Heiligenhaus. . Viele Bäume in der Stadt sind mit einem Pilz infiziert, der sie absterben lassen könnte. Förster sieht erhöhten Geldbedarf für Sicherung von Straßen.

  • Ein aggressiver Pilz führt dazu, dass immer mehr Eschen im Stadtgebiet langsam absterben
  • Einige der Bäume mussten schon gefällt werden, weil schwere Äste herabgefallen waren
  • Der Stadtförster strebt eine Zustimmung des Stadtrates für mögliche kurzfristige Kostenerhöhungen an

Es steht nicht gut um die Esche. „Im Stadtgebiet sind sowohl das Absterben von Eschen als auch starke Kronenverlichtungen an Alteschen zu beobachten“, heißt es in einer Vorlage für den Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss, der am heutigen Dienstag tagt. Das habe nicht nur Folgen für die Zukunft dieser Baumart, sondern beeinträchtige auch die Verkehrssicherung, sagt Stadtförster Hannes Johannsen.

Seit 2008 werde an Eschen in Deutschland der Pilz „falsches weißes Stängelbecherchen“ beobachtet, der auch viele Eschen in Heiligenhaus befallen hat. Johannsen findet für die Beschreibung der Symptome den englischen Begriff „Backdying“ passend: „Das Laub fällt von oben immer mehr ab, dann sterben erste Feinäste, es bilden sich noch ein paar Nottriebe und schließlich kann der ganze Baum absterben“, sagt Johannsen.

Nur eine von 10 000 Eschen wird voraussichtlich überleben

Bei den Jungeschen – also maximal 20 Jahre alten Bäumen – gehe das noch schneller: Sie sterben von oben herab ab und stünden dann „wie tote Marterpfähle“ in der Landschaft. Der Pilz ist so aggressiv, dass Experten davon ausgehen, mittel- bis langfristig werde nur eine von 10 000 Eschen überleben.

In Heiligenhaus seien die Folgen des Pilzes erst in diesem Spätsommer aufgefallen, sagt Johannsen. Die Trockenheit habe den Krankheitsverlauf der Bäume verschlimmert. Eschen gebe es quer über das Stadtgebiet. Wie viele genau, kann er nicht beziffern. Dementsprechend könne man auch nicht genau sagen, wie viele der Bäume in Heiligenhaus erkrankt sind. Doch es sind viele.

Acht Bäume wurden sofort gefällt

An zwei Stellen seien die Probleme deutlich zutage getreten – und hätten schnelles Handeln erfordert: Im Stadtwaldgebiet am Paradies und an der Westfalenstraße. Im Paradies sei die Lage besonders prekär gewesen: Dort waren schwere Äste auf eine Bank für Wanderer gefallen. „Acht Bäume mussten wir sofort fällen, bestimmt zehn weitere werden nur auf dieser kleinen Fläche folgen“, sagt Johannsen.

Und auch an der Westfalenstraße seien mehrere Eschen erkrankt. Der Aufwand zur Verkehrssicherung werde deutlich steigen, kalkuliert der Förster. Straßen, Spielplätze, Fuß- und Wanderwege wie der Neanderlandsteig müssen von Totholz befreit und gesichert werden.

Förster: Zur Not zusätzliche Mittel bereitstellen

Im aktuellen Forstwirtschaftsplan waren dafür im Hinblick auf die Eschen noch keine Mittel vorgesehen, doch nun sei der Handlungsbedarf da, sagt Johannsen. „Wann welcher Baum gefällt werden muss, ist aber individuell verschieden und hängt auch von äußeren Faktoren wie Stress durch Trockenheit ab.“ Doch reagieren müsse man kurzfristig, wenn der Verkehr gefährdet sei. Deshalb strebt Johannsen eine Zustimmung des Stadtrates für mögliche kurzfristige Kostenerhöhungen an.

Wie es um die Zukunft der Esche steht, ob sie vielleicht sogar aussterben wird – da will er sich nicht festlegen. Johannsen hofft, dass einzelne Eschen Resistenzen gegen den Pilz entwickeln. Und wenn nicht: „Für die Natur ist es nicht so dramatisch, wenn mal eine Art ausstirbt, wir sehen das bloß so dramatisch.“

Zukunft der Esche ist ungewiss

Wie sich der Fortbestand der Eschen entwickele, sei offen, sagt Stadtförster Hannes Johannsen. Er glaube aber nicht, dass sich die Bäume so schnell von dem Pilz erholen werden. Johannsen hofft darauf, dass die Esche Resistenzen gegen den Pilz entwickelt. „Die Chancen sind größer als bei anderen Baumarten, weil die Eschen einen breiteren Genpool haben.“

Auch Privatleute sollten übrigens ihre Eschen untersuchen. Denn wenn durch Bäume auf ihrem Grundstück Schaden entstehe, hafteten sie selbst dafür.