Heiligenhaus. Wo einst die Bundeswehr in Heiligenhaus war, sollen Häuser gebaut werden. Was die Bodengutachten sagen und warum der Zoll eine Rolle spielt.

Die Zeiten, als Bundeswehrsoldaten auf dem Gelände an der Talburgstraße im Wassermangel patrouillierten, die sind lange vorbei. Und auch das Technische Hilfswerk (THW) ist schon vor einigen Jahren ausgezogen. Viele Pläne wurden geschmiedet, was die Stadt auf dem mehr als 130.000 Quadratmeter großen Grundstück, das noch dem Bund gehört, realisieren könnte. Nun scheint das Projekt Wohngebiet kurz vor der Umsetzung zu stehen.

Der Zoll soll dort einziehen, wo das THW viele Jahre in Heiligenhaus ein Logistikzentrum betrieb.
Der Zoll soll dort einziehen, wo das THW viele Jahre in Heiligenhaus ein Logistikzentrum betrieb. © WAZ | Uwe Möller

Einige Pläne sind in den letzten zehn Jahren diskutiert worden: So sollte hier eine zentrale Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge entstehen, es gab auch Überlegungen, auf dem Areal könnte eine Art Sportzentrum entstehen - inklusive Neubau des Heljensbads.„Die Gespräche mit der Bima gehen in die finale Runde“, berichtet der technische Beigeordnete Andreas Sauerwein über den geplanten Kauf des Grundstücks über die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Der Bund sehe keinen Eigenbedarf mehr an dieser Stelle, wo viele Jahre das Bundeswehrdepot beheimatet war.

Heiligenhauser Bundeswehrdepot war auch immer ein Mysterium

Das weitläufige Gebiet an sich kennen nur wenige Heiligenhauser: Von einem hohen Zaun umrandet, liegt das Grundstück nördlich des Panoramaradwegs und westlich der Talburgstraße. Für Kinder, die in der Bundeswehr-aktiven Zeit aufwuchsen, war der Bereich immer auch mit Spannung verbunden: Was passiert hier hinter der Schranke, was wird hier so streng bewacht gelagert? Von der Schraube bis zu Panzerkette oder Panzermotor lagerten hier jedoch nur Ersatzteile. Anschließend wurde der obere Bereich, gegenüber des Sportplatzes, viele Jahre vom Technischen Hilfswerk als Logistikzentrum genutzt. Dort soll nun endlich der Zoll einziehen, hieß es bereits im Jahr 2021.

Hinter einem Rolltor - gut verschlossen - liegt die ehemalige Zufahrt zum Bundeswehrdepot an der Talburgstraße in Heiligenhaus. Genutzt wurde es hin und wieder von Spezialeinheiten zum Training.
Hinter einem Rolltor - gut verschlossen - liegt die ehemalige Zufahrt zum Bundeswehrdepot an der Talburgstraße in Heiligenhaus. Genutzt wurde es hin und wieder von Spezialeinheiten zum Training. © WAZ | Detlev Kreimeier

Da der Kauf wohl unmittelbar bevorsteht, wird der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz, der am Dienstag, 30. April, tagen wird (18 Uhr, wie immer öffentlich im Ratsaal) nun über die „Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 80 ‚nördlich Panoramaradweg / westlich Talburgstraße‘“ abstimmen, „damit wir in die öffentliche Auslegung gehen können und mit dem Projekt vorankommen“, erläutert Sauerwein. Denn der Zoll will langsam bauen. Die Größe des Plangebietes beträgt circa 136.000 Quadratmeter und bestehe aus einem Sondergebiet, einem Gewerbegebiet und verschiedenen Wohngebieten sowie Grünflächen.

Zoll, Gewerbe und Wohneinheiten entstehen: Das sagen die Bodengutachten

„Ziel der städtischen Planung ist es“, heißt es in der Verwaltungsvorlage, „auf einem Teilbereich des ehemaligen Bundeswehrgeländes ein Quartier zu entwickeln, in dem sowohl Wohnnutzungen als auch gewerbliche Nutzungen umgesetzt werden können. Dadurch soll insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Heiligenhaus gesichert und gleichzeitig die hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum gedeckt werden. Des Weiteren wird mit dem Bebauungsplan Planungsrecht für ein Einsatztrainingszentrum des Zolls geschaffen.“ Der Ausschuss hatte bereits im August 2021 die „Aufhebung des ursprünglichen Aufstellungsbeschlusses des Bebauungsplanes Nr. 80 „nördlich Panoramaradweg / westlich Talburgstraße“ aus dem Jahr 2008 beschlossen und diesen gleichzeitig mit angepasstem Planungsziel neu gefasst.

Ersatzteile wie Panzerketten oder Panzermotoren wurden im Bundeswehrdepot in Heiligenhaus gelagert.
Ersatzteile wie Panzerketten oder Panzermotoren wurden im Bundeswehrdepot in Heiligenhaus gelagert. © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Mit Spannung erwartet wurden nun die Gutachten, „aber es sieht gar nicht so schlimm aus, wie befürchtet“, berichtet Sauerwein. Neun Rammkernsondierungen seien durchgeführt und 375 Bodenproben entnommen worden, die Ergebnisse seien „sehr heterogen und zeigen Prüfwertüberschreitungen bezüglich der Parameter Schwermetalle, Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie untergeordnet Polychlorierte Biphenyle (PCB)“, heißt es in dem Gutachten. „Dass Schadstoffe vor allem in dem Bereich gefunden wurden, wo früher die Tankstelle auf dem Gelände war, damit musste man ja rechnen“, erläutert Sauerwein, „wir werden ein Bodentausch überall dort vornehmen müssen, wo Wohnhäuser, Grünflächen und Spielplätze entstehen sollen“.

Diese Bereiche sollen auf dem Areal entstehen

Grob entstehen sollen auf dem Areal also drei Bereiche: Östlich befindet sich die Fläche für das Einsatztrainingszentrum des Zolls, die weiterhin im Eigentum des Bundes bleibe. Westlich daran angrenzend soll ein „immissionsrechtlich eingeschränktes Gewerbegebiet“ entstehen. Im übrigen Gebiet sind im Norden und Westen Wohnbauflächen für Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser geplant. Zusätzlich ist im nördlichen Bereich bis zur Hälfte der Strecke die Errichtung einer sogenannten Zeilenwohnbebauung vorgesehen: Das ist eine Anordnung von langen, schmalen Wohngebäuden quer zur Verkehrsstraße hin. Aufgelockert werden soll das Gebiet durch verschiedene Grünzüge, „mit denen auch gleichzeitig die unebene Topografie überwunden werden kann“.