Heiligenhaus. . Der Heiligenhauser Bürgermeister Jan Heinisch ist Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr. Warum er sich engagiert und wie die Leute reagieren.
Wenn ein Notruf bei der Feuerwehr eingeht, heißt es für die Freiwilligen schnell los zum Einsatzort. Ist er im Dienst, dann meldet sich auch bei Dr. Jan Heinisch der Pieper oder die App auf dem Smartphone und er muss alles stehen und liegen lassen. Der Heiligenhauser Bürgermeister ist Einsatzleiter, Brandoberinspektor und führt zudem den Verband der Feuerwehren NRW (VdF).
Seit seiner Kindheit engagiert sich Heinisch bereits in der Feuerwehr, und dass er sein Ehrenamt parallel zu seinem Job als Stadtoberst weiterführt, das war für ihn immer klar. „Es ist für mich ein toller Ausgleich, an dem ich wahnsinnig Spaß habe und der mich fordert“, berichtet Heinisch. „Beruflich hatte ich andere Interessen und die Befürchtung, dass sich die Begeisterung vielleicht abnutzt, wenn es der Berufsalltag ist.“ Jetzt ist es so, dass der amtierende Bürgermeister und mögliche baldige Landtagsabgeordnete Dienstzeiten übernimmt – und das bleibt auch so, verspricht Heinisch. „Das habe ich immer koordiniert und ich werde auch hier bleiben.“
Als Einsatzleiter im Dienst in Heiligenhaus
Spricht Heinisch von seiner Arbeit bei der Feuerwehr, dann sieht man ein ganz besonderes Leuchten in seinen Augen. Dann hört man mit jedem Wort, mit welcher Leidenschaft er neben seinem Amt als Bürgermeister auch seiner ehrenamtlichen Funktion nachkommt und regelmäßig auch als Einsatzleiter im Dienst ist.
Da wird er dann auch öfters von den Menschen, denen er hilft, erkannt: „Wenn ich dann mal eine Tür aufbrechen muss, dann staunen die Leute nicht schlecht, wenn sie mich sehen.“ Durch seine Funktion als Bürgermeister, so seine Erfahrung, schenken die Personen ihm sogar noch mehr Vertrauen.
Mit 12 ging es zur Jugendfeuerwehr
Heinisch läuft durch die Räume der Heiligenhauser Wache wie durch sein zweites Zuhause: „Seit 1989 bin ich hier aktiv, da war ich mit Zwölf zum ersten Mal mit meinem damals besten Schulfreund hier“, erzählt er auf dem Weg ins gesellige Floriansstübchen. Geselligkeit ist ein großes Thema bei der Feuerwehr, genauso wie das Gruppengefühl und die Kameradschaft: „Das Zugehörigkeitsgefühl ist schon sehr schön. Man findet sich schnell in die Gruppe ein und ist schnell Bestandteil dieser Gruppe. Die meisten meiner Freunde in der Schulzeit hatte ich hier.“
Mit voller Begeisterung ging es dann für Heinisch los bei der Jugendfeuerwehr. Selber kam er aber gar nicht auf die Idee. „Der Vater dieses Schulfreundes war in der Freiwilligen Feuerwehr und bat mich, seinen Sohn mal zu begleiten zu einer Übung. Das habe ich gemacht und war direkt fasziniert.“
Schnell Verantwortung übernommen
Die Mischung aus dem kameradschaftlichen Miteinander, den verantwortungsvollen Aufgaben und den spannendem Arbeiten sollte Heinischs neues Hobby sein. „Meine Eltern haben das voll und ganz unterstützt, wir sind sogar mal früher aus einem Urlaub zurückgefahren, damit ich mit zu einem Zeltlager konnte“, erinnert er sich. Mit 16 wurde er Gruppenführer der Jugendfeuerwehr, mit 21 leitete er diese. „Ich habe hier schon früh angefangen, Aufgaben mit Verantwortung zu übernehmen. Das schult natürlich für das ganze Leben“, so Heinisch. Und kommt ihm auch in seinem Job als Bürgermeister und somit Leiter der Verwaltung sicher zugute.
Manche Erlebnisse sind besonders einprägsam gewesen: 1993 reiste er mit der Wehr zum ersten Mal nach Zwönitz. „Das waren noch ganz andere Verhältnisse. Dort benutzten die Feuerwehrleute noch Helme aus dem Zweiten Weltkrieg, die einfach übermalt wurden.“ Dort knüpfte er Kontakte, die er heute noch pflegt – und dort erlebte er auch einen von zwei Einsätzen, die ihn fast dazu veranlasst hatten, sein Engagement bei der Feuerwehr einzustellen. Bei einem Unfall waren hier zwei junge Leute ums Leben gekommen. Das zweite schlimme Ereignis erlebte er in Heiligenhaus mit einem schwer verbrannten Menschen. „Sowas kurz hintereinander zu erleben im jungen Alter, da war ich fast raus.“
Heute spricht man über Einsätze
Was es damals nicht gab und was Heinisch deswegen heute umso wichtiger ist, ist die Betreuung der Einsatzkräfte nach solch gravierenden Einsätzen. „Damals gab es noch keine Notfallseelsorge. Heute redet man, und das ist auch wirklich wichtig“, erklärt der Brandoberinspektor. „Als wir hier einen schweren Einsatz hatten, den ich geleitet hatte, habe ich anschließend alle in einem Kreis sitzen lassen, habe Eis besorgt und gesagt, so, jetzt reden wir mal darüber, was passiert ist.“ Die Nachsorge nach schlimmen Einsätzen gehöre heute einfach dazu.
Denn Heinisch erinnert sich: „Nach solchen Einsätzen hat man ein extrem komisches Gefühl, wenn der Piepser wieder geht. Was erwartet dich jetzt, fragt man sich. Die Sirene hatte eine Zeit lang einen anderen Klang für mich“, erinnert sich Heinisch.
Helfen ist das Wichtigste
Er entschied sich, bei der Wehr dabei zu bleiben – und bereut dieses bis heute nicht. Ganz im Gegenteil: Die Faszination Feuerwehr begleitet Heinisch nach wie vor. Denn der Grund, warum er und alle Feuerwehrleute ihr Amt ehrenamtlich übernehmen: „Wir wollen helfen.“ Die Dankbarkeit der Leute, denen man geholfen habe, die würde für vieles entschädigen: „Ich habe einmal einen Leguan vom Ast geholt. Der Besitzer hat sich hinterher so sehr bedankt, der war einfach nur glücklich, dass wir ihm und seinem Leguan helfen konnten“, berichtet Heinisch mit einem Lächeln.
>>> FEUERWEHR SUCHT NOCH HELFER
- Alle zwei Wochen trainiert die Freiwillige Feuerwehr in der Hauptwache an der Friedhofsallee. Der nächste Übungsdienst findet am Freitag, 7. April, 19 Uhr, statt. Interessenten sind herzlich eingeladen, einfach vorbeizukommen.
- Die Feuerwehr ist auf Facebook, Infos auf fw-heiligenhaus.de und 02056/93 250.