Heiligenhaus. Seit 40 Jahren lebt und liebt Holger Brembeck seinen Job als Bademeister. Was für den Heiligenhauser das Leben als Bäderleiter bedeutet
Wenn Holger Brembeck morgens aufsteht, erwartet ihn ein einzigartiger Ausblick: Die aufgehende Sonne lässt den Nebelschleier erkennen, der sich morgens noch über die Becken und Grünflächen im Heljensbad legt.
Zeit für den Leiter des Bades, schon mal die ein oder andere Runde zu drehen, bevor die Badegäste kommen – und von ihnen gibt wohl kaum jemanden, der ihn nicht kennt. Seit genau 40 Jahren ist er nun im Bad beschäftigt. Was er in dieser Zeit erlebt hat, füllt ganze Bücher.
Es war der 1. August 1983, als der 16-jährige Holger Brembeck seine Ausbildung zum Schwimmmeistergehilfen begann. „Ich war schon immer sportlich unterwegs, Fußball war meine Leidenschaft“, erinnert er sich zurück.
Von Anfang an fühlte er sich wohl im Heljensbad und nach der Ausbildung wollte Brembeck schnell mehr. „Ich habe an der Sportschule Wedau meinen Schwimmmeister gemacht, damals war ich der Jüngste.“ Dann wollte er das Abi nachholen, „dafür wurde ich für ein Jahr freigestellt, bin dann wieder zurück.“
Stadtwerke Heiligenhaus unterstützen beim weiteren Weg zum Bäderleiter
Den Stadtwerken ist er noch heute dankbar, haben sie ihn auf seinem Weg immer unterstützt, auch bei seinem Studium: „BWL und Sportökonomie, das war immer mein großer Traum. Aber es war nicht alles ganz einfach. Ich war junger Vater, dann dazu der Job und das Studium, das war schon eine Herausforderung.“ Doch die meisterte er – und 2002 wurde er mit dem Amt der Bäderleitung belohnt für all seine Mühen.
„Das Bad liegt mir schon immer am Herzen als gebürtigem Heiligenhauser. Das ist auch mehr als ein Beruf, das muss schon eine Berufung sein“. Denn die Arbeit, die er in das Bad steckt, „kann man gar nicht in Stunden verrechnen oder sagen, nein, darum kümmere ich mich jetzt nicht mehr, meine Dienstzeit ist für heute rum.“
Da müsse dann auch der Partner mitspielen. Und so ist Holger Brembeck froh, dass Ehefrau Tina an seiner Seite stehe. Als Bäderleiter wohnt er schon lange in dem Haus auf dem Badgelände, das es sogar mal ins Fernsehen geschafft hat: Tina Brembeck hatte bei der Vox-Sendung Shopping Queen mitgemacht.
Bei der üblichen Hausführung war Star-Modedesigner Guido Maria Kretschmer ganz begeistert von dem quasi großen Pool im Garten. Da würde er gerne mal die Rutsche runterrutschen, aber nur, wenn das Bad leer ist, sagte der Hamburger.
Viel Arbeit steckt das Heiligenhauser Bad-Team in den Erhalt
Wie viel Arbeit Brembeck und sein Team investieren, dass diese markante und weit über die Heljenser Grenze hinaus bekannte blaue Rutsche auch nach vielen Jahrzehnten funktioniert, wird Brembeck nicht müde zu betonen: „Seit Jahrzehnten läuft mittlerweile die Diskussion um die Sanierung des Freibads, welches in zwei Jahren bereits 60 Jahre auf dem Buckel hat. Was viele nicht sehen: Da steckt viel Arbeit drin, dass das Bad so aussieht und wir den Betrieb aufrecht erhalten können!“
1965 eröffnet war es im Kreisgebiet das einzige Bad in der Größenordnung und noch immer kommen viele Besucherinnen und Besucher aus den umliegenden (Groß)-Städten, vor allem wegen der friedlichen Atmosphäre, den unterschiedlichen Becken und den beliebten Liegewiesen.
Wo viele Menschen sind, da passiert auch viel, weiß Brembeck: „Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen, das ist für mich eins der schönsten Dinge in meinem Job. Hier sind sie alle, die ganze geballte Gesellschaft. Man lernt hier mehr über das Leben und die Menschen als an irgendeiner Uni.“
Dabei erlebe er viele schöne, aber eben auch nicht so schöne Dinge. „Wir haben fantastische Geschichten und tolle Menschen erlebt, aber auch schreckliche Erlebnisse.“ Zwei Todesfälle habe es in seiner Zeit im Schwimmbad gegeben, „ein Mädchen starb bei einem Kindergeburtstag an einem Herzinfarkt, das war sehr tragisch“. Dann der Tod eines Jungen im Freibad im Sommer 2010. „Wir waren alle geschockt, es brauchte viel Zeit und Gespräche, bis wir als Team das verarbeitet haben.“
Heiligenhauser Bademeister hat nichts mit Baywatch-Romantik zu tun
Doch auch viele erfolgreiche Wiederbelebung habe es gegeben, „der Job als Bademeister hat wenig mit der Baywatch-Romantik zu tun, den sich manche vorstellen“, betont Brembeck. Doch gerade die Arbeit mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen findet er nach wie vor toll, „es macht Spaß, sie zu begleiten und ihnen Tipps mit auf den Weg zu geben.“
Was er geworden wäre, wäre er nicht im Heljensbad gelandet? „Archäologie hat mich immer fasziniert, und auch Sportlehrer hätte ich mir vorstellen können.“ Doch er sei froh, dass er diesen Weg gegangen ist, „die Stadt und das Bad, da steckt schon viel Herzblut drin.“