Heiligenhaus. Weniger Autoverkehr, mehr Rad und ÖPNV soll es künftig in Heiligenhaus geben. Was die Bürgerinnen und Bürger sich wünschen beim Thema Mobilität.
„Nach den Online-Formaten sind Sie gefragt“, wandte sich der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein an die Besucher der Bürgerwerkstatt. Mehr als 50 Interessenten kamen am Dienstagabend in die Aula des Gymnasiums, um sich über den aktuellen Stand rund um das Mobilitätskonzept zu informieren, zu diskutieren und eigene Anregungen einzubringen.
Zuvor erfolgten eine Bestandsaufnahme mit der Analyse von Stärken und Schwächen des Verkehrs in Heiligenhaus, zwei Planungsspaziergänge sowie Einträge in eine interaktive Stadtkarte. „Ziel ist es, dass wir ziemlich einvernehmlich den motorisierten Individualverkehr ein Stück weit zurückdrängen, aber nicht so stark wie in Großstädten, dafür sind hier die Strukturen nicht gegeben. Mit dieser Mobilitätswende wollen wir einen Beitrag zum Klimaschutz und für mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer sorgen“, begründet Andreas Sauerwein den Hintergrund der Maßnahme, die durch Fördermittel ermöglicht wird.
Heiligenhauser können eigene Ideen und Kritik einbringen
„Sie sagen, was sie sich vorstellen“, forderte Karsten Strack vom „Büro Stadt Verkehr“ aus Hilden die Heiligenhauser auf. „Wir haben den Blick auf die Innenstadt, vergessen Sie nicht die Zuwegungen. Ein Großteil der Innenstadt ist von den Wohnbereichen innerhalb von 1000 Meter erreichbar.“ Der Verkehrsexperte machte klar, dass große Pendlerströme ohne Schienenanschluss nicht zu bewältigen sind: „Das ist mit einem Bus nicht machbar, bei der Schiene sind die Gefäße einfach größer: In einen Zug passen über 200 Menschen rein.“
Die anwesenden Bürger verteilten sich anschließend auf vier große Tische mit Karten zu den Themen Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Radverkehr, Fußverkehr und Auto. Nach ein bisschen Zurückhaltung sprudelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer los und notierten ihre Kritik und Wünsche. „Der Bus nach Kettwig fährt zu selten, am Wochenende beginnen die Fahrten erst ab 12.30 Uhr“, so eine Beschwerde. Eine höhere Taktung oder On-Demand-Busse in den Abendstunden werden gewünscht, ebenso Schnellbusse, die nicht alle Haltestellen bedienen, dazu Schnellbusse nach Essen und Düsseldorf. Dazu wird ein Pendelbus zwischen dem Campus Velbert/Heiligenhaus und der Hochschule Bochum vorgeschlagen.
Probleme für Menschen mit Behinderungen
Eine Rollstuhlfahrerin bemängelt, dass sie mit ihrem Untersatz oft nur schwer in die Linienbusse komme. Ein Schienenanschluss wird vermisst. Die Sehbehinderten unter den Fußgängern brauchen mehr taktile Einrichtungen, gleichzeitig wird mehr Barrierefreiheit gefordert. Dazu wurden sichere Überwege an der Hauptstraße in Höhe der Sparkasse angeregt. Heiligenhaus wird aufgrund der Topographie nie zu einer Radfahrerstadt werden. Für E-Bikes werden Ladestationen und Fahrradplätze angeregt, engagierte Radler fragen sich, wie man gescheit nach Düsseldorf kommt.
Autofahrer halten Gegenverkehr auf dem Südring für illusorisch. „Das wäre konzeptionell mit der Westfalenstraße vergleichbar“, erläutert Mario Rieder diese Planung. „Ja, aber dort gibt es keine Wohnbebauung“, kontern die Kritiker. Ein Parkleitsystem fänden Pkw-Nutzer gut, aber auch Parkhäuser, um Flächen zu schonen. Eine zentrale Ablagestelle für Paketdienste wurde ebenso vorgeschlagen. Das Planungsbüro wird die ganzen Anregungen und Kritiken zusammenstellen und der Politik vorstellen, die letztlich über das Mobilitätskonzept zu entscheiden hat.
>>> Verlagerung
- Bei umfassender Umsetzung der auf dem Leitbild basierenden Maßnahmen wären folgende Verlagerungen in 13 Jahren denkbar, vorausgesetzt, die Heiligenhauser tragen es mit.
- Der motorisierte Individualverkehr gehe gegenüber heute um 18 Prozent zurück, der Fußgängerverkehr sinke um drei Prozent, dafür würde der ÖPNV um neun und der Radverkehr um elf Prozent zunehmen.