Heiligenhaus. . Die Stadt genehmigte am Kirchpfad eine neue Doppelgarage, ein zusätzliches Geschoss und eine Mauer. Anwohner stört die Größe, sie wehren sich.

Günter Höhne ist sauer auf die Stadt. Er sieht sein Lebenswerk in Gefahr. „Ich habe mein Leben lang gearbeitet, um mir mein Haus zu bauen, das ich später mal meinen Kindern vererben kann“, sagt der 75-Jährige. Jetzt sieht er den Wert seines Eigenheims stark gemindert, weil die neuen Nachbarn bei ihm gegenüber am Kirchpfad umfangreich umbauen.

Sie bauen laut Bauantrag eine Doppelgarage, erweitern den Wohnraum und errichten eine sogenannte Einfriedungsmauer. Doch der Nachbarschaftsfrieden sei zerstört, sagt Höhne. Was er nämlich zunächst für ein ortsübliches Bauprojekt hielt, werde nun deutlich größer, als er geahnt hat. „Als ein Sattelschlepper mit Betonstahl anrückte, war mein Misstrauen geweckt.“ Die Garage soll, das habe Höhne erfahren, drei Stellplätze bekommen und darüber dann ein weiteres Geschoss. Die Mauer sei ein riesiger Betonklotz und mit dem Jägerzaun des Vorbesitzers überhaupt nicht vergleichbar: „Die betonieren fast das ganze Grundstück zu.“ Und weil das Gebäude auf einem Hang gebaut ist, blicke Familie Höhne künftig immer auf Beton.

Ein Rechtsanwalt ist eingeschaltet

„Das kann doch alles gar nicht mit den Baugesetzen übereinstimmen“, wundert er sich. Beim Bauamt habe man ihm aber genau das erklärt: Alles entspreche den Vorschriften. Das will er weder glauben noch hinnehmen; Günter Höhne hat sich einen Anwalt genommen und Klage eingereicht.

Zwar haben seine künftigen Nachbarn inzwischen ein klärendes Gespräch angeboten, doch das hat er abgelehnt, weil sein Entschluss zu klagen feststand. „Ich fühle mich betrogen, und die Stadtverwaltung macht dabei mit“, ärgert er sich. Sein Anwalt soll erreichen, dass der Anbau komplett zurückgebaut wird und dann durch einen Anbau mit geringeren Ausmaßen ersetzt wird. Er vermutet jedoch, dass die Zeit gegen ihn spielt: „Da drüben wird abrissresistent gebaut, mit vielen Stahlstreben, die in Beton gegossen werden.“ Ein Richter hätte bestimmt Skrupel, solch einen Bau wieder abreißen zu lassen, vermutet Höhne.

Beschwerdebrief an den Stadtrat

Doch er ist nicht der einzige, der sich gegen das Projekt wehrt. Auch seine Nachbarin von nebenan hat denselben Rechtsanwalt eingeschaltet und klagt gegen das Bauprojekt. Zudem hat sie sich beim Stadtrat über den Anbau beschwert. Zumal sie sich nicht erklären kann, wie das Bauamt genehmigen konnte, dass am Kirchpfad „ein solcher Betonklotz mit einer Gesamthöhe von sieben Metern unter Wegfall fast des gesamten Gartens und zusätzlich eine meterhohe Mauer in direkter Sicht vor meinem Haus“ entsteht. Sie bittet daher den Rat, dass er die gesamte Angelegenheit überprüft.

Die Stadtverwaltung möchte sich allerdings auf WAZ-Nachfrage noch nicht zu dem Bauprojekt äußern, bis über die Klagen entschieden ist.