Herne. . Vor wenigen Tagen hat Hubert Schulte-Kemper den Kauf des RAG-Geländes am Shamrockring verkündet. Im Interview skizziert er seine Pläne.
- FAKT-Vorstandsvorsitzender hatte immer eine enge Beziehung zum Bergbau
- Herne sieht er auf dem Weg zurück zu einer wirtschaftlich bedeutenden Stadt in der Region
- Wenn alle Ideen umgesetzt werden können, will Schulte-Kemper bis zu 100 Millionen Euro investieren
Das RAG-Gelände am Shamrockring soll sich in den nächsten Jahren deutlich verändern. Die Essener FAKT AG hat das Areal vom Bergbaukonzern gekauft und plant dort nach dessen Wegzug eine kleine „Stadt in der Stadt“. FAKT-Vorstandsvorsitzender Hubert Schulte-Kemper erläutert im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann, wie er sich die Zukunft dort vorstellt.
Herr Schulte-Kemper, auch wenn das RAG-Gelände rund 100 000 Quadratmeter Fläche umfasst, Herne stand in der Vergangenheit nicht gerade im Blickpunkt von Investoren. Wie sind Sie auf das Objekt aufmerksam geworden?
Schulte-Kemper: Ich bin auf das RAG-Gelände durch einen Hinweis gestoßen worden. Zunächst sollten wir nur den Teil kaufen, der noch der RAG gehört, doch das hätte keinen Sinn ergeben. Deshalb haben wir die schwierigen Besitzverhältnisse geregelt und den ganzen Komplex gekauft.
Was hat Sie an diesem Gelände so gereizt?
Ich bin ein leidenschaftlicher Anhänger der Kohle. Ich habe meine Ausbildung bei Auguste Viktoria in Mark absolviert, ich hatte immer eine enge Verbindung zum Bergbau und zur Kohle. Deshalb bin ich das Projekt auch mit einem Herz- und Bauchgefühl angegangen. Da ich aber auch in der Vergangenheit schon Europakonzerte in Herne organisiert habe, war ich doppelt inspiriert.
Das Herz mag eine Rolle spielen, aber Sie investieren in einer Stadt, die noch Anfang des Jahres das Prädikat „Abgehängt“ verliehen bekam...
...Herne wird in Zukunft wieder eine wirtschaftlich bedeutende Stadt in der Region werden. Und als abgehängt kann man sie seit etwa einem Jahr nicht mehr bezeichnen. Das hat viel mit dem Oberbürgermeister zu tun. Es ist aber hilfreich für die Entwicklung, dass es im Rat eine große Koalition aus SPD und CDU gibt.
Wieso sind Sie so vom Erfolg der Entwicklung des RAG-Geländes überzeugt?
Ein zentraler Punkt bei der Investitionsstrategie ist das Thema Revitalisierung. Ich kaufe nicht irgendein Gebäude, um es dann abzureißen. Ich habe eine klare Idee, wo ich mit dem RAG-Gelände hinwill. Wir haben bei der ExpoReal schon sehr viel Interesse an dem Projekt registriert.
Zu Ihrer Idee gehört, wie Sie bei der Verkündung des Kaufs gesagt haben, die Vermarktung von sehr vielen Büroflächen. Aber Herne ist bislang alles andere als ein Bürostandort...
...aber es gibt zum Beispiel eine riesige Anfrage nach Büros auf Zeit. Das heißt, dass Unternehmen einen Standort suchen, um ein Projekt in der Region zu realisieren. Außerdem schauen wir eher nach dem kleinteiligen Bedarf. Also nach dem Selbstständigen, der mit einem Büro anfängt und dann immer mehr hinzunimmt. Wie schauen nicht darauf, große Einheiten für große Unternehmen zu vermarkten. Wir stellen uns eine Vielzahl von Mietern aus ganz unterschiedlichen Branchen vor.
Sind die RAG-Immobilien auf den modernen Bürokunden überhaupt ausgerichtet?
Die RAG hatte immer sehr moderne Büros. Und ein weiterer Vorteil ist es, dass wir genügend Parkplätze zur Verfügung stellen können. Das ist ein wichtiger Faktor bei der Ansiedlung.
Aber wenn man von einer Stadt in der Stadt spricht, gehört mehr dazu als Büros.
In diese Landschaft könnte eine Kindertagesstätte, Wohnungsbau, aber auch ein Hotel oder eine Seniorenresidenz passen. Wir werden in den kommenden Wochen mit der Stadt Herne sprechen und schauen, was der Bebauungsplan und der Flächennutzungsplan zulassen.
Wie groß wird der chinesische Faktor bei der Vermarktung?
(Lacht) Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden.
Neben der Vermarktung der bestehenden Gebäude planen Sie auch umfangreiche Neubaumaßnahmen. Wie groß wird das Investitionsvolumen sein?
Wenn wir alle Ideen hintereinander bekommen, dürfte es in den kommenden vier bis fünf Jahren zwischen 80 und 100 Millionen Euro liegen.
>> DIE FAKT-GRUPPE
Die FAKT-Unternehmensgruppe hat nach eigener Aussage ihren Schwerpunkt in der Projektentwicklung − Kernsektoren sind Immobilien, kommunale Infrastruktur- und Kapitalmarktthemen sowie Projekte zur umweltfreundlichen Energieerzeugung und effizienten Nutzung von Ressourcen.
Das Unternehmen mit Sitz in Essen hat zirka 50 Mitarbeiter.