Heiligenhaus. . Auftakt der WAZ-Sommergespräche mit den Fraktionsvorsitzenden der Heiligenhauser Parteien. Teil 1 mit Ralf Herre von der CDU.

  • Im WAZ-Sommergespräch nimmt der Heiligenhauser CDU-Fraktionschef Stellung zu Themen in der Stadt
  • Ralf Herre sieht einen positiven Wandel – insbesondere, was die Stadtentwicklung anbelangt
  • Er glaubt, dass die City durchaus drei neue gastronomische Betriebe vertragen könne

Nicht nur das Ruhrgebiet erlebt einen Strukturwandel – sondern auch das beschauliche Heiligenhaus. Und dieser Wandel verlaufe positiv für die Stadt, sagt CDU-Fraktionschef Ralf Herre im Sommergespräch mit der WAZ: „Es tut sich derzeit so viel in der Stadt, wer hätte das vor zehn Jahren gedacht.“

Und so wirft Herre zunächst einen Blick zurück: „Früher haben wir von der Industrie gelebt, und das sehr gut.“ Doch dann gingen wirtschaftliche Verwerfungen auch an Heiligenhaus nicht spurlos vorbei: Bedeutende Unternehmen wie Hitzbleck, Dörrenhaus oder Kiekert & Nieland verschwanden von der Bildfläche.

Stadt habe sich von Unternehmens-Zusammenbrüchen erholt

Doch die Stadt habe sich davon erholt, wie Herre meint: Der Campus-Bau, der Umbau der Hauptstraße, neue Wohnbaugebiete wie nun auf dem Eischeid-Gelände an der Ratinger Straße oder in der Heide, das künftige Nahversorgungszentrum auf dem Hitzbleck-Areal, das geplante Gewerbegebiet Innovationspark – dies seien nur einige der Projekte, die das Gesicht der Stadt neu prägen würden.

Auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Spedition Eischeid an der Ratinger Straße sollen 25 Reihenhäuser entstehen.
Auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Spedition Eischeid an der Ratinger Straße sollen 25 Reihenhäuser entstehen. © Ulrich Bangert

Auch zukunftsträchtige Unternehmen mit neuen Mitarbeitern und möglichst Neu-Heiligenhausern sollen dazu beitragen: „In dem Innovationspark zum Beispiel könnten sich Dienstleister oder nicht-emmitierendes Gewerbe ansiedeln“, meint der Christdemokrat. Was eben einen Zuzugseffekt nach sich ziehen könnte: „So können wir die Einwohnerzahl in Heiligenhaus nicht nur konstant halten, sondern auch ausbauen.“

„Gewerbesteuer auf ein wettbewerbsfähiges Maß anpassen“

Dafür müssten auch weitere Gewerbeflächen wie das Dörrenhaus-Gelände, die Alte Schmiede „oder auch das Bundeswehrgelände“ entsprechend ausgebaut werden. Und: „Wir müssen die Gewerbesteuer auf ein wettbewerbsfähiges Maß anpassen“. Dann könne es auch einen „Paradigmenwechsel“ bei der Gewerbeansiedlung geben. Wie es gehen könne, zeige Ratingen mit Unternehmen wie SAP, Esprit, HP oder Vodafone.

Um die Menschen nach Heiligenhaus anzulocken, müssten es aber noch ein paar mehr „weiche Faktoren“ geben. Stichwort Gastronomie: „Ich glaube, wir könnten noch locker drei gastronomische Betriebe in der Innenstadt vertragen“, so Herre. Als Standort könnte sich das Alte Pastorat eignen.

Heljensbad soll zukunftsfähig gemacht werden

Ein buchstäbliches leuchtendes Projekt sei auch die neue Lichtinstallation mit 90 verschiedenen Lichtspiel-Programmen in der Stadt, die beim Weinfest im Juli vorgestellt wurden. Zudem seien die Waggonbrücke, die Brücke an der Uni sowie die Feuerwehrgebäude nun beleuchtet. Dazu habe er viele positive Rückmeldungen erhalten. Und: „Das trägt auch dazu bei, Heiligenhaus gemütlich zu machen, dass die Leute gerne hier sind und gerne bleiben.“

Das Heljensbad sei ein Standortfaktor für die Stadt und solle nicht geschlossen werden, sagt der CDU-Fraktionschef Ralf Herre.
Das Heljensbad sei ein Standortfaktor für die Stadt und solle nicht geschlossen werden, sagt der CDU-Fraktionschef Ralf Herre. © Heinz-Werner Rieck

Auch das Heljensbad sei ein Standortfaktor: „Wir wollen das Bad nicht schließen. Aber wir müssen es zukunftsfähig machen und herausfinden, wie die Bäderlandschaft in zehn oder 15 Jahren aussieht“, führt Herre aus. Dafür sei ein Arbeitskreis gebildet worden. „Vielleicht steht dann der medizinische Aspekt, etwa Wassergymnastik für Senioren, im Vordergrund und nicht Planschflächen.“

Bezahlbaren Wohnraum gebe es ausreichend in Heiligenhaus

Zudem müsse mehr seniorengerechter Wohnraum zu Verfügung stehen. Hier sieht Herre die Stadt aber auf einem guten Weg und nennt Bauprojekte wie das Linderfeld-Quartier. Seiner Ansicht nach gebe es auch ausreichend bezahlbaren Wohnraum in der Stadt. „Mietpreise weit unter sieben Euro pro Quadratmeter finden Sie in der Umgebung sonst nicht.“ Er begrüße, dass immer mehr Wohnungen saniert würden und etwa einen Balkon bekämen.

Herre hofft auch, dass der A 44-Lückenschluss zum Kreuz Ratingen Ost so rasch wie möglich vollzogen wird und die Stadt so an das wirtschaftlich potente Rheinland infrastrukturell angebunden werde. „Dann wird auch der Durchgangsverkehr in Heiligenhaus weg sein. Dafür war zum Beispiel die Westfalenstraße nicht geplant.“ Auch der Südring solle dann gegenläufig befahrbar werden.

Alle diese Maßnahmen würden zusammen dazu beitragen, Heiligenhaus ein ganz eigenes Gesicht zu verleihen. Denn: „Andere Städte zu kopieren, nützt nichts.“

>>FRAKTIONSCHEFS ÄUßERN SICH ZU AKTUELLEN THEMEN

  • Bei den WAZ-Sommergesprächen, die in der kommenden Zeit in unserer Ausgabe erscheinen werden, sollen die Fraktionsvorsitzenden der Heiligenhauser Parteien unter anderem Stellung zu aktuellen Themen in der Stadt nehmen.
  • Zu lesen sein werden weitere Gespräche mit Peter Kramer von der SPD, Volker Ebel (FDP) und Stefan Okon (WAHL). Nicht persönlich will voraussichtlich die Fraktionschefin der Grünen, Beate-Marion Hoffmann, ein Gespräch mit der WAZ führen.