Heiligenhaus. . Eschensterben, Dürre und Borkenkäfer – der Heiligenhauser Wald soll resistenter gegen Klimaextreme werden. Das ist eine jahrzehntelange Aufgabe.

Der Heiligenhauser Wald wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten an vielen Stellen deutlich verändern. Darauf hat Stadtförster Hannes Johannsen im jüngsten Umweltausschuss hingewiesen: „Die Klimaextreme werden auch bei uns zunehmen. Deshalb müssen wir verstärkt neue Baumarten pflanzen, vor allem solche, die widerstandsfähiger sind.“

So hätten beispielsweise viele Buchen im Stadtgebiet sehr unter der wochenlangen Dürre im vergangenen Sommer gelitten, weil die Baumart für solche Wetterextreme schlecht gerüstet sei. Zahlreiche Fichten seien zudem durch die Trockenheit geschwächt und von Borkenkäfern befallen. Am Pinner Berg sei dadurch ein ganzer Privatwald abgestorben. „Viele Bäume sind nun quasi erkältet und wir müssen hoffen, dass sie keine Lungenentzündung bekommen“, verdeutlicht Johannsen die möglichen Folgen eines weiteren, sehr trockenen Sommers in diesem Jahr.

5000 junge Bäume werden dieses Jahr gepflanzt

Sehr schlecht sei es seit Jahren um die Eschen bestellt, die in großer Zahl von einem aggressiven Pilz befallen sind. „In 15 Jahren wird es in Heiligenhaus kaum noch Eschen geben“, verdeutlicht Hannes Johannsen das Ausmaß. Im vergangenen Jahr wurden an der Ruhrstraße rund zwei Hektar Eschen gefällt, weil sie drohten, umzustürzen und die Verkehrssicherheit zu gefährden.

Im vergangenen Jahr mussten an der Ruhrstraße viele vom Eschensterben befallene Bäume gefällt werden.
Im vergangenen Jahr mussten an der Ruhrstraße viele vom Eschensterben befallene Bäume gefällt werden. © Ulrich Bangert

Um den Heiligenhauser Wald gegen solche und weitere Naturphänomene, beispielsweise Stürme oder lang anhaltende Nässe, besser zu schützen, werden der Stadtförster und sein Team das Gesicht des Waldes nach und nach an ausgewählten Stellen verändern. 5000 Baumsetzlinge seien dafür allein für dieses Jahr bestellt worden, sagt Johannsen: „Wir wollen flexibel schauen und ab dem Frühjahr immer wieder Lücken im Bestand mit neuen Pflanzen füllen.“ An einigen Stellen sollen Bäume zuvor auch gezielt gefällt werden, um Platz zu schaffen. Genau planen könne man das allerdings nicht.

Gepflanzt werden sollen künftig beispielsweise robuste Arten wie Douglasien, Esskastanien, Weißtannen oder Roteichen. „Wenn man zehn Baumarten im Wald stehen hat, ist es weniger schlimm, wenn fünf davon aus irgendwelchen Gründen ausfallen“, verdeutlich der Förster das Prinzip des Mischwaldes.

Den Wandel als Chance sehen

Die notwendigen Veränderungen müsse man auch als Chance begreifen, so Johannsen. „Durch neue Baumarten wird das Ökosystem Wald ja auch reichhaltiger. Manche Bäume hat es hier bei uns 3000 Jahre lang nicht mehr gegeben und nun kehren sie zurück.“

Die Dürre im vergangenen Jahr hinterließ an vielen Bäumen sichtbare Spuren.
Die Dürre im vergangenen Jahr hinterließ an vielen Bäumen sichtbare Spuren. © Alexandra Roth

Wie wichtig dieses Ökosystem ist, macht der Förster an einem Beispiel deutlich: „Ein Wald saugt Wasser auf und speichert es viel länger als ein Feld.“ Die sogenannte Feldkapazität (die Wassermenge,die der Boden halten kann) liege derzeit im Durchschnitt im Heiligenhauser Wald bei rund 60 Prozent. „Wir bräuchten mal vier Wochen Landregen, damit sich das einpendelt“, sagt Johannsen.

Rehe setzen jungen Pflanzen zu

Doch nicht nur Trockenheit und Stürme können Bäumen zusetzen. Gerade an jungen Pflanzen hinterlassen Rehe Fraßschäden. Johannsen: „In Heiligenhaus gibt es zu viel Rehwild. Wir wollen da mit den Jagdpächtern das Gespräch suchen.“ Gerade an Stellen, wo neue Bäume gepflanzt werden, solle nach Möglichkeit mehr gejagt werden. Das jahrelange Aufstellen von Schutzzäunen, die mit neun Euro pro Meter nicht günstig sind, wolle man möglichst vermeiden. Zudem werden auch spezielle Mittel gegen zum Schutz vor Verbiss auf Bäume gespritzt.

Im Heiligenhauser Wald gibt es also – nicht nur in diesem Jahr – viel zu tun für die Forstbetriebe. Denn bis neue Bäume hochgewachsen seien, dauere es lange, sagt Johannsen. „Der Umbau unseres Waldes wird bestimmt 100 Jahre dauern. Aber ich sehe den Wandel positiv. Die Natur macht das schon.“

>> RUND 122 HEKTAR WALD IN STÄDTISCHEM BESITZ

  • Die Waldflächen im städtischen Besitz, die forstwirtschaftlich genutzt werden, sind rund 122 Hektar groß. Hinzu kommen weitere kleine Flächen, beispielsweise an der Rhönstraße, auf denen kleine Wälder entstanden sind, die aber nicht offiziell als Waldfläche erfasst sind.
  • Darüber hinaus gibt es im Stadtgebiet noch weitere Waldflächen in Privatbesitz.