Heiligenhaus. Wo einst Schlösser für Tresore produziert wurden, sollen Ende 2023 über 70 Wohneinheiten entstehen in Heiligenhaus. Wenn die Stadt mitspielt.
Als sich am Donnerstagvormittag die über 50 Tonnen des Baggers in Bewegung setzen und die ersten Fenster der ehemaligen Firma Kaba Mauer an der Hauptstraße / Frankenstraße hinunter reißen, fallen nicht nur erste Ziegel mit ab, sondern sicherlich auch ein paar Steine bei Oliver Christ und Stefan Wiesemann. Die Inhaber des Architekturbüros AC&W, das sich in der Hefelmanngasse befindet, betreuen seit 2017 ein Wohnprojekt, das hier entstehen soll – und sind überrascht, welche Hürden sie dabei überwinden mussten.
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Eigentlich, so findet Oliver Christ, ist doch das, was hier einmal entstehen soll, genau das, was in Heiligenhaus gefordert wird, sowohl von den Einwohnerinnen und Einwohnern, aber gerade auch von Stadt und Politik: Es fehlt an Wohnraum, doch so richtig in Schwung kam ihr Projekt nicht, dass sie für den Bauherrn, die Erlanger GBI AG, Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklungen, vor Ort betreuen. „Über die ersten Entwürfe haben wir bereits 2017 gesprochen“, berichtet Christ.
Personalmangel im Bauamt
Dass sich das Verfahren so sehr in die Länge zieht, hätten sie nicht gedacht und seien verwundert über doch zum Teil sehr langwierige Vorgänge in der städtischen Verwaltung. „Wir kommen sehr gut mit den Mitarbeitern, vor allem im Bauamt, klar“, betont Christ, ist aber dennoch irritiert, dass es aufgrund von Personalmangel nicht möglich war, die Entwicklung des Wohngebiets schneller voranzutreiben. „Wohnungen werden händeringend gesucht, wir wollen welche bauen und kommen ewig nicht voran, das ist doch schon ein wenig grotesk“, ärgert sich Christ.
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Probleme habe zunächst der Bebauungsplan gemacht, der für dieses Grundstück noch Gewerbe vorsah. „Der wurde jedoch seitens der Stadt irgendwann endlich aufgehoben, aber kein neuer aufgestellt“, berichtet Wiesemann. Das gebe ihnen aber nun, dank des Paragrafen 34, wie er weiter ausführt, die Möglichkeit, endlich mit dem Bau zu beginnen: „Der Paragraf ermöglicht, das wenn es noch keinen neuen Bebauungsplan gibt, man so bauen darf, dass man sich der Umgebung anpasst.“ Und da schaut Wiesemann einmal am Südring rund herum – das neue Wohnprojekt liegt zwischen dem Seniorenzentrum Domizil und einem Mehrfamilienhaus, gegenüber befinden sich ebenfalls Mehrfamilienhäuser.
Vier Gebäudekomplexe werden entstehen
Das, was der Bauherr also nun an dieser Stelle vorsieht, ist die Errichtung mehrerer Wohnkomplexe, „vier dreigeschossige durchmischte Gebäude“, erläutert Christ. Denn zur Hälfte soll hier geförderter Wohnraum entstehen, sprich für Menschen mit Wohnberechtigungsschein. Jedes Gebäude solle etwas anders aussehen: Zwei Gebäude sollen am Südring liegen, ein weiteres an der Frankenstraße und das Vierte zur Hauptstraße hin, dort, wo derzeit noch das Haus 118 steht. Das wird im Zuge der Bebauung ebenfalls abgerissen.
Dass sie noch auf größere Hürden stoßen werden, hoffen die Architekten nicht. Zumindest erwarten sie keine größeren Schadstofffunde, welche Gründe für Baustillstand auf dem ehemaligen Dörrenhaus- und Kinigelände waren. Das Gebäude am Südring sei von innen schon komplett ausgeschlachtet, berichtet Schadstoffgutachter Joseph Kahlich, die nächsten Wochen wird er sich den oberen Komplex anschauen. In der Zeit wird der nagelneue 53-Tonnen-Bagger der Firma Laarakkers, die für den Rückbau verantwortlich ist, das alte Gebäude dem Erdboden gleichgemacht haben. Bis Ende 2023 sollen die Gebäude dann bezugsfertig seien.
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Einschränkungen bei den Abrissarbeiten
Für die Abrissarbeiten wird es in den nächsten Wochen immer mal wieder einspurige Sperrungen am Südring in dem Bereich der Bauarbeiten geben. Auch wird der Gehweg vermutlich teilweise gesperrt werden müssen, berichtet David Müller von der Firma Laarakkers.