Düsseldorf. Obwohl sie unter Beobachtung standen, sind vier Sexualstraftäter in der Nähe von Aachen rückfällig geworden. Einer der Männer, der unter Tatverdacht steht, soll einen neunjährigen Jungen sexuell missbraucht haben, ein anderer die dreijährige Tochter seiner Lebensgefährtin. Die Männer nahmen an einem Programm für rückfallgefährderte Sexualstraftäter teil.

In der Aachener Region sollen vier entlassene Sexualstraftäter, die unter besonderer Beobachtung standen, rückfällig geworden sein. Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) informierte am Mittwoch den Rechtsausschuss des Landtags. Demnach sollen zwei Frauen vergewaltigt und zwei Kinder missbraucht worden sein.

Die mutmaßlichen Täter seien festgenommen worden. Die Tatverdächtigen waren demnach im NRW-Programm "Kurs" zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern erfasst. Das Konzept sei kein Allheilmittel, habe sich aber bewährt, sagte Kutschaty.

Sextäter sollen nicht in die Anonymität flüchten

Von den knapp 1400 im Jahr 2011 betreuten Straftätern seien bis Ende des vergangenen Jahres 33 mit einschlägigen Rückfalltaten auffällig geworden. Verbesserungsmöglichkeiten würden fortlaufend geprüft. Das von Schwarz-Gelb 2010 eingeführte Programm "Kurs" soll rückfallgefährdete Sexualstraftäter daran hindern, in die Anonymität abzutauchen und weitere Straftaten zu begehen.

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Die vier Festnahmen im Aachener Raum erfolgten laut Kutschaty im Januar und Februar. Im ersten Fall soll ein 30-Jähriger die dreijährige Tochter seiner Lebensgefährtin sexuell missbraucht haben.

Unter Tatverdacht stehe auch ein 44-Jähriger, der eine Frau in ein leerstehendes Geschäft gelockt und vergewaltigt haben soll.

Festgenommen sei auch ein 40-jähriger Mann, dem mehrfacher sexueller Missbrauch an einem neunjährigen Jungen vorgeworfen werde. Der vierte Tatverdächtige sei ein 31-Jähriger, der eine Bekannte vergewaltigt haben soll.

Behörden werten Programm trotzdem als Erfolg

Die drei Taten im Zuständigkeitsbereich der Aachener Polizei seien die ersten seit drei Jahren, sagte Polizeisprecherin Sandra Schmitz. Auf Grundlage des Programms seien die Tatverdächtigen schnell identifiziert und festgenommen worden. Aus Aachener Sicht bewertete sie das Programm ebenso als Erfolg wie das Landeskriminalamt (LKA).

Das Programm Kurs habe die Rückfallgefahr von Straftätern minimiert, stellte das Landeskriminalamt als eine Art Schaltzentrale in dem Programm fest. "Wir haben nie gesagt, wir verhindern sie - weil es weiß jeder - die wird man nicht verhindern können", sagte LKA-Sprecher Frank Scheulen. Am 7. März sollen die mutmaßlichen Rückfälle Thema im Innenausschuss des Landtags sein. (dpa)