Trier. Auf ihrer Frühjahrskonferenz haben die Bischöfe den von Kardinal Meisner eingeleiteten Kurswechsel bei dem Thema bestätigt: Auslöser war der Fall einer mutmaßlich vergewaltigten Frau, die von zwei katholischen Kliniken abgewiesen worden war.
In der Diskussion um die "Pille danach" haben sich die deutschen Bischöfe auf eine gemeinsame Linie geeinigt. Sie sei infolge einer Vergewaltigung zulässig, sofern sie nur verhütende und keine abtreibende Wirkung habe, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, am Donnerstag in Trier. Damit folgten die katholischen Geistlichen einem Vorstoß des Kölner Kardinals Joachim Meisner.
Die Bischöfe hatten das Thema kurzfristig auf die Tagesordnung ihrer Frühjahrsvollversammlung in Trier gesetzt, die am Donnerstag zu Ende ging. Hintergrund der Diskussion war der Fall einer mutmaßlich vergewaltigten Frau, die von zwei katholischen Kliniken in Köln abgewiesen worden war.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte danach den Kurswechsel der Bischöfe in dieser Frage mit einem überraschenden Vorstoß eingeleitet. Meisner hatte das Medikament unter der Voraussetzung als zulässig erklärt, dass es die Befruchtung verhindert. Die übrigen Bischöfe in NRW schlossen sich rasch seiner Position an und das Thema gewann an Wucht.
Mehr Frauen in Führungspositionen
Die Bischöfe haben zudem diskutiert, wie künftig mehr Frauen in kirchlichen Führungsjobs wirken könnten. Auf der Frühjahrsvollversammlung verpflichteten sie sich, "den Anteil von Frauen bei den Leitungspositionen, die die Weihe nicht voraussetzen, deutlich zu erhöhen", wie der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode am Mittwoch in Trier sagte. Eine Priesterweihe für Frauen bleibt weiter ausgeschlossen.
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Derzeit liege der Frauenanteil auf der oberen Leitungsebene der katholischen Kirche bei 13 Prozent, sagte Bode. Auf der mittleren Ebene seien dies 19 Prozent. Die Zahlen zeigten: "Frauen sind noch deutlich unterrepräsentiert." Nach fünf Jahren wollten die Bischöfe prüfen, wie ihre Absichtserklärung umgesetzt worden sei.
"Die katholische Kirche bleibt natürlich eine Männerkirche, trotzdem bewegt sich was", sagte Theologie-Professorin Margareta Gruber. Bei einem Studientag der Bischofskonferenz am Mittwoch in Trier habe man gespürt, "dass die Bischöfe mehr wollen, als das bisher Erreichte".
Die Bischöfe hätten ausdrücklich bedauert, dass die Möglichkeiten, verantwortliche Aufgaben der Kirche mit Frauen zu besetzen, noch viel zu wenig genutzt würden, sagte Bode. "Angesichts der pastoralen Herausforderungen können wir es uns als Kirche nicht mehr leisten, auf die Kompetenzen und Charismen von Frauen zu verzichten." Über das Thema Priesterweihe für Frauen sei nicht gesprochen worden.
Plädoyer für Gemeindediakonin
In einem Referat schlug Kardinal Walter Kasper den Oberhirten ein neues diakonales Amt für Frauen vor. Er sprach von einer Gemeindediakonin, die pastorale, karitative, katechetische und bestimmte liturgische Dienste wahrnehme. Ein solches Amt unterscheide sich vom Amt des männlichen Diakons. Die Gemeindediakonin werde per Segen beauftragt, nicht durch ein Weihe-Sakrament.
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"Ich denke, wenn es ein solches Amt ist, das nicht einfach am klassischen Diakonamt ansetzt, hätte man viel mehr Beweglichkeit", sagte der emeritierte Kurienkardinal. Bode sage, ein solches neues Amt könne eine "zeichenhafte, auch liturgische, sendungsmäßige Anerkennung und Wertschätzung" des Engagements der Frauen durch die Kirche sein.
Basisbewegung will Frauen als Priesterinnen
Frauen im Priesteramt erteilte Kasper eine Absage. "Ich denke, dass daran auch nichts zu ändern ist, dass Frauen nicht zum Priestertum geweiht werden können." Das sei "die ungebrochene Tradition der Ostkirche wie der Westkirche". Frauen seien aber in allen anderen Teilen der Kirche ehren- und hauptamtlich tätig. "Jede deutsche Pfarrei würde zusammenbrechen, wenn die Frauen nicht so mitarbeiten würden."
Das Bild der katholischen Kirche werde künftig wesentlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern geprägt sein, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Anna-Maria Mette. Es sei aber zunehmend schwierig, Frauen zu finden, die sich ehrenamtlich engagierten. Es brauche klare Rahmenbedingungen für diese Ämter. "Ehrenamt ist nicht zum Nulltarif zu bekommen."
Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" forderte das Priesteramt für Frauen. "Die entscheidenden Positionen in der Kirche gibt es nur über das Amt", sagte Sprecherin Annegret Laakmann in Trier. Die Bischöfe sollten sich in Rom für Veränderungen einsetzen. "Wir wollen Priesterinnen, Bischöfinnen und Päpstinnen werden." (dpa)