Hattingen. Es geht um die Existenz der Tafel in Hattingen, die Hunderte mit Lebensmitteln versorgt: Ohne neue Helfer droht der Einrichtung jetzt das Aus.

Die Tafel in Hattingen kämpft mit massiven Problemen. Für unzählige Bedürftige bleiben die Türen immer wieder geschlossen. Und das hat gleich mehrere Gründe. Die sind für die Tafel mittlerweile existenzbedrohend.

Bei der Tafel in Hattingen gilt bereits seit knapp zwei Jahren ein Aufnahmestopp. Mit etwa 500 Klienten war sie an ihre Aufnahmegrenze gestoßen, als immer mehr Geflüchtete aus der Ukraine die Lebensmittelausgabe nutzten. Nur wenn jemand längere Zeit nicht da war, könne ein neuer nachrücken, erklärt Vorstand Georg Fink.

Ausgabe der Tafel muss ausfallen

Doch auch diejenigen, die bereits registriert sind, können inzwischen oft nicht mehr versorgt werden. Nahezu jede Woche muss eine Ausgabe, oder auch mal zwei, ausfallen. Und das teilweise, obwohl die Kisten mit Lebensmitteln gefüllt bereitstehen. Was fehlt, sind Helfer, mit denen die Ausgabe gestemmt werden kann.

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An diesem Tag steht Jürgen Sotzek, Geschäftsführer der Hattinger Tafel wieder selbst mit an den Kisten. Gemeinsam mit einer Helferin versucht er sein Möglichstes, die Ausgabe der Lebensmittel zu bewältigen. Die Aufgabe: Es müssen die schweren Kisten mit Lebensmittelspenden ausgepackt, sortiert, verteilt werden. Dafür brauche es eigentlich vier Leute, um alles zu schaffen, sagt Georg Fink. Dazu kommen Helfer, die die Waren an die Klienten ausgeben.

Geschäftsführer Jürgen Sotzek hilft mit, um eine Ausgabe zu ermöglichen. Doch ohne ehrenamtliche Helfer muss die Tafel geschlossen bleiben.
Geschäftsführer Jürgen Sotzek hilft mit, um eine Ausgabe zu ermöglichen. Doch ohne ehrenamtliche Helfer muss die Tafel geschlossen bleiben. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Doch heute ist nur eine Ehrenamtliche gekommen. Schweren Herzens müssen Sotzek und Fink die Ausgabe absagen und hoffen, dass die Lebensmittel am nächsten Tag ausgegeben werden können. „Man kann den Leuten ja auch nicht böse sein, wenn sie nicht kommen können. Alle machen das ehrenamtlich“, betont Georg Fink. Aber er ist verzweifelt. Denn die Lage spitzt sich zu.

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Zwar gebe es hin und wieder Unterstützung über das Jobcenter. Doch das ersetzt Ehrenamtliche längst nicht. „Vor Corona hatten wir diese Probleme nicht.“ Jetzt fehlen Helfer an allen Ecken. „Einige Ukrainerinnen helfen. Sonst könnten wir das gar nicht bewältigen“, berichtet Georg Fink. Gebaucht werden Ehrenamtliche jeden Tag, etwa zwischen 9 und 13 Uhr. Auch Männer sind gefragt, die die teilweise schweren Kisten heben können.

Ausgabezeiten der Tafel

Die Tafel in Hattingen befindet sich an der August-Bebel-Straße 21. Die Lebensmittelausgabe ist dort jeweils montags, mittwochs und freitags von 11.30 bis 12.30 Uhr. Im vergangenen Jahr hatte die Tafel ihre drei Außenstellen zeitweise schließen müssen, weil Lebensmittel nicht reichten. In diesem Jahr will man die Außenstellen bevorzugen. Dafür muss die Hauptstelle teilweise geschlossen bleiben.

Die Außenstellen befinden sich im Rauendahl an der Kirche Heilig Geist, Denkmalstraße 24 (dienstags 11 bis 12 Uhr), in Welper im Paul-Gerhardt-Haus, Marxstraße 23 (mittwochs 11 bis 12 Uhr) und in der Grundschule Haßlinghausen, Geschwister-Scholl-Straße 6 (freitags 11 bis 12 Uhr). Auch für die Belieferung der Außenstellen werden dringens Fahrer und Helfer gebraucht.

Aber auch Fahrer, die mit dem Tafel-Transporter die Lebensmittelspenden abholen können, werden händeringend gesucht. Sie wären ab 8 Uhr täglich im Einsatz. Nur ein Fahrer ist übrig geblieben. „Teilweise können wir die Spenden deshalb nicht abholen“, ist Fink frustriert.

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Und das, wo die Menge der gespendeten Lebensmittel ohnehin deutlich zurückgegangen ist. Supermärkte verkauften die Waren inzwischen lieber selbst zum reduzierten Preis. So käme es vor, dass 30 Leute an der Tafelausgabe warten, die Spenden aber nur für die Hälfte reichen.

Weil wir keine Fahrer haben, können wir die Spenden teilweise nicht abholen.“
Georg Fink - Vorstand Tafel Hattingen

Zwar erhält die Tafel auch private Lebensmittelspenden. Dafür ist sie sehr dankbar, doch deren Qualität ist leider nicht immer gut. Uralt-Konserven könne man nicht ausgeben, „wir haben Auflagen“, betont der Vorstand. Umso dankbarer ist er für die regelmäßigen Eier-Spenden vom Kneibelhof. Auch eine Aktion mit den Rotariern soll zusätzliche Lebensmittel bringen: Am 18. Mai gibt es bei Rewe Lenk in Blankenstein die Aktion „Kauf eins mehr“, bei der Supermarktkunden haltbare Lebensmittel für die Tafel kaufen.

Spendenkonten der Tafel

Spenden an die Tafel in Hattingen sind möglich bei der Sparkasse Hattingen, IBAN: DE14 4305 1040 0000 0751 27, BIC: WELADED1HTG oder bei der Volksbank Hattingen, IBAN: DE64 4526 1547 0140 7611 00, BIC: GENODEM1SPO.

Auch digitale Spenden werden angenommen unter www.betterplace.org/de/projects/120460-hattinger-tafel-e-v

Die ehrenamtlichen Betreiber der Tafel hoffen inständig, schnell Hilfe zu bekommen. Auch, weil die Not der Menschen nicht kleiner wird. Andere Tafeln berichten bereits, dass immer mehr Senioren das Angebot nutzen. Zwar beobachte er das in Hattingen bisher nicht, sagt Fink, „aber wenn ich sehe, wie Senioren auch hier in der Stadt in Abfalleimern nach Pfandflaschen suchen, werden wir das über kurz oder lang auch hier merken.“

Wer die Tafel unterstützen möchte, sollte sich melden unter 02324 707792

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