Hattingen. Altstadtbewohner beobachten Beinahe-Unfälle. Aber Hattingen überzeugt Ministerium mit Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit. Meinungen.

Was die Fahrrad- und Fußgängerfreundlichkeit in der Innenstadt angeht, herrschen unterschiedliche Meinungen. Aber das Verkehrsministerium nimmt Hattingen für zwei Jahre in die „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V.“ (AGFS NRW) auf. Was Bürgerinnen und Bürger sagen.

Am Freitag (24.5.) soll die Urkunde für die Mitgliedschaft übergeben werden. Hattingen punktet mit Glückauf-Trasse, asphaltiertem Ruhrtal-Radweg, Umgestaltung der Thingstraße, neuen Fahrradstraßen, Skatepark, „Walking Bus“ und „Stadtradeln“. Positiv soll die Verteilung der verschiedenen Verkehrsmittel im Stadtgebiet aufgefallen sein. Auch der Blick in die Zukunft scheint überzeugt zu haben mit Ruhrpromenaden-Planung und dem Willen, die Stadt fußgänger- und fahrradfreundlicher zu gestalten.

Fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadt: Hattingen muss Auflagen erfüllen

Das Netzwerk unterstützt künftig Hattingen bei Planung, Konzeption und Umsetzung von Projekten - mit Fördermitteln und Rat. Aber: Innerhalb dieser Zeit muss Hattingen Auflagen erfüllen. Der Ausbau der Nahmobilität steht da im Fokus, Lücken im Radwege-Netz sollten möglichst geschlossen - und Gehwege von Radwegen getrennt werden.

Glückauf-Trasse

Einen Sachstandsbericht zur Überplanung der Glückauf-Trasse legt die Verwaltung den Politikern vor. Vorgesehen sind eine Veränderung der Oberflächenbefestigung hin zur Asphaltierung und Verbesserungen der Verkehrssicherheit.

Einige Details: Die Trasse soll eine Ausbaubreite von 3,50 Meter plus 50 Zentimeter breite Banketten an den Wegrändern erhalten. An den beiden Asphalträndern wird je reflektierender Belag angebracht, der auch bei Dunkelheit der Orientierung und Sicherheit dient.

Die Trasse soll im Einmündungsbereich zur Feuerwehr Bredenscheid leicht versetzt werden, so dass ein von der Bredenscheider Straße abbiegendes Auto nicht auf der Straße, sondern im Einmündungsbereich halten kann. Vier Zufahrtsrampen sollen erneuert und ausgebaut werden. Eine soll den Zugang zum Spielplatz „Am Bahnhof“ in Oberbredenscheid erheblich verbessern. Alte Absturzsicherungen an der Nierenhofer Straße und der Grünstraße sowie bei Brückenbauwerken sollen ausgewechselt werden.

Kosten: 2,74 Millionen Euro, die Fördersumme beträgt laut Verwaltung 2,6 Millionen Euro. Thema im nicht-öffentlichen Teil des Bauauschusses wird sein: der Ausbau des Radweges im Bereich Air Products.

Letzteres aber passiert in Hattingen gerade in der City nicht. Der Ausschuss für Umwelt, Mobilität und Klimaschutz hat erst im November 2023 beschlossen, dass die gesamte Fußgängerzone mit einigen Ausnahmen für den Radverkehr ganztägig freigegeben wird. Nur in einigen Bereichen ist das Radfahren zu keiner Zeit erlaubt. Fürs Radfahren in der City ist jetzt nur noch eine Widmung der Fußgängerzone auch für Radahrende seitens der Politik notwendig.

Altstadtbewohnerin zum Radeln in der City: „Lösung wird niemandem gerecht“

Das Radeln in der Fußgängerzone ruft viele Bürgerinnen und Bürger auf den Plan: „Man wird mit dieser Lösung niemandem gerecht“, sagt Ina Schröter, „vomFass“ Hattingen an der Großen Weilstraße. „Ich sehe täglich, wie schnell in der Innenstadt teilweise gefahren wird. Ich habe immer Angst, dass einem Kind oder älterem Menschen mal etwas passiert. Selbst bei Festen wird nicht abgestiegen.“ Sie radelt selbst, sieht aber den „Fußgänger als das schwächste Glied“.

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Brigitte Zabel wohnt in der Altstadt. Sie fährt gern Rad, lobt das Radwege-Netz. Aber: „Die Altstadt muss fahrradfrei sein.“ Teils in Gruppen selbst am Samstag würden Radfahrende durch die City rauschen. E-Bikes seien in der Innenstadt das Grauen in Tüten. Sie glaubt, dass ein zentraler Radparkplatz für 50 Räder inklusive Ladestation für E-Bikes Abhilfe schaffen könnte. Denn an sich freut sich die Hundehalterin über Radler.

Stadtführer: „Starke Lobby für alle zu Fuß-Gehenden fehlt“

Stadtführer Lars Friedrich von „Hattingen zu Fuss“: „Bisher fehlt eine starke Lobby für alle zu Fuß-Gehenden. Der Blick auf die schwächsten Verkehrsteilnehmenden ist kommunalpolitisch noch nicht ausreichend geschärft.“ Er unterstützt die Initiative „Fußgängerzone den Fußgängern“, laut der die Fußgängerzonge nicht fürs Radfahren konzipiert ist, weshalb es bei gemeinsamer Nutzung durch Fußgänger und Radler zu Unfällen, Konflikten, Unsicherheiten kommen kann. Seniorenforum, Bürger, Politiker unterstützen die Initiative.

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Nicht bedacht seien: häufige Regelverstöße Radfahrender, Bedürfnisse von Senioren, Kindern, Schaufenster-Bummelnden, Menschen mit Einschränkung, Kontrollmöglichkeiten, Einschätzungen von Polizei, Erkenntnisse der Unfallforschung.

Bernd Baumhold schlägt schon länger einen hängenden Geh- und Radweg an der Kosterbrücke vor.