Hattingen. 2024 soll in Hattingen die erste vom Hochwasser 2021 zerstörte Brücke neu gebaut werden. Vorher wird kontrolliert, welche neuen Schäden es gibt.
Das Hochwasser über Weihnachten und den Jahreswechsel ist Geschichte. Folgenlos dürfte es für Hattingen aber nicht geblieben sein. Dabei arbeitet die Stadt noch intensiv an der Beseitigung der Schäden des Jahrhundert-Hochwassers 2021. Jetzt muss sich zeigen, was auf diese Millionenaufgabe noch obendrauf kommt.
Der Pegel liegt am Donnerstag (18.1.) bei 2,38 Metern - alles entspannt. Um die Weihnachtstage aber, da war die Ruhr auf sechs Meter angestiegen. Anders als vor dreieinhalb Jahren, als vor allem einst kleine Bäche zum Problem wurden, beschränkte sich das Hochwasser dieses Mal im Wesentlichen auf die Ruhr. Aber: Jedes Hochwasser zieht auch die Bereiche an den Bächen immer weiter in Mitleidenschaft.
Bauarbeiten im Wodantal in Hattingen starten im Frühjahr
„Es wird jetzt eine Sonderprüfung geben, ob sich der Schaden erhöht hat“, erklärt Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Erst im Oktober hatte die Stadt die Zusage über eine Millionenhilfe vom Land bekommen. Mehr als zwölf Millionen Euro sollen beim Wiederaufbau und Neubau von 15 betroffenen Brücken helfen.
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Doch die Vorbereitungen und Baumaßnahmen sind teilweise sehr komplex. So kann in diesem Jahr erst die erste der zerstörten Brücken neu gebaut werden. Im Frühjahr, wenn das Wetter besser ist, starten die Bauarbeiten im Wodantal 21-25, kündigt Wegemann an.
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Eigenes Zuhause schützen
Feuerwehrchef Tomas Stanke rät den Hattingern, auch selbst vorzusorgen: „Eigenschutz ist oft die einzige Möglichkeit, um den Schaden möglichst klein zu halten und das Gebäude schnell wieder nutzbar zu machen.“ Technische Maßnahmen am Gebäude können es widerstandsfähiger gegenüber Hochwasser und Starkregen machen.
Beispiele sind:
- Rückstau-Sicherung in tiefer gelegenen Räumen zum Schutz vor eintretendem Wasser durch die Kanalisation
- Stromversorgungsanlagen in oberen Stockwerken installieren
- Keine Lagerung von Wertgegenständen im Keller
- Wahl weniger empfindlicher Baustoffe im Kellerbereich
Ob Bürgerinnen und Bürger von der Gefahr einer Überschwemmung betroffen sind, erfahren diese auf der offiziellen Hochwassergefahrenkarte www.uesg.nrw.de.
Weitere Tipps gibt es beim Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz www.bbk.bund.de
Pegelstände können hier abgefragt werden: www.talsperrenleitzentrale-ruhr.de
Welche Auswirkungen das jüngste Hochwasser hatte, zeigt die Prüfung in den kommenden Tagen. Vorab ziehen Stadt und Feuerwehr ein positives Fazit zum Umgang mit der Lage um Weihnachten und fühlen sich auf weitere Ereignisse gut vorbereitet. „Wir waren in engem Austausch mit dem Ruhrverband und anderen Behörden und wurden von diesen kontinuierlich über die Entwicklung informiert, um Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergreifen zu können. So wurden Straßen in den Hochwasserbereichen abgesperrt und Warnhinweise aufgestellt“, erläutert Feuerwehrchef Tomas Stanke.
Beruhigung für Bürger in Hattingen
Weil das Wasser durch den Dauerregen langsamer stieg, habe man Zeit gehabt, sich ein Bild zu verschaffen. „Wir haben neuralgische Punkte definiert und Kontrollfahrten durchgeführt. Durch unsere Präsenz waren wir im Stadtgebiet sichtbar, das hat die Bürgerinnen und Bürger beruhigt. Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen“, weiß der Chef der hauptamtlichen und freiwilligen Feuerwehr.
Durch technischen Hochwasserschutz durch Dämme, Rückhaltebecken oder Mauern sei schon viel erreicht worden. Jedoch könnte ein Hochwasser immer wieder die Leistungsfähigkeit der technischen Maßnahmen überfordern.
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Ein großes Projekt, das das Ruhrwasser im Ernstfall in geordnete Bahnen lenken soll, liegt unterdessen weiter brach: Seit mittlerweile zehn Jahren wird über den Umbau des Ruhrbogens diskutiert. Die Pläne sind sogar noch Jahre älter. Gegen das Projekt der Bezirksregierung Düsseldorf begehrte eine Gruppe von Hattingern erfolgreich auf. Seit langem ist dazu nun Funkstille. „Davon haben wir auch nichts mehr gehört“, erklärt Susanne Wegemann für die Stadt.
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Seit 2021 gab es von der Bezirksregierung keinen neuen offiziellen Anlauf zur Umsetzung des Projekts. Stand damals: Die Planung ist erneut auf dem Prüfstand. Ein Planungsbüro soll auch Trockenperioden noch einmal in die Überlegungen zur Umgestaltung des Ruhrbogens einbeziehen.