Heiligenhaus. Jan Heinisch und Glenn Klar leiten nun die Feuerwehr Heiligenhaus. Doch das ist kein Beruf, sondern ein Ehrenamt – dennoch liegt viel Arbeit an.

So langsam kehrt wieder Ruhe ein bei der Feuerwehr Heiligenhaus: Nach einem internen, aber vor allem auch politischen Hickhack um die neue Wehrleitung wurde das neue Leitungsduo Jan Heinisch und Glenn Klar Mitte Dezember vereidigt. Viel Arbeit steht für beide an, doch vor allem stehen nun das Wiedererlangen des Spaßes an der ehrenamtlichen Sache sowie die Mitgliederwerbung der ehrenamtlichen Feuerwehr im absoluten Fokus – und noch einiges mehr.

„Es war eine intensive Zeit“, schaut der neue Wehrleiter, Jan Heinisch, auf die vergangenen Wochen zurück. Doch damit meint er nicht nur die teilweise aufgekommene Kritik vor der Wahl an seiner Person für dieses Amt, „es ist bereits viel Administratives zu tun. Wir waren Anfang des Jahres vor allem damit beschäftigt, den Jahresdienstplan zu erarbeiten sowie die Fortbildungen für alle Wehrleute für dieses Jahr.“ Denn Stillstand gibt es – vor allem bei einer rein ehrenamtlichen Feuerwehr – nicht: Lehrgänge müssen absolviert werden, damit auch künftig Positionen wie Gruppenführer etc. aus dem Team heraus besetzt werden können.

Feuerwehr Heiligenhaus will nun Ruhe einkehren lassen

Jan Heinisch (l.) und Glenn Klar wollen mehr Menschen dazu bewegen, mit anzupacken und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zu werden.
Jan Heinisch (l.) und Glenn Klar wollen mehr Menschen dazu bewegen, mit anzupacken und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zu werden. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Nach den teilweise hitzigen Diskussionen in Politik und auch bei der Wehr um die Leitungsnachfolge kann nun also endlich wieder Ruhe einkehren, betonen Klar und Heinisch. „Es gab gute Aussprachen mit jedem Zug, wir haben versucht, jeden mitzunehmen“, so Klar. „Wir haben das Gefühl, dass nun die Freude über die Klarheit der Wehrleitung überwiegt und nicht die Frage, wer die Wehrleitung ist, sondern dass es in dem Punkt nach den vielen Monaten ohne Gewissheit einen Fortschritt gibt“, ergänzt Heinisch.

Wie Heinisch zu der Kritik steht, dass er als Politiker doch keine Zeit für dieses Amt habe? „Als Staatssekretär hätte ich das sicher nicht machen können“, blickt er auf die Landtagswahl im Mai 2022 zurück, „nun in meiner neuen Funktion als stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Landtag bin ich in meiner Zeitgestaltung viel freier, bin viel mehr hier im Wahlkreis am Ort und kann mich ganz anders organisieren.“ Und er betont auch: „Ich halte mich bewusst seit dem Ende meiner Bürgermeisterzeit aus der Heiligenhauser Politik heraus, also kann es auch hier zu keinem Interessenkonflikt kommen.“ Und eine politische Meinung zu haben, habe mit diesem Amt ja nichts zu tun.

Freude über das neue und ganz besondere Ehrenamt überwiegt

Für Jan Heinisch und Glenn Klar ist es eine große Ehre, die Feuerwehr Heiligenhaus zu leiten.
Für Jan Heinisch und Glenn Klar ist es eine große Ehre, die Feuerwehr Heiligenhaus zu leiten. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Wie sieht es denn ganz persönlich aus, wie fühlt es sich an, nun Leiter der Feuerwehr zu sein? „Es ist schon ein wenig surreal, ich kann mich noch an meinen ersten Dienst bei der Jugendfeuerwehr erinnern, als wir dann abschließend nach Hause gebracht worden sind, da kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus“, erinnert sich Jan Heinisch. Was das für eine Ehre für ihn ist, nun diese Feuerwehr zu leiten, für die er seit der Jugend alles gibt, sieht man ihm an.

Auch Glenn Klar betont: „Die Freude überwiegt, man trägt die Uniform mit Stolz, es ist eine Ehre – auch wenn es gerade für mich in den letzten Monaten viel Arbeit war, denn viele Lehrgänge stehen für mich noch an.“ Sein Amt als stellvertretender Wehrleiter führt er bis Ende 2024 kommissarisch aus, „dann sind alle nötigen Lehrgänge absolviert.“ Doch er gibt auch zu, dass die Entscheidung ein Abwägungsprozess gewesen sei, „was die meisten ja nicht nachvollziehen können, ist, dass es sich hier wirklich nur um ein Ehrenamt handelt und weder Jan noch ich Geld dafür bekommen, aber doch viel Zeit investieren.“ Nach Gesprächen mit seiner Freundin, der Familie und Freunden, die mit der Feuerwehr so gar nichts zu tun haben, stand für ihn die Entscheidung jedoch fest.

Mehr Spaß am ehrenamtlichen Engagement vermitteln

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Sie haben nun viele Ideen, „neue Ideen, es ist jetzt total wichtig, dass wir wieder Spaß in die Übungsdienste kriegen, dass man wieder gern nach den Diensten miteinander Zeit verbringt, denn die Feuerwehr ist eben auch wie ein Verein, und das Vereinsleben muss stimmen, wenn man so viel Freizeit für sein Hobby aufbringt. Man darf nicht vergessen, bei einem Einsatz lassen die Mitglieder alles stehen und liegen, brechen von Partys oder vom gemeinsamen Essen auf, aber auch vom Arbeitsplatz, um zu helfen.“ So werde man zum Beispiel jetzt auch wieder beim Heiligenhauser Karnevalszug mitmachen, „wir werden einerseits für die Sicherung sorgen mit einem Einsatzteam, aber dann auch Fußgruppen stellen. Nicht nur die Freiwillige Feuerwehr, sondern auch die Jugendfeuerwehr und auch die Kinderfeuerwehr, was mich richtig freut“, so Heinisch.

Über einige Neueintritte konnten sich Heinisch und Klar auch schon freuen, „unter anderem ist auch eine Mutter eines Kinderfeuerkindes neu dabei. Sie hat ihr Kind hier hingebracht, und sie und ihr Mann haben dann geknobelt, wer von beiden mitmachen kann“, berichtet Heinisch fröhlich. Vergessen dürfe man aber nicht die lange Zeit, die es dauert vom Beitritt bis zum ersten Einsatz als Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau, „bis alles da ist und man die ersten Lehrgänge absolviert hat, das sind schon bis zu zwei Jahre für den ersten richtigen Einsatz, fünf Jahre für den universellen Einsatz und weitere zwei Jahre für Führungspositionen.“

Mitglieder in den letzten Jahren verloren

Alle zwei Wochen findet ein Übungsdienst statt bei der Feuerwehr Heiligenhaus. Hier wurde 2018 der Einsatz in einem Hochhaus an der Rhönstraße trainiert.
Alle zwei Wochen findet ein Übungsdienst statt bei der Feuerwehr Heiligenhaus. Hier wurde 2018 der Einsatz in einem Hochhaus an der Rhönstraße trainiert. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Denn vor allem die Pandemie, aber auch die internen Querelen im vergangenen Jahr, haben zu einem Mitgliederrückgang beigetragen, „wir sind mit 86 Aktiven weit weg vom Soll. Wir brauchen einfach mehr Mitglieder, um die Einsatzfähigkeit auch künftig weiter gewährleisten zu können.“ Denn – und man kann es einfach nicht oft genug betonen: In Heiligenhaus gibt es keine hauptberufliche Feuerwehr, und was das heißen würde, wenn es anders wäre, „das möchte vor allem der Kämmerer nicht hochrechnen“, betont Heinisch. Doch Heiligenhaus sei da sicherlich kein Einzelfall, weiß Heinisch, der auch der Vorsitzende des Verbandes der Feuerwehren (VdF) in NRW, „70 Prozent der Städte in NRW machen Brandschutz ohne eine einzige hauptamtliche Kraft.“

Neben der Mitgliederwerbung und dem Stärken des Gemeinschaftslebens warten jedoch noch einige weitere Aufgaben auf Jan Heinisch und Glenn Klar: So steht unter anderem der Anbau der Feuerwehrwache an der Dr.-Julius-Held-Straße an. „Wir werden jetzt in den nächsten Wochen auch die anderen Institutionen in Heiligenhaus, mit denen wir zusammenarbeiten, wie THW, DRK und Technische Betriebe kennenlernen und uns noch weiter in alle Arbeitsvorgänge einarbeiten“, so Heinisch. Fest steht: Langweilig wird es nicht.

>>> So kann man mitmachen bei der Feuerwehr Heiligenhaus

  • Wer Lust hat, sich ehrenamtlich bei der Feuerwehr Heiligenhaus zu engagieren, kann dazu jeden zweiten Freitag zum Übungsdienst kommen. Der geht immer um 19 Uhr los, der nächste Termin ist am 10. Februar.
  • Auch Menschen, die vielleicht sportlich nicht topfit sind, aber dennoch mitmachen möchten, können sich gerne bei der Feuerwehr melden, „wir haben viele Einsatzmöglichkeiten“, betont das neue Leitungsduo.
  • Weitere Infos gibt es unter fw-heiligenhaus.de, auch auf Facebook und bei Instagram ist die Feuerwehr Heiligenhaus aktiv.