Heiligenhaus. Viele Besucherinnen und Besucher zeigen sich verunsichert: Ist es im Heiligenhauser Heljensbad zu kalt zum Schwimmen? Wir haben den Test gemacht.
Alles wird runtergefahren, um Energie zu sparen: ob in Büros oder Schulen, in Sporthallen und öffentlichen Gebäuden, die Temperaturen sinken. So auch im Heljensbad. Doch die Ankündigung, dass es hier „nur noch“ bei 27 Grad Wassertemperatur ins Wasser geht, hat viele abgeschreckt: Sie trauen sich nicht mehr ins Bad und fürchten, dass es zu kalt ist. Das hat Bäderleiter Holger Brembeck festgestellt. Wir haben den Test gemacht: Wie „kalt“ sind 27 Grad wirklich?
Die Sorgen, dass es gerade für Kinder im Wasser zu kalt sei, die hat Brembeck schon häufiger gehört in den letzten Wochen, ob am Telefon oder in Kommentaren in Sozialen Netzwerken. „Wir haben natürlich, wie alle anderen Bäder in Deutschland auch, unsere Wassertemperatur aufgrund der allgemeinen Gasmangellage reduziert.“ Beide Becken werden jedoch mit 27,5 Grad temperiert, „was wirklich noch absolut angenehm und ausreichend ist, um alle gängigen Wassersportarten, die wir hier im Heljensbad anbieten, durchzuführen.“ Die Ausnahme sei das Babyschwimmen, dafür sei eben eine höhere Temperatur nötig.
Familie Schmidt aus Heiligenhaus testet das Heljensbad
Ob das stimmt, teste ich gemeinsam mit meiner achtjährigen Nichte Charlotte und meinem 71-jährigen Vater Joachim, um alle Generationen abzudecken. Also geht es um 14 Uhr hin ins Heljensbad, die Vorfreude ist groß, ein wenig Skepsis vorhanden, vor allem bei der Kleinen. Die ist beim Betreten des Bads erstmal weg, „es ist schön angenehm warm in der Halle“, findet mein Vater. Relativ schnell ist er im Wasser – keine Selbstverständlichkeit, immerhin war er auch früher immer der Letzte im Meer, egal, wie warm es war. Die Nichte braucht etwas länger, „Opa, das ist kalt“, findet sie zunächst. Doch dann ist auch sie im Wasser und schließlich auch ich – ja, es ist etwas frisch, doch bei weitem nicht kalt.
Aber man will sich schnell bewegen – Lotti und ich schwimmen die 25 Meter zum Beckenrand um die Wette, sie gewinnt – natürlich. „Jetzt ist mir warm“, findet Lotti, während wir mit dem Opa ein paar Runden schwimmen. Plötzlich hält es die beiden nicht mehr im Wasser – aber nur, weil es sie zum Sprungturm und danach erstmal für eine gefühlte Ewigkeit auf die Rutsche zieht. Ich schwimme in der Zeit ein paar Runden, gemeinsam nur mit einer Hand voll weiterer Badbesucherinnen und Besucher. Ob das Wasser zu kalt sei? „Auf keinen Fall, man bewegt sich ja“, meint eine Besucherin.
Daumen hoch für die Temperaturen
Nach einer Stunde hat der Opa erstmal genug vom Toben, er setzt sich für ein Pläuschchen mit Badmitarbeiter Ahmet Tahta auf die Bank, „es ist wirklich warm, ich brauch kein Handtuch“, sagt er. Lotti und ich toben derweil weiter, schwimmen und tauchen hin und her. Lotti beobachtet die Kinder vom Schwimmkurs, „letztes Jahr war ich da noch bei“, sagt die Bronzeabzeichen-Trägerin ganz stolz. Von den Kindern scheint es auch keinem kalt zu sein, und auch die Jugendlichen, die mittlerweile da sind und den Sprungturm erobern, zittern nicht: „Ist voll ok“, findet einer von ihnen die Temperatur und taucht wieder ab.
Erst gegen halb vier, nach anderthalb Stunden, gucken wir uns an: Ja, jetzt so langsam wird es frisch, aber viel länger sind wir nie hier im Wasser gewesen. Es geht unter die heiße Dusche und nach dem Abtrocknen ist das leichte Frieren spätestens verschwunden. Lottis Fazit: „Am Anfang war es schon etwas frisch, aber man kommt ja nicht hier hin, um sich dann im Wasser nicht zu bewegen.“ Wie sie das Wasser findet? Sie reckt den Daumen in die Höhe. Recht hat sie, stimmen ihr mein Vater und ich zu.
Weniger Umsatz auch für das Bistro im Heljensbad
Dass generell weniger Gäste im Hallenbad sind, das spürt auch Sabine Koch. Sie führt das Bistro im Heljensbad. „Ich mache derzeit einen täglichen Verlust von 300 bis 400 Euro ohne die Saunagäste, es ist sehr traurig“, spürt sie vor allem die Auswirkungen der Saunaschließung. Was viele nicht wissen würden, sei, dass es hier in ihrem Bistro dienstags bis sonntags von 10 bis 21 Uhr eben nicht nur die typischen Bad-Pommes gebe. „Derzeit kann man auch normal als Gast kommen und hier in der Sauna essen.“
Die Speisekarte beinhaltet vieles Leckeres, findet auch Lotti, die dennoch die Pommes testet – erneut geht der Daumen hoch. Schnitzel, Burger, Grünkohl, Flammkuchen, Kotelett, Currywurst und vieles mehr bietet Koch an, Joachim Schmidt testet den Salat, „sehr frisch und lecker und der Preis ist absolut in Ordnung“, findet er – und gibt zu, dass er nicht auf die Idee gekommen wäre, dass man hier vor Ort Essen gehen könne. „Das wissen viele nicht, das ist genau das Problem. Ich würde mich freuen, wenn wieder mehr Gäste ins Hallenbad und auch zu mir ins Bistro kämen“, meint die Gastronomin. Ab Dezember wird sie auch Lieferdienst über Lieferando anbieten, bis dahin kann man vor Ort Essen oder mitnehmen, „auch Gruppen haben hier Platz. Demnächst biete ich auch Gänseessen für 23,80 Euro an.“ Sie hofft, dass sie mit ihren Anpassungen über den Winter kommt.
>>> Öffnungszeiten des Heljensbads
- Das Hallenbad an der Selbecker Straße 12 hat wie folgt geöffnet: dienstags von 6.30 bis 8 Uhr, mittwochs bis freitags von 13 bis 21 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr.
- Erwachsene zahlen 4,50 Euro Eintritt (ermäßigt 2,50 Euro), Jugendliche (6 bis 17 Jahre) 2,50 Euro. Der Frühschwimmertarif kostet 3,50 Euro.
- Mittwochs bis freitags gibt es von 20 bis 21 Uhr mediterranes Schwimmen – dann ertönt leise Chilloutmusik und es gibt nur Unterwasserbeleuchtung.
- Aktuelle Infos, auch zum Kursangebot, gibt es auf der Facebookseite des Heljensbads, weitere Infos auf heljensbad.de oder unter 02056 922 171.