Wuppertal/Heiligenhaus. . Ein 37-Jähriger aus Heiligenhaus soll die Tochter seiner Lebensgefährtin mehrmals sexuell missbraucht haben. Das Opfer und seine Geschwister wohnen nun bei der Großmutter in Bayern. Im Rahmen der Verhandlungen wird nun ein Glaubhaftigkeitsgutachten des Opfers, damals neun Jahre alt, erstellt.

Der Schock fuhr Susanna F. (alle Namen geändert) durch die Glieder, als sie aus der Küche trat und ihren Enkeln zurief, das Essen sei gleich fertig. Sie dann aber Linda, damals mit neun Jahren Mittlere der drei, im Schlafzimmerbett auf dem Freund ihrer Tochter sah, beide nach dem Duschen nur mit einer Unterhose bekleidet, und wie Linda über Markus J.s „Genitalbereich rutschte“. So wie schon häufig zuvor, wenn Mama nicht da war, erzählte Linda ihrer Oma später.

Deswegen hatte das Amtsgericht Velbert den 37-jährigen Heiligenhauser im April 2012 zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Berufungsverhandlung am Mittwoch vor dem Landgericht Wuppertal wurde vertagt. Es muss nun ein Glaubhaftigkeitsgutachten der heute Elfjährigen erstellt werden – der danach im Gegensatz zur ersten Verhandlung womöglich demnächst nicht die Aussage im Zeugenstand erspart bleibt.

Mann hüllt sich in Schweigen

Dorthin musste Linda im April nicht, weil Markus J. vor dem Amtsgericht einräumte, „es hätte so passiert sein können“. Wie bei jener Verhandlung hüllte sich der Kraftfahrer ansonsten am Mittwoch in Schweigen. Vielleicht Taktik, zumal die Richterin die Aussage von Lindas Oma „nicht durchweg nachvollziehbar“ fand. Susanna F. sei emotional und habe auf Deutsch Verständigungsprobleme.

Markus J. war wohl nur einer der häufig wechselnden Partner von Lindas Mutter. Einige Monate vor der Tat waren Linda, ihre beiden Schwestern und die Mutter zu ihm nach Heiligenhaus gezogen. Sie lebten in einer verkommenen Wohnung, schliefen auf der Couch und dem Fußboden, Linda in einem eingenässten Schlafsack. „Schon um Weihnachten herum habe ich Anrufe bekommen: Oma, hilf mir, hol mich ab“, berichtete Susanna F.

Oma nahm die Enkel mit nach Bayern

Die in Bayern lebende Oma besuchte im Februar ihre Enkel und schaltete das Jugendamt ein, um die Kinder dort rauszuholen. Auch wenn es „kein Hoppe-Hoppe-Reiter-Spiel war, sondern etwas Perverses“, fiel der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs nur beiläufig im Gespräch mit dem Amt, das sofort tätig wurde. Eine Woche später nahm Susanna F. auf Geheiß ihrer Tochter die Enkel mit nach Bayern.

Linda ist seit einem Jahr in psychologischer Behandlung, ihr geht’s besser. Neulich aber, als ihre Oma zu Hause gekocht hatte und sie flüssigen Käse aus einer Wurst laufen sah, übergab sich das Mädchen und sagte laut der Oma, „dieses Weiße käme ja auch bei Markus raus“. Grund genug für den Staatsanwalt, auf weiteren Ermittlungen zu beharren. Auch wenn da einige Monate ins Land gehen, bringt das Gutachten unter Umständen neue Vorwürfe ans Tageslicht.