Heiligenhaus. . Die Ratsmitglieder möchten für die Menschen ansprechbar sein. Die stellvertretende Bürgermeisterin Ulrike Martin etwa lädt zu Sprechstunden ein.
- Politiker in Heiligenhaus interessieren sich auch zwischen den Wahlkämpfen für die Menschen
- SPD-Ratsfrau Ulrike Martin bietet beispielsweise einmal pro Woche eine Sprechstunde im Rathaus an
- Auch die übrigen Parteien sind ansprechbar, per Telefon, Mail, Facebook, Twitter oder in der Stadt
Ratsfrau Ulrike Martin (SPD) setzt sich gegen ein Vorurteil ein. Sie weiß, dass Politiker in Heiligenhaus den Menschen im Wahlkampf nicht das Blaue vom Himmel versprechen und sich erst wieder für die Bürger interessieren, wenn die nächste Wahl ansteht. Daher bietet die zweite stellvertretende Bürgermeisterin regelmäßig eine Sprechstunde im Rathaus an, schon seit 13 Jahren. Gespräche mit Ratsmitgliedern sind eine von vielen Möglichkeiten, mit denen die Bürger die Politik und die Verwaltung in der Stadt beeinflussen können.
„Ich kann nicht immer helfen, weil ich mich nicht in allen Themen auskenne“, sagt die 67-jährige Sozialdemokratin, die donnerstags von 16 bis 17 Uhr im SPD-Fraktionsraum die Bürger erwartet. „Das Wichtigste ist, dass man sich kümmert und dass die Leute Antworten bekommen.“ Und so hört sich Martin die kleinen und großen Probleme an und vermittelt die richtigen Ansprechpartner in der Verwaltung oder in ihrer Partei. Wenn jemand im Amt nicht weiterkommt, begleitet sie ihn aber auch schon mal zum zuständigen Sachbearbeiter.
„Wenn wir die Grundsteuer erhöhen, gibt’s Prügel“
Über die Jahre seien aber immer weniger Heiligenhauser zu ihr ins Rathaus gekommen, „weil ich eine wandelnde Sprechstunde bin“, sagt sie und schmunzelt. „Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, bin ich immer ansprechbar.“ Sie möchte es auch gar nicht anders haben. „Ich muss unter Menschen gehen, und wenn ich im Café auf eine Hundewiese angesprochen werden, dann ist das völlig in Ordnung.“
Nicht immer seien die Gespräche allerdings angenehm, im Gegenteil. „Wenn wir die Grundsteuer erhöhen, gibt’s Prügel“, zumindest verbal. Doch Martin erklärt zornigen Bürgern dann, dass mit den Mehreinnahmen der Club gerettet wird oder das Spielhaus. Auch mit einer wütenden Müttergruppe hatte sie es zu tun, als kirchliche Kindergärten geschlossen wurden.
Ansprechpartner auf allen Kanälen
Jeder andere ehrenamtliche Lokalpolitiker in Heiligenhaus, ob Ratsherr oder stellvertretender Bürgermeister, kennt solche Gespräche, wie Ulrike Martin sie erlebt hat, gute genauso wie unschöne.
Die CDU allerdings hat sich dagegen entschieden, regelmäßige Sprechstunden anzubieten. Sie möchte nicht, dass etwa Heinz-Peter Schreven oder der Fraktionsvorsitzende Ralf Herre im Rathaus sitzt, wenn niemand vorbeikommt; sie löse Probleme lieber auf dem direkten Weg. „Jeder Bürger, der ein Anliegen hat, kann sich immer an unsere Ratsmitglieder wenden“, sagt Sprecher Stefan Propach.
Telefonnummern und Mailadressen gibt’s auf der Stadt-Webseite
Ebenso sind auch die Mitglieder der übrigen Ratsfraktionen von FDP, Grüne und WAHL für die Heiligenhauser ansprechbar; so sind Telefonnummern und Mail-Adressen auf der Stadt-Webseite veröffentlicht. „Wir sind Ansprechpartner auf allen Kanälen und versuchen, uns zu kümmern“, ergänzt CDU-Sprecher Stefan Propach und meint zusätzlich Facebook und Twitter. Komme die CDU mal alleine mit einer Bürgerfrage nicht weiter, leite sie diese an die Verwaltung weiter. Außerdem weist er darauf hin, dass der neue Bürgermeister Michael Beck ein Christdemokrat ist und sich natürlich auch um die Probleme der Heiligenhauser kümmere.
>>> Der kürzeste Draht zur Stadtverwaltung
Bürger können sich mit ihren Anliegen und ihren Beschwerden auch an den Stadtrat wenden, dessen Haupt- und Finanzausschuss beschäftigt sich dann damit, zuletzt etwa mit einer Beschwerde über ein Bauprojekt am Kirchpfad. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, für seine Forderung oder sein Projekt ein Bürgerbegehren anzustrengen. Sofern genug Unterstützerunterschriften gesammelt sind, kann daraus ein Bürgerentscheid werden, über den alle Bürger wie bei einer Wahl abstimmen.
Der kürzeste Draht zur Stadtverwaltung ist allerdings das Beschwerdemanagement, wo die Heiligenhauser Lob, Kritik und Anregungen hinterlassen können; diese werden dann an den zuständigen Fachbereich weitergeleitet. Dieser antwortet dem Beschwerdemanagement dann in der Regel innerhalb von sieben Tagen, woraufhin die Bürger dann Bescheid bekommen. Meist geht es um kleinere Probleme wie Laub auf den Bürgersteigen, ungeleerte Papierkörbe oder um beschmierte Bushaltestellen, weiß Anke Schmidt. Sie leitet die Abteilung Organisation, zu der das Beschwerdemanagement gehört. Oft sind geben aufmerksame Heiligenhauser über diese Behördenstelle Tipps an die Verwaltung, worum sich gekümmert werden sollte. Dafür nutzen sie ein Online-Formular auf www.heiligenhaus.de/service/kontakt. Zudem hilft auch das Bürgerbüro weiter, dessen Mitarbeiter können etwa direkt beim Gespräch das Online-Formular für den Bürger ausfüllen. Überdies ist das Beschwerdemanagement telefonisch erreichbar unter 02056/ 13-0.
Den Postweg wählen bei wirklichen Problemen
„Wenn man ein wirkliches Problem hat, sollte man sich aber beim zuständigen Fachbereich melden, am bestem direkt beim Sachbearbeiter“, rät Anke Schmidt. Falls sich jedoch jemand über einen Mitarbeiter der Stadtverwaltung beschweren will oder Einspruch gegen einen Bescheid einlegen möchte, „der sollte das auf dem Postweg machen“.