Heiligenhaus. Wie soll sich die Stadt Heiligenhaus entwickeln, wie auf neue Faktoren wie Klimawandel einstellen? Politik und Verwaltung haben eine Vorstellung.
Die Städte stehen vor vielen Herausforderungen: Viele Faktoren wie Klima-, Mobilitäts- und Konsumwandel wirken sich ganz konkret auf die Stadtentwicklung aus. Was macht man gegen Leerstand in der Innenstadt und wie kann man diese beleben? Will man die Autos raus aus der Stadt halten und ÖPNV und Radverkehr stärken oder mehr Parkplätze innenstadtnah anbieten? Und was kann man noch für den Umweltschutz tun? Mit diesen Fragen hat sich die Stadtverwaltung und die Politik in den letzten Jahren beschäftigt – und Ende 2022 gleich mehrere Konzepte beschlossen. Was diese beinhalten.
Immer wieder standen die Punkte Isek (Integrierte Stadtentwicklungskonzepte), Einzelhandelskonzept, Mobilitätskonzept und Klimaschutzkonzept auf den Agenden der politischen Gremien. „Wir haben viel Zeit investiert, vieldiskutiert und am Ende einen gemeinsamen Konsens finden können, wo die Entwicklung der Stadt Heiligenhaus hingehen soll“, fasst der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein zusammen. Auf Grundlage dieser Beschlüsse werde man diese Ziele nun nach und nach in Angriff nehmen.
Entwicklung der Stadt Heiligenhaus hat eine Grundlage bekommen
Thema Wohnentwicklung. Gesucht wird viel in Heiligenhaus: ob Mietwohnungen oder Wohneigentum, ob Wohnung oder Haus. „Wir haben zunächst den Bedarf ermittelt und festgestellt, wir werden in den nächsten zehn Jahren jährlich 100 weitere Wohneinheiten benötigen. Dabei muss einiges berücksichtigt werden, wie 20 Prozent geförderter Wohnungsbau, kleine und barrierefreie Wohnungen genau wie große vier- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen für große Familien“, weiß Sauerwein. „Wir haben dann geschaut: Welche Standorte haben wir im Stadtgebiet eigentlich zur Wohnentwicklung zur Verfügung?“
Am Ende kam eine Liste zustande mit allen Möglichkeiten, wo gebaut werden kann. Diese seien zwar begrenzt, „aber das Potential ist auf jeden Fall da. Im Gegensatz zu den letzten Jahren, in denen die Zinsen niedrig waren, steigen nicht nur diese, sondern auch die Baupreise im Allgemeinen wieder stark an. Das wirkt sich natürlich auf mögliche Vorhaben aus.“ Im Bereich Südring / Kurt-Schumacher-Straße ist ein neues Wohngebiet gerade dabei zu entstehen.
Ab März gibt es mehr Handel in der Innenstadt
Thema Einzelhandel. Ja, es war mal mehr los in der Heiligenhauser Innenstadt – „aber wenn man mal in der Umgebung schaut, hält es sich bei uns wirklich noch in Grenzen“, blickt Sauerwein auf die Ladenleerstände. Doch um diese zu beheben, „haben wir mit einer Bedarfsanalyse genau geschaut, was fehlt hier noch und was kann zu einer weiteren Belebung führen?“ Der Fokus sei dabei auf die Innenstadt gelegt worden, „nur das Zentrale ist hier relevant, für alles andere ist Heiligenhaus einfach zu klein.“
Einige Investorenentscheidungen hätten sich jedoch in die Länge gezogen, „mit Takko und dem Schuhladen wird es im März losgehen, und auch mit dem Discounter gibt es nun eine Einigung.“ Weiter auf der Suche sei man nach Gastronomen, „wir müssen mit mehr Aufenthaltsqualität punkten. Aber wenn mehr Leben stattfindet, werden andere Interessierte nachziehen.“
Wofür ein Isek nötig ist
Thema Isek. Integrierte Stadtentwicklungskonzepte – gleich zwei gibt es davon in Heiligenhaus, und zwar einmal für den Innenstadtbereich und einmal für den Bereich Oberilp und Nonnenbruch. „Die Erstellung dieser Konzepte ist die Grundvoraussetzung für eine Städtebauförderung“, erklärt Sauerwein. Der Vorteil dieser sei aber auch: „Durch die nötigen Beteiligungsprozesse holt man auch die Bevölkerung rein. Das war in der Pandemie zwar schwer, aber dennoch gab es gute Impulse, wie den Bikepark.“
Thema Heljensbad. Wie stark interessiert die Heiligenhauserinnen und Heiligenhauser am Thema Heljensbad interessiert sind, weiß Andreas Sauerwein – und das nicht nur durch die teils hitzigen Debatten in den politischen Gremien. „Hier ist das Komplexe die Fördermittelakquise, denn ehrlicherweise können wir den Neubau nicht alleine stemmen.“ Auch hier habe man zunächst die Hausaufgaben erledigt und geschaut, was künftig wirklich gebraucht wird, „wir haben uns mit allen Beteiligten, wie den Vereinen, ausgetauscht und geschaut, was kann man hier integrieren.“ Denn das Bad könnte „eine Scharnierfunktion in dem Sozialraum übernehmen, über Sport und Freizeit könnte man hier ein niederschwelliges Beratungsangebot ansiedeln.“
Mehrstöckiges Parkhaus im Innenstadtbereich
Thema Mobilität. Parkraum wird fehlen – früher oder später. Denn irgendwann wird der Mitarbeiterparkplatz der Stadtverwaltung, der gerade wegen des geplanten Awo-Projekts an der Linderfeldstraße an die Kettwiger Straße umgezogen ist, auch dort weichen müssen. „Vorstellbar ist eine Aufstockung am Schleifenparkplatz, versehen natürlich mit E-Tankstellenplätzen.“ Mehr Fahrradboxen rund ums Rathaus soll es geben und weiter geprüft werden, wie Heiligenhaus an einen Bahnanschluss gelangen könnte.
Thema Hof- und Fassadenprogramm. Etwas stiefmütterlich behandelt worden sei in der Vergangenheit der Kirchplatz, doch auch da hat es einen Wandel in den letzten Jahren gegeben: „Er wird gerne außengastronomisch genutzt.“ So könnte es, wie in der Innenstadt bereits, einheitliche Markisen geben für eine schönere Optik, wie auch insgesamt auf dem Platz, „um noch mehr Leben auf den Platz zu holen.“
Blick in die Zukunft
Schaut man noch weiter in die Zukunft, dann werde sicher noch etwas Spannendes am ehemaligen Kiekert-Areal passieren, „hier können wir uns gut eine Mischung aus Wohnen, Fitness und ein bisschen Gastro und Einzelhandel vorstellen.“ Die zentrale Lage in die Innenstadt, zum Campus und Panoramaradweg müsse man hier im Fokus haben. Doch nicht ganz weit in die Zukunft muss man schauen, einige Beschlüsse wurden bereits umgesetzt, wie die Modernisierung des Spielplatzes in der Oberilp oder der Place de Meaux, „wir werden die Campusallee auch noch weiter begrünen und kleine Maßnahmen werden für den Bürger auch schon bald sichtbar.“
Vieles habe man konzeptionell nun in trockene Tücher gebracht, „wir haben nun konkret formulierte Aufgaben, die uns die Politik gestellt hat und an denen wir uns in den nächsten Jahren orientieren werden“, so Sauerwein. „Einigen geht es im Bereich der Stadtentwicklung nicht schnell genug, wir wollen jedoch angesichts der hohen Investitionskosten gut abgestimmte und überlegte Entscheidungen treffen.“ Wichtig sei eine nachhaltige Stadtentwicklung, und das vor allem auch im Hinblick auf die Umwelt, betont der Technische Beigeordnete.