Heiligenhaus. . Ein aggressiver Pilz lässt Äste und Kronen austrocknen. Alle stark befallenen Bäume an der Ruhrstraße sind gefällt geworden. Das Problem bleibt.

Das Sterben der Heiligenhauser Eschen beschäftigt Stadtförster Hannes Johannsen weiterhin sehr. Der aggressive Pilz („Falsches Weißes Stängelbecherchen“), der diese Bäume in Deutschland seit einem Jahrzehnt befällt, ist auch in Heiligenhaus nicht mehr aufzuhalten. Jetzt sind alle stark befallenen Bäume gefällt, die an der Ruhrstraße die Verkehrssicherheit bedrohten.

„Die anderen Eschen lassen wir jetzt kämpfen“, sagt Johannsen. Der Pilzbefall werde die Stadt aber noch viele Jahre fordern. Er bewirke zunächst, dass Äste und Kronen austrocknen; doch wenn erst die Krone befallen sei, leide letztlich auch das Wurzelwerk.

Vor zwei Jahren war es nicht so akut

Vor gut zwei Jahren waren vor allem Jungbäume betroffen. „Damals war das Eschensterben nicht so akut, denn die alten Bäume schienen noch Reserven zu haben.“ Das ist inzwischen vorbei – auch die alten müssen kämpfen oder gefällt werden. „Die Anzahl gesunder Eschen nimmt jeden Tag ab. Aber vielleicht sind längst alle infiziert.“

In der ganzen Stadt gibt es Eschen, oft als Einzelbäume, daher sind Johannsen und seine drei Waldarbeiter auch künftig gefordert, damit keine betroffenen Äste oder gar ganze Bäume auf Wanderwege oder Straßen fallen. Ein Sturm wie Friederike im Januar sei durch den Pilz besonders gefährlich.

Vor zwei Jahren mussten im Paradies Eschen gefällt werden.
Vor zwei Jahren mussten im Paradies Eschen gefällt werden. © Heinz-Werner Rieck

Grundsätzlich sei Totholz für einen Wald aber nichts Schlechtes, weiß der Stadtförster. Doch Bäume einfach umstürzen lassen könne man im kleinflächigen Wald nicht. „Natürlich geht die Sicherheit immer vor“, sagt Johannsen und erwartet, dass nach den Sommerferien weitere Eschen gefällt werden müssen.

Von einem kompletten Kahlschlag rät die Forstbehörde, der Landesbetrieb Wald und Holz NRW, jedoch ab. Zwar gibt es noch kein Mittel gegen den Pilz, aber die Hoffnung, dass zumindest eine von je 10 000 Eschen überlebt, weil sie resistent ist. „Doch warum sollte genau diese eine Esche in Heiligenhaus stehen? Vielleicht steht sie ja auch in Dänemark“, merkt Johannsen an. Solange es keine verlässlich resistente Esche gibt, werde er keine neuen pflanzen. Als Ersatz gibt es derzeit Ahorn, Schwarznuss und Walnuss.

Pflege nimmt viel Personal in Anspruch

„Der Stadt ist durch das Eschensterben ein großer wirtschaftlicher Verlust entstanden“, erläutert Hannes Johannsen. Viele der nun toten Bäume seien vor 30 oder 40 Jahren gepflanzt und sehr personalintensiv gepflegt worden. „Sie sind dicker geworden und hätten in 150 Jahren richtig viel Geld eingebracht.“ Neuanpflanzungen müssten erneut sehr personalintensiv vorgenommen und gepflegt werden, bis sie in 200 Jahren viel Geld bringen. „Das wäre aber nach einem Waldbrand genauso.“

Dass die Stadt ihren Wald erhalten will und auch in Jahrhunderten wertvolles Holz verkaufen möchte, lasse sich am Etat für den Förster ablesen. Dieser sei für dieses Jahr um rund die Hälfte auf 26 000 Euro aufgestockt worden, vor allem um die gefällten Eschen zu ersetzen. „Natur und Wald sind unpolitisch, und die Verwaltung und die Parteien gehen unpolitisch damit um“, freut sich Hannes Johannsen.

Eichenprozessionsspinner kostet viel Zeit

Während die verbleibenden Eschen in den Sommerferien größtenteils alleine gegen den Pilz kämpfen müssen, ist das Team des Försters mit den Nestern des Eichenprozessionsspinners beschäftigt. „Wir sind ausgelastet.“ Johannsen bittet um Verständnis, dass daher Aufgaben wie die Wegepflege hinten anstehen. Zudem könne es im Wald lauter werden, wenn demnächst schwere Maschinen das Eschenholz rausfahren.

>>> MIT SPENDEN DEN HEILIGENHAUSER WALD ERHALTEN

  • Wer den Förster dabei unterstützen möchte, den Heiligenhauser Wald zu erhalten, kann dies unter anderem mit Geldspenden an das Umweltbildungszentrum tun, zudem unterstützen Spenden an das UBZ auch dessen pädagogische Arbeit.
  • Wer eine Esche in seinem Garten stehen hat und wissen will, ob sie vom Pilz befallen ist, sollte nicht den Förster informieren. Denn er ist nur für städtische Bäume zuständig. Bei Bäumen auf Privatgeländen sollte ein privater Sachverständiger beauftragt werden, sagt Johannsen.