Heiligenhaus. S6 und A44 gesperrt, Arbeiten an der Brachter Straße in Homberg und Baustellen in Heiligenhaus: Warum der Stadtverwaltung die Hände gebunden sind.

Abgeschnitten von der Außenwelt? Wer in den nächsten Monaten in Richtung Düsseldorf unterwegs ist, der wird starke Nerven brauchen: Die S6 fällt über Jahre aus, Arbeiten im Kreuz-Ratingen Ost und am Brückenbauwerk über die A3 an der Brachter Straße in Ratingen-Homberg sowie die Sanierung der K31 / Zum Schwarzebruch lassen eigentlich nur den Weg über Breitscheid zu. Das bedeutet Rückstau durch Hösel und an der Höseler Straße: Doch bei alldem ist die Stadtverwaltung machtlos, klagt diese nun im Gespräch mit der WAZ.

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Der Frust der Pendlerinnen und Pendler über die derzeitige verkehrliche Situation ist groß, da wird schnell mal auch auf die Stadt geschimpft. „Wir kriegen es ab, dabei können wir für all diese Maßnahmen selber nichts und auch nichts an der Situation ändern, ärgerlicherweise“, betonen der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein und Michael Krahl, Fachbereichsleiter Straßenbau. „Auch wir sind alles andere als glücklich über all diese Maßnahmen, vor allem, weil wir als Stadt Heiligenhaus durch all die Sperrungen zumindest gefühlt von der Außenwelt abgeschnitten werden und uns in den nächsten Monaten ganz sicher ein Verkehrschaos droht, gegen das wir absolut nichts tun können“, so Sauerwein.

Stadt Heiligenhaus telefoniert den Bauherren hinterher

Dass es dazu sicher kommen werde, habe die Einrichtung der Baustelle an der Brachter Straße in Ratingen-Homberg bereits gezeigt: „Wenn es dort dann wirklich losgeht, dann wird sich das bemerkbar machen“, sieht Sauerwein in die nahe Zukunft. Ab Ende Mai wird zunächst die Fahrtrichtung Ratingen gesperrt, ab Sommer folgt die Fahrtrichtung Wülfrath. Der Verkehr wird während der rund siebenmonatigen Bauzeit einspurig durch eine Ampelanlage geregelt.

Die Autobahn GmbH betont, dass die Arbeiten an der Brücke über die A3 nicht warten könnten. Eine Vollsperrung wäre sonst der schlimmste Fall.
Die Autobahn GmbH betont, dass die Arbeiten an der Brücke über die A3 nicht warten könnten. Eine Vollsperrung wäre sonst der schlimmste Fall. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Einfach hingenommen habe die Verwaltung all das jedoch nicht: „Wir haben versucht, unseren Einfluss geltend zu machen, haben viele Telefonate geführt, ob die Maßnahmen denn wirklich alle parallel durchgeführt werden müssen. Letztendlich können wir nichts anderes tun als hinzunehmen, dass alle Bauträger versichern, dass es nicht anders machbar sei.“ Die K31 saniert der Kreis Mettmann, die Autobahn GmbH die Brücke im Kreuz-Ratingen Ost an der Brachter Straße.

Ausfall der S6 ist Rückschlag im Bereich ÖPNV-Ausbau

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Und dann ist da noch die Bahn, bedauert Michael Krahl: „Unser Mobilitätskonzept sieht ja vor, dass wir den ÖPNV stärken wollen, durch die jahrelange Sperrung der S6 ist das erstmal ein Rückschlag“. Man stehe im Kontakt mit der Deutschen Bahn, „wir sehen ja auch, dass der Schienenersatzverkehr gut genutzt wird, aber im Stau werden auch die Busse nicht schneller vorankommen“. Und auch der passionierte Fahrradfahrer findet: „Man kann sicher mal darüber nachdenken, mit dem Rad zur Arbeit nach Düsseldorf zu fahren, aber für jeden Tag ist es sicher keine Option“.

Telekommunikationsunternehmen verlegen unkoordiniert Glasfaser

Doch nicht nur die Situation um Heiligenhaus herum bereitet Krahl Kopfschmerzen. „Die Anzahl der Baustellen in Heiligenhaus hat sich in den letzten Jahren vervielfacht“. Zurückzuführen seien viele der Verkehrsordnungsrechtlichen Genehmigungen (2018 waren es gut 100, 2023 mehr als 2000) auf Glasfaserverlegungen. „Wir haben alle Telekommunikationsanbieter angeschrieben und einen gemeinsamen Termin angeboten. Unser Vorschlag und unsere Bitte war, dass diese koordiniert arbeiten und sich abstimmen, damit Straßen nicht mehrfach aufgerissen werden müssen“.

Ein Unternehmen nach dem anderen verlegt in Heiligenhaus Glasfaser; die Stadt hatte darum gebeten, dass diese das in einer koordinierten Aktion gemeinsam durchführen. Doch daran hat es kein Interesse gegeben.
Ein Unternehmen nach dem anderen verlegt in Heiligenhaus Glasfaser; die Stadt hatte darum gebeten, dass diese das in einer koordinierten Aktion gemeinsam durchführen. Doch daran hat es kein Interesse gegeben. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Doch daran habe es seitens der Unternehmen kein Interesse gegeben. Herausgekommen sei nun, dass eine Firma nach der anderen manche Straßen aufreiße. Krahl: „Wir können den Frust der Anwohner nachvollziehen, denn wir haben zum Beispiel an unserer neuen Hauptstraße auch kein Interesse daran, dass diese immer wieder aufgerissen wird.“ Doch als Stadt sei man „machtlos, wir können ja nicht verhindern, dass Anwohner schnelles Internet haben möchten.“ Am Panoramagarten zum Beispiel, berichtet Sauerwein, habe man während der Bauphase die Kommunikationsunternehmen gebeten, ihre Kabel zu verlegen, „doch erst als wir fertig waren, kamen diese dann doch auf die Idee, das nun machen zu wollen“.

Südring ist momentan ebenfalls eine Zickzackfahrt

Der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein (l.) und Michael Krahl, Fachbereichsleiter Straßenbau (r.), hier bei der Eröffnung der Haltestelle Forum Hitzbleck.
Der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein (l.) und Michael Krahl, Fachbereichsleiter Straßenbau (r.), hier bei der Eröffnung der Haltestelle Forum Hitzbleck. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Ursachen für den Zickzackkurs auf dem Südring, so Krahl, lägen ebenfalls nicht in der Hand der Stadt: „Wir haben hier zwei private Bauprojekte im Bereich Nonnenbrucher- und Frankenstraße, wir hoffen, dass beide zügig vorankommen“. Die Stadtwerke verlegten zudem derzeit im Bereich Kurt-Schumacher-Straße Leitungen. „Dass es hier nicht zu erheblichen Staus kommt, liegt nur daran, dass mehr Fahrzeuge die A44 in Richtung Velbert nutzen“, weiß Krahl. Und damit es nicht zu Stau auf der Ratinger Straße komme, werde derzeit noch erarbeitet, wie das Brückenbauwerk in der Hofermühle eingebaut werden kann.

Ruhrbrücke Süd am Panoramaradweg muss für drei Monate gesperrt werden

Eine Hiobsbotschaft hat Krahl auch noch für die Radfahrenden auf dem Panoramaradweg: „Die Sanierung der Ruhrbrücke Süd steht nun an“, kündigt er die Sperrung im Zeitraum Juli bis September an. Wer gut zu Fuß sei, könne am Bahnhof Isenbügel den Trampelpfad zur Ruhrstraße hinunter und an der Jagdhütte wieder hinauf nehmen; der jedoch ist nicht nur steil, sondern auch nur für trittsichere Menschen geeignet. Über den Siegweg in der Unterilp, die Brücke zwischen den Ilpen, die Grubenstraße hoch bis zum Sportfeld führe dann die Umleitung.

Zumindest eine gute Nachricht gibt es: Die um eine Woche verlängerte Sperrung der A44 zwischen Ratingen-Ost und Schwarzbach in Fahrtrichtung Düsseldorf sollte ab der kommenden Woche Geschichte sein; zumindest gibt es bislang keine Info der Autobahn GmbH, dass eine Verlängerung auch nach dem 26. Mai nötig sein wird.