Heiligenhaus. Nach der Eröffnung des Forums Hitzbleck plant der Heiligenhauser Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein die Symbiose zur Innenstadtentwicklung.

Seit anderthalb Jahren ist der Technische Beigeordnete der Stadt nun im Amt. Doch wie funktioniert Stadtentwicklung mitten in einer Pandemie? WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt sprach mit Andreas Sauerwein über abgeschlossene und anstehende Projekte und die Zusammenarbeit mit der Politik.

Herr Sauerwein, haben Sie sich in Heiligenhaus eingelebt?

Andreas Sauerwein ist seit anderthalb Jahren Technischer Beigeordneter bei der Stadt Heiligenhaus.
Andreas Sauerwein ist seit anderthalb Jahren Technischer Beigeordneter bei der Stadt Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Sauerwein: Auf jeden Fall, ich bin ja nun seit anderthalb Jahren hier. Heiligenhaus hat eine Menge Entwicklungspotenzial, auf das andere Städte im Umfeld aufmerksam blicken: Die Innenstadt wurde umgestaltet, der Innovationspark ist im Entwicklungsprozess, der Autobahnanschluss kommt, das gibt es in der Rhein-Ruhr-Region so vergleichbar nicht.

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Wie läuft denn Ihre Arbeit in der Pandemie im Vergleich zu anderen Zeiten?

Auch bei uns hat die Pandemie natürlich folgen, wir können nicht alle Projekte so umsetzen und realisieren, wie wir es vielleicht gehofft hatten vor der Pandemie. Das Jahr der Kräne wird 2021 sicherlich nicht werden, aber wir haben dieses Jahr die Chance, langfristige Projekte, die angestoßen wurden, angehen zu können und vernünftig auf die Reihe zu bringen.

Wie zum Beispiel das Heljensbad?

Ja genau. Da konnte ja in den letzten Jahren nicht viel passieren. Wir werden es mit Eigenmitteln nicht schaffen, das Bad so zu sanieren, wie wir es uns vorstellen. Dafür brauchen wir Fördermittel, ohne die es nicht realisierbar wäre. Wir haben dazu zum Beispiel das integrierte Stadtentwicklungskonzept ISEK auf die Beine gestellt und müssen das nun auch erst durchführen. Wir führen bald dann auch weitergehende Gespräche mit am und ums Bad beteiligten Vereinen, welche Nutzungsmöglichkeiten sie sich wünschen und was aus ihrer Sicht berücksichtigt werden muss.

Aber ISEK betrifft ja nicht nur das Heljensbad, oder?

Nein, es ist für die Bereiche Innenstadt, Nonnenbruch und Oberilp. Denn hier sind wichtige Projekte anzugehen: Einmal müssen wir die Verbindung zwischen dem gerade eröffneten Nahversorgungszentrum und der Innenstadt verbessern und diese beleben. Dazu gibt es jetzt ja auch ein Zentrumsmanagement. Das wird sich auch mit der Frage beschäftigen, wie beispielsweise der Place de Meaux gestaltet und genutzt werden soll, also der Bereich vor dem Alten Pastorat. Und in den Stadtteilen müssen wir für eine Wohnumfeldverbesserung sorgen, zum Beispiel durch Spielplätze. Hier hat es in den Umfragen, an denen sich auch wirklich viele Heiligenhauser beteiligt haben, schon viele Ideen gegeben, diese müssen wir nun weiter erarbeiten.

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Aus der Politik hört man immer mal wieder den Vorwurf, die Stadtentwicklung beziehungsweise die Verwaltung würden Projekte nicht schnell genug angehen.

Dazu muss man wirklich mal eins ganz deutlich sagen: Wir sind eine wirklich kleine Verwaltung, aber haben teilweise große, anspruchsvolle Projekte, die wir entwickeln wollen. Wir sind derzeit maximal gefordert –und wir haben auch ein normales Tagesgeschäft, das erledigt werden muss – und manchmal geht die Dringlichkeit dann auch vor. Da muss man dann eben auch Prioritäten setzen, was man oben auf der Agenda ansiedelt und was dann leider etwas warten muss.

Klimaschutz koste nicht mehr viel, sagt Andreas Sauerwein (r.), hier mit Förster Hannes Johannsen. Aber in die Baumpflege muss dennoch investiert werden.
Klimaschutz koste nicht mehr viel, sagt Andreas Sauerwein (r.), hier mit Förster Hannes Johannsen. Aber in die Baumpflege muss dennoch investiert werden. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Und außerdem geht eben nicht alles einfach mal eben so – wie man am Thema Innenstadtentwicklung sieht. Es läuft eine Machbarkeitsstudie für die Ladenleerstände, das Einzelhandelskonzept, dann folgen Schritte wie Prüfen und Erstellen von Bebauungsplänen, einer Öffentlichkeitsbeteiligung – aus vielen Bausteinen wissen wir dann am Ende, was zu tun sein wird und werden das dann auch angehen. Stadtentwicklung, so ist es nun mal, dauert seine Zeit.

Und mit der Zeit ändern sich dann auch möglicherweise Einstellungen: Die Grünen machen der Stadt aktuell Vorwürfe zur wenig grünen Umgestaltung der Campusallee.

Und das kann ich auch in Teilen nachvollziehen, aber zunächst einmal sind das Entscheidungen, die vor einigen Jahren gefällt wurden. Ich glaube, dass vieles richtig gemacht wurde – einiges würde man heute aber sicher auch anders entscheiden. Das liegt dann an uns und auch an der Politik, zu gucken, wie kann man damit jetzt umgehen? Bei der Bepflanzung zum Beispiel muss man doch jetzt erstmal abwarten, das wird doch sicher alles auch noch grüner, da ist noch einiges gar nicht fertig. Die Empörung kommt da vielleicht etwas zu früh.

Von Seiten der Grünen wurde betont, dass Klimaschutz eben Geld kosten würde und deswegen Maßnahmen in diesem Bereich unbeliebt seien. Das stimmt so nicht mehr, Maßnahmen zum Klimaschutz kosten nicht immer Geld, da gibt es viele Möglichkeiten und Wege. Das Ziel des Rates ist es, Heiligenhaus bis 2030 klimaneutral zu gestalten und das wird sich auch auf künftige Bauprojekte auswirken. Ich frage mich übrigens eins: Wenn Klimaschutz Geld kostet, was die Stadt ungern zahlen will – warum wurden uns in der aktuellen Haushaltsberatung nicht 30.000 Euro genehmigt für die Baumpflege, die wirklich wichtig ist? Gerade jetzt nach den trockenen Jahren, die viele Schäden hinterlassen haben.

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Das ehemalige WSS-Gelände an der Mozartstraße, das große Bundeswehrgelände an der Talburgstraße, ehemals Kini am Südring, Dörrenhaus an der Velberter Straße – wie sieht es mit den großen Flächen aus, die seit Jahren entwickelt werden sollen?

Mittlerweile ist sie fast fertig, die Campusallee – hier ein Bild aus Januar von den Bauarbeiten. Die Grünen kritisieren zu wenig Grün an der Allee. Die Campusallee verbindet Campus und Panoramaradweg hoch zum Alten Pastorat.
Mittlerweile ist sie fast fertig, die Campusallee – hier ein Bild aus Januar von den Bauarbeiten. Die Grünen kritisieren zu wenig Grün an der Allee. Die Campusallee verbindet Campus und Panoramaradweg hoch zum Alten Pastorat. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

An der Mozartstraße kann es losgehen, wenn der Bunker verfüllt ist, was ja dieses Jahr geschehen soll. Vom Bund erwarten wir, dass sie uns demnächst über ihre Planungsüberlegungen informieren werden, denn der Bund will ja einen Teil des Geländes wohl selber nutzen. Auf dem restlichen Grundstück könnte man sich eine Mischung aus sozialem Wohnungsbau und Gewerbe vorstellen. Bei Kini muss die Konzeption neu gedacht werden – hier kam es bei der bei den Abrissarbeiten außerdem zu Schadstofffunden. Sozialer Wohnungsbau ist auch hier eine Option. Gleiches gilt für Dörrenhaus. Und wir müssen vielleicht an der ein oder anderen Stelle Projekte selber entwickeln, wenn sich sonst nichts tut.

Wie sieht es mit dem Innovationspark aus? Manche Fraktionen finden, dass hier mehr beworben werden sollte, andere wiederum finden, man solle erstmal abwarten, bis die Autobahn fertig ist.

Es ist ja nicht so, dass hier derzeit nichts geschieht. Wir sollten in Ruhe weiterarbeiten, uns weiterhin mit Unternehmen austauschen.

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Was erwarten Sie wiederum von der Politik?

Es läuft viel, aber Corona verdeckt auch viel, deswegen kommt es vielleicht auch hier und da zu Irritationen, dass gesagt wird, man wisse nicht, wo die Stadt stehe oder dass Beschlüsse nicht abgearbeitet werden. Vielleicht sollte man bei Themen, die eben für Verwirrung sorgen, erstmal bei uns nachfragen, was Stand der Dinge ist, bevor man gerne mal drauf haut auf die Verwaltung. Wir haben ein Klimaschutzkonzept mit klaren Zielen, Projekte in der Pipeline – Langeweile kommt sicher nicht auf.

Dirtbike-Strecke ist auf der Agenda

Zur Forderung einer Dirtbike-Strecke einiger Jugendlichen und einem entsprechenden CDU-Antrag zur Förderung einer solchen, der keine Mehrheit gefunden hatte, äußert sich Andreas Sauerwein: „Die Jugendlichen laufen bei uns offene Türen ein.“ Denn ein solches Gelände sei bereits geplant. Gespräche zwischen den Jugendlichen und dem Beigeordneten wird es bald geben.