil des Geländes sollen Reihenhäuser entstehen. Aber auch das Thema Hotel habe man im Blick. Der Investor plant, die Bestandsgebäude bis Ende 2019 voll vermietet zu haben. Darüber hinaus sollen zu den bisherigen rund 55 000 Quadratmetern Bürofläche weitere 35 000 durch Neubauten entstehen. So könnte im Laufe der Zeit ein ganz neuer Stadtteil entstehen.

Noch habe die Akquise ansiedlungswilliger Firmen nicht begonnen, dennoch gebe es bereits Anfragen von zwei großen internationalen Unternehmen. Schulte-Kemper dementierte ausdrücklich nicht, dass China dabei eine Rolle spielt. In der kommenden Woche wird das Projekt bei der Immobilienmesse Expo-Real in München vorgestellt.

Die Idee einer „Stadt in der Stadt“ fasziniert auch Oberbürgermeister Frank Dudda. Das Projekt biete beste Chancen und könne bis weit in die Region ausstrahlen. Hier böte sich die Chance, die Themen Urbanisierung, Digitalisierung und Globalisierung an einem Standort zu bearbeiten. Das Engagement der Fakt fügt sich ein in eine ganze Reihe von Investitionen, die in den vergangenen zwei Jahren in Herne auf den Weg gebracht worden sind. Sollte der Energiekonzern Steag tatsächlich ein Gaskraftwerk bauen (siehe Wirtschaft), würde sich die Investitionssumme auf rund eine Milliarde Euro summieren. Schulte-Kemper äußerte sich am Donnerstag nicht zu Kaufpreis und Investitionssumme.

Blick auf das RAG-Gelände
Blick auf das RAG-Gelände © Ralf Rottmann

Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzen der Ruhrkohle AG, freut sich, dass die Fakt AG in die Fußstapfen des Bergbaukonzerns tritt. Da die Fläche „hochattraktiv“ sei, habe sie eine blühende Zukunft vor sich. Tönjes erinnerte daran, dass zu Hochzeiten der RAG rund 1250 Mitarbeiter an dem Standort beschäftigt waren. Herne bleibe auch nach dem Umzug nach Essen wichtig für die RAG. Der Standort Pluto bleibe „auf ewig erhalten“. Dort werde auch investiert. So baue die RAG demnächst eine neue Leitwarte für die zentrale Wasserhaltung.

>> KOMMENTAR: GROSSE DIMENSIONEN

Das RAG-Gelände gehörte in der Vergangenheit zu den Problemfällen in der Stadtentwicklung. Die Stadt musste sich dort zum Beispiel Pläne für ein technisches Rathaus abschminken.

Da ist es verblüffend, mit welchem Tempo die Fakt AG Schwung in die Sache gebracht hat. Sie steigt zur rechten Zeit ein. Ein fast verwaistes Gelände - nach dem Wegzug der RAG - hätte der Stadt nicht gut getan.

Ob die Pläne, die der umtriebige Fakt-Chef Hubert Schulte-Kemper gestern vorstellte, sich am Ende in dieser großen Dimension realisieren lassen, muss man abwarten. Vielleicht fällt manches schwerer als zunächst gedacht.


Allerdings kann man die großen Pläne auch als Signal deuten, dass man sich in Herne nicht mehr unnötig klein macht, sondern es wagt, auch mal in großen Dimensionen zu denken.