Heiligenhaus. . Für 450.000 Euro hat die Stadt Heiligenhaus die 16.000 Quadratmeter große Brache des seit 2009 insolventen Heiligenhauser Traditionsbetriebes Hitzbleck erworben. Für die Bebauung gibt’s drei Pläne, doch eines ist bereits klar: Die Industrie soll sich dort nicht ansiedeln.
Die Chancen, dass eine große Industriebrache schon bald nicht mehr als Schandfleck im Stadtbild empfunden wird, sind groß: Die Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft (SBEG) hat am Freitagmorgen den Kauf des Hitzbleck-Grundstücks an der Westfalenstraße unter Dach und Fach gebracht. Für 450.000 Euro erwirbt sie das 16.000 Quadratmeter große Areal der 2009 geschlossenen Tempergießerei.
„Die Ruine kann nicht dauerhaft unsere Innenstadt-Kulisse sein“, sagt Dr. Jan Heinisch, Bürgermeister und neben dem Technischen Beigeordneten Harald Flügge einer der beiden SBEG-Geschäftsführer. Die Zeiten der innerstädtischen Schwerindustrie zwischen Hauptstraße und Panoramaradweg sind definitiv vorbei: Drei Konzepte zur künftigen Bebauung sehen stattdessen Büros und unter Umständen auch Wohnungen vor.
Heinisch: kein finanzielles Wagnis
Angesichts der Haushaltslage befürchtet Heinisch nun eine Reaktion: „Jetzt sagt jeder: Die Stadt ist verrückt.“ Mitten in der City – direkt hinter dem Rathaus und 50 Meter bis zur Hauptstraße – sei ein Quadratmeterpreis von 28 Euro „in Ordnung“. Natürlich habe man sich auch mit den Altlasten des seit fünf Jahren insolventen Traditionsbetriebes beschäftigt. Heinisch: „Wir wissen, worauf wir uns einlassen. Es ist viel Arbeit, aber kein finanzielles Wagnis. Am Ende wird mit der SBEG eine Null stehen.“
Bis Pläne umgesetzt werden können (die Politik soll im Sommer entscheiden), muss die SBEG Geld in die Hand nehmen. Auf dem Hitzbleck-Gelände wird mit Schwermetallen versetzter Sand abgetragen. „Damit kann man umgehen“, sieht der Bürgermeister hier nicht derlei Probleme, wie es sie bei früheren Galvanik-Betrieben in der Region gegeben hat. „Wenn alles ausgekoffert ist, kann man es zu angemessenen Konditionen entsorgen.“
Wie sieht die Zukunft an der Westfalenstraße aus? „Auf keinen Fall gibt’s dort Industrie“, schwebt Dr. Jan Heinisch eine Lösung mit Büroflächen für Dienstleistung und Gewerbe sowie unter Umständen einer Wohnbebauung vor. Dies wäre der Fall, wenn die Stadt das Gelände weiterentwickelt. Zwei andere Konzepte sehen private Investoren vor, „dafür haben wir schon Interessenten.“ Der Kauf wird auch zur Einnahmequelle für die Stadt: Deren Mitarbeiter sollen künftig ihre Autos auf dem Hitzbleck-Parkplatz abstellen und nicht mehr an der Linderfeldstraße. „Das können wir tauschen“, sagt Heinisch, der ungenutzt gewordene Bereich stünde dann zum Verkauf oder zur Vermietung. „Das wirft dann Geld ab – diese Einnahmen können aber nur wir erzielen, deshalb glaube ich, dass sich andere Investoren mit dem Kaufpreis verhoben hätten.“
Firmengeschichte endet im Ausverkauf
111 Jahre nach der Gründung durch den Namensgeber und dessen drei Söhne war auf einmal Schluss. Nun gut, Kurzarbeit und immer weniger Aufträge in den Büchern waren erste Vorboten, doch im März 2009 konnte das Traditionsunternehmen August Hitzbleck Söhne GmbH, das einst eine der ersten Dampfmaschinen in Heiligenhaus betrieb, den letzten Schritt nicht vermeiden: Der Produzent von Tempergussteilen für Scharniere, Gerüste, Schlösser und Beschläge meldete Insolvenz an. Hoffnung auf eine Rettung erstickte nur drei Monate später im Keim: „Eine Schließung der Gießerei ist unvermeidlich”, ließ der Insolvenzverwalters verkünden; der Plan, eine Transfergesellschaft zu gründen, hatte sich zuvor zerschlagen.
Nun galt es, den Forderungen der 270 Gläubiger in Höhe von etwa 1,8 Millionen Euro nachzukommen. 58 Arbeitnehmer wickelten die letzten Aufträge ab, bevor auch sie wie ihre 92 bereits zuvor freigestellten Kollegen den Job verloren. Nachdem die Produktion zum 31. August eingestellt wurde, begann der Ausverkauf: Die Firma wurde im Dezember abgewickelt, Maschinen sowie Werkzeuge wurden verkauft, abgebaut und später bei einer Firma im italienischen Spoleto/Umbrien wieder aufgebaut. Dass der Verkauf des Grundstücks sich so lange hinausgezögert hat, lag auch an den Vorgaben: Einzelhandel und emmissionsträchtige Betriebe waren nicht dafür vorgesehen, im Gespräch war auch ein kleines Industriemuseum.